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„Keaton war mein bester Freund." Flüsterte ich unter einem Schniefen.

Wir lagen gemeinsam in meinem alten Bett, in welches ich mich so oft in den Schlaf geweint hatte, dass ich immer noch die nässe der Kissen spüren konnte. Ich lag so nah bei ihm, dass nicht einmal ein Stück, der weichen, Bettdecke zwischen uns passte, unsere Beine waren ein großer Knoten. Meine Arme hatte ich um seine Taille geschlungen, während seine mich umklammert hielten, als hätte er Angst, dass ich sonst auseinander brechen könnte. Immer wieder strich er mir durch die Haare.

Er sagte nichts und dafür war ich ihm dankbar, es schien als würde er darauf warten, dass ich von mir aus anfing zu sprechen, um ihm, meine Panikattacke und den Nervenzusammenbruch zu erklären. Und bei Gott, ich wusste das es ihm schwerfiel nicht aufzustehen und einfach irgendjemanden umzulegen. Immer wieder sah ich seine Muskeln zucken, als wöllte er aufstehen, entschied sich aber immer dagegen und umklammerte mich fester. Meine Tränen durchsickerten sein T-Shirt.

Ich hob den Kopf um ihn ansehen zu können. Das was ich ihm jetzt sagen würde, musste ich ihm von Angesicht zu Angesicht erzählen und nicht irgendwie in seine Brust murmeln.

„Wir sind seit unserer Grundschule in dieselbe Klasse gegangen. Seine Eltern waren ebenfalls ziemlich reich, weshalb sie ihm dieselbe Ausbildung ermöglichten, wie mir meine Eltern." Noch ein schniefen, meinerseits. Kyle beobachtete jede Regung in meinem Gesicht. „Wir hatten nicht viel Kontakt zu einander. Wie auch? Er war der beliebteste Junge der gesamten Grundschule, wobei 'beliebt' da auch etwas anderes bedeutet hatte. Naja, und ich war eben ich. Ich hatte mich schon seit klein auf lieber mit meinen Büchern beschäftigt und die anderen Kinder heimlich 'Muggel' genannt, wenn sie nicht hin hörten." Ein heiseres Lachen entwich mir. „Eines Tages kam meine Mutter in mein Zimmer und meinte sie hätte mich bei einer Eiskunstlauf-AG angemeldet. Ich war davon nicht wirklich begeistert. Wie auch? Meine Welt spielte zwischen den Zeilen meiner Bücher.

Das erste Mal, als ich auf dem Eis stand, war eine Katastrophe. Ich lag mehr auf dem Eis, als das ich stand." Ich kicherte, als ich mich daran erinnerte. „'Das Eis war an dem Tag einfach ziemlich glatt', meinte mein Vater am selben Abend noch. Aber es war einfach mein nicht vorhandenes Talent, Eis zu laufen." Nun lächelte Kyle auch. So wunderschön.

„Ich wollte nie wieder auf das Eis, die anderen Kinder hatten mich ausgelacht und die Trainerin wusste nicht einmal meinen Namen, aber Mutter zwang mich, die AG, weiterhin zu besuchen, ansonsten würde sie mir den neuen Teil eines Buches, über ein magisches Elfenreich, nicht kaufen, der in den nächsten drei Wochen erscheinen würde. Ich war sechs Jahre zu dem Zeitpunkt, musst du wissen." Er lächelte wieder. Ich lächelte auch. Wir beide lächelten einander an. „So ging ich also wieder und wieder hin, bis ich irgendwann tatsächlich auf Schlittschuhen stehen konnte. Wider aller Willen, machte es mir unglaublichen Spaß, die anderen Kinder lachten nicht mehr und die Trainerin – Kayla war ihr Name – war eigentlich super freundlich und kannte nun meinen Namen.

Aber eines Tages bekamen wir einen neuen Jungen in unseren Kurs." Ich ließ eine Pause und holte tief Luft. „Keaton. Anfangs lief alles ziemlich gut, er machte sein Ding, ich meins. Er ignorierte mich noch immer und in der Schule tat er so, als würde er mich nicht erkennen. Wir beide wurden zunehmend besser auf dem Eis, bis Kayla uns bei einem Paarlauf anmeldete, also ein Wettbewerb wo Mann und Frau eine gemeinsame Kür vortragen. Keaton war unglaublich angepisst, das wir zwei nun zusammen Zeit verbringen mussten, doch irgendwann fand er sich damit ab. Wir probten gemeinsam und lachten sogar ein paar Mal mit dem anderen, bis wir feststellten, dass wir gar nicht ganz so verschieden waren. Schleichend entwickelte sich eine Freundschaft zwischen uns, die unseren Sieg damals, stark beeinflusste, es ist wichtig, dass du mit deinem Partner auf dem Eis irgendeine Verbindung hast. Kayla hatte das auch oft gesagt. Weshalb wir nun öfter Zeit miteinander verbrachten." Kyles Blick verdunkelte sich ein wenig, doch seine Hand strich immer noch durch meine langen Haare. Vielleicht war das ein Tick von ihm, denn immer musste er meine Haare anfassen. „Wir wurden wirklich gute Freunde und Kayla meldete uns bei immer mehr Wettbewerben an. Irgendwann fing Keaton an mir kleine gelbe Zettel zu zustecken, bevor wir unseren großen Auftritt hatten. Sie machten mich glücklich, doch als ich sie vorhin wieder gesehen hatte, hätte ich sie am liebsten in Flammen aufgehen lassen." Ich drückte meine Nasenspitze an seinen Hals.

Like the fire inside meWo Geschichten leben. Entdecke jetzt