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Im Flugzeug - gegen 12:30 Uhr

Jetzt saß ich also hier. In einem beschissenen Privat Jet, – wenn nicht sogar der gleiche der mich damals auch in Amsterdam abgeholt hatte – starrte aus dem Fenster und fragte mich, ob das gerade eben wirklich passierte.

Neben und vor mir saß niemand, aber das war in Ordnung. Ich hatte mein Buch auf meinen Schoß gelegt, kurz vor dem Start, aber seit wir auch nur in der Luft flogen konnte ich das Buch nicht aufklappen. Es war wie durch einen magischen Zauber umgeben welchen ich nicht durchbrechen konnte. Ich war gezwungen aus dem Fenster zu schauen und Boston von oben zu sehen. Erst jetzt sah ich wirklich all die kleinen und großen Fabriken, die Hochhäuser und die nun immer kleiner werdenden Häuser. Ich musste zugeben, alle meine achtzehn Lebensjahre hatte ich nur in meiner kleinen Blase und der großen Villa meiner Eltern verbracht. Die Schule war für mich ein riesiges Privileg gewesen. Ich wusste, viele meine Mitschüler waren nie sonderlich begeistert gewesen, in die Schule zu gehen, doch mich hatte es irgendwie erfüllt. So blöd es auch klang. Ich hatte immer gute Noten und konnte auch einmal mit anderen Leuten reden. Doch als ich jetzt so hoch oben in der Luft war, konnte ich erst die Stadt wirklich erkennen in welcher ich achtzehn lange Jahre gelebt hatte.

Tief versunken in meinen Gedanken, bemerkte ich erst nach einer Minute wie sich jemand mir gegenüber hingesetzt und ebenfalls eine andere Person neben mich gesetzt hatte.

Kyle, wie zu erwarten, saß nun neben mir, ein großer Mann, mit blonden Haaren und ebenfalls einem schwarzen Anzug saß mir nun gegenüber. Er hatte blaue Augen und entsprach geradezu dem Idealbild eines Mannes; Muskelbepackt von oben bis unten, perfekte Gesichtszüge und einem leichten blonden Bartschatten. Dennoch empfand ich ihm gegenüber keinerlei Anziehungskraft, was mich doch ein wenig verwunderte. Er sah gut aus. Verdammt gut. Aber weshalb er trotzdem hier mit uns in diesem Flugzeug saß, war mir schleierhaft.

„Das ist Enzo." Sagte Kyle neben mir, wie als hatte er meine Gedanken gelesen. Ich starrte ihn kurz, an doch richtete meine Aufmerksamkeit dann auf den Mann vor mir.

„Hi, ich bin Elliana, du kannst mich aber gerne Ellie nennen. Wir müssen ja wohl oder übel, nun ein bisschen Zeit gemeinsam verbringen." Sagte ich ihm daher und warf ihm ein kurzes, aber freundliches, Lächeln zu. Sein Gesichtsausdruck blieb aber starr. Keine Regung nichts. Nicht mal ein einfaches Nicken bekam ich.

Na super, dass konnte ja lustig werden.

„Enzo ist kein Mann, vieler Worte." Sagte Kyle neben mir und erst da realisierte ich, dass ich das laut ausgesprochen hatte. Verdammt.

Ich wollte Kyle gerade eben noch etwas fragen, als er sich auch schon wieder seinem Handy zugewandt hatte und mir keinerlei Aufmerksamkeit mehr schenkte. Tief im inneren kränkte es mich irgendwie, aber ich müsste mich wohl oder übel damit abfinden, denn viel Aufmerksamkeit würde ich nicht von ihm, in unserer Ehe, bekommen.

Ich begann mein Buch zu lesen, unterbrach aber dennoch ein paarmal, um einen weiteren Versuch zu starten mit Enzo zu reden. Nur leider hatte er nicht das Bedürfnis mit mir zu reden, weshalb er mich einfach strikt ignorierte. Irgendwann gab ich es auf und konzentrierte mich einzig, auf mein halb angefangenes Buch.


Like the fire inside meWo Geschichten leben. Entdecke jetzt