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Privatjet – drei Wochen später

„Einen Scotch auf Eis."

„Kann ich Ihnen sonst noch irgendetwas bringen, Mister Rigon?" Fragte die Blonde, ein Meter siebzig große Flugbegleiterin, Kyle euphorisch und drückte ihre Doppel-D-Silikon-Brüste beinahe in sein Gesicht. Kyle schien davon nicht weiter beeindruckt zu sein, wie oft er wahrscheinlich schon in solchen Situationen war will ich mir eigentlich gar nicht vorstellen. Sein Blick ruhte auf mir. Fragend.

„Ähm, haben sie Cherry Cola?" fragte ich sie, wirklich höflicher als ich in dieser Situation eigentlich hätte sein sollen.

Ihre Augen, die mit einigen Schichten zu viel Mascara umrandet waren, richteten sich auf mich. Hätte sie ein Insekt in ihrer Zimmerecke so angestarrt, wie mich in diesem Moment, wäre es wahrscheinlich vor ihr geflohen, doch ich richtete mich noch ein wenig gerader in dem bequemen Ledersitz auf und legte provozierend meine beiden Hände auf den Tisch vor mir, sodass sie den Verlobungs- und Ehering bestaunen konnte, die zusammen bestimmt mehr gekostet hatten als ihr gesamter Kleiderschrank. Kurz zuckte ihr Blick auf meine Hände und zeigte etwas wie Einsicht oder gar Reue, doch sofort klärte er sich wieder und die gewohnte Herablässigkeit war wieder da.

„Ja, haben wir." Sagte sie mit einem anwiderndem Gesichtsausdruck. „Wollen sie etwa eine?" schob sie provozierend hinter her.

Ich wollte schon zu einer ebenfalls herablassenden Antwort neigen, als Kyle sich einschaltete.

„Bringen sie jede verdammte Cola-Sorte die sie in diesem Flugzeug finden werden, danach ihr Kündigungsschreiben." Sagte er mit so einer Barschheit in der Stimme, dass ich glaubte das Eis vor Kälte knacken gehört zu haben.

„Ja, Sir." Sagte sie beschwichtigend und flitzte auf ihren zwölf-Zentimeter-High-Heels davon.

Vor Wut starrte ich aus dem Fenster. Ich wusste gar nicht auf, wenn ich mehr sauer sein sollte. Darauf, dass sie mich behandelte wie ein unerzogenes Kleinkind oder aber das Kyle mich anscheinend vertreten musste und dachte ich würde nicht selbst mit dieser Schnepfe fertig werden. Ich atmete tief durch und dachte daran, dass ich keine drei Jahre alt war und nicht meine liebste Eis Sorte bekam. Langsam drehte ich mich um und sah, dass Kyle mich wieder so unergründlich musterte.

Ein lautes klatschen riss mich aus dem Blickkontakt und Kopf schnellte automatisch zu der wütenden Flugbegleiterin, die ihre Botox Lippen zu einem schmalen Strich zusammenpresste. Die braune Flüssigkeit aus Kyles Drink schwappte ein wenig über und tropfte mit einem platschen auf den teuren Tisch zwischen uns. Als hätte sie Feuer unter ihrem runden Hintern, stellte sie Flasche um Flasche vor mir ab und ich fragte mich wie ich diese Cola Flut jemals trinken sollte. Sie zischte eingeschnappt wieder ab. Aus dem Augenwinkel sah ich wie Kyle schon aufstehen wollte, doch ich nahm in kurzerhand bei der Hand und bedeutete ihm, sich wieder hinzusetzen. Wiederwillig setzte er sich.

„Wie soll ich diese Cola denn jemals alleine austrinken?" fragte ich ihn um ihn auf andere Gedanken zu bringen. „Bee wird sich freuen, wenn wir in Boston mit zwanzig verschiedenen Cola Geschmacksrichtungen aussteigen."

Drei Wochen waren seit unserem Telefonat vergangen und die Zeit in der Villa war wirklich mehr als erträglich. Frühs aß ich meistens mit Sam, Ruth und den anderen in der Personalabteilung. Ich hatte ihnen schon mehrfach angeboten, umzuziehen; in das große Esszimmer, welches nur benutzt wurde, wenn Kyle mit mir zusammen aß. Es war immernoch selten, doch ab und an war er zum Mittag oder auch zum Abendbrot da. Amalia ließ nun auch wieder öfter von sich hören. Sie meinte sie und Gastone, ihr Mann, hätten große Neuigkeiten für uns, weshalb ich schon ganz gespannt darauf war, was sie mir dann später noch erzählen wollte. Alessia hatte uns auch eines Abends besucht. Ich glaubte das war einer mit der schönsten Abende in letzter Zeit. Wir hatten die ganze Zeit geredet und ganz anders als meine Vermutung war, war Kyles Gesicht genauso entspannt und weich wie wenn wir alleine waren. Und bei Gott, wir waren allein. Öfters. Nachts. Wir lagen manchmal stundenlang im Bett und starrten einfach einander an. Seine Hand strich oft durch mein Haar, während meine Finger sein Gesicht erkundeten. Die kleine fast unsichtbaren Sommersprossen auf seiner Nase, die kleine Kerbe in seinen Augenbrauen, der winzige Leberfleck hinter seinem Ohr, den ich manchmal küsste. Genauso wie die Kerbe in seinen Augenbrauen und die fast unsichtbaren Sommersprossen. Es gab wenige Stellen die ich noch nicht geküsst hatte. Kyle ließ auch nichts anbrennen, seine Hände wanderten gerne meine Kurven entlang, über meine Arme, meine Taille, meine Hüfte. Weiter nach unten. Jede Stelle an meinem Hals hatte er mit seinem Mund schon einmal erkundet. Aber dennoch waren wir noch nie weiter gegangen. Ich wurde zunehmend sicherer in seiner Gegend, denn mir war klar, dass er mir niemals etwas tun würde, dennoch war das Thema „Sex" noch irgendwie ein No-Go.

Like the fire inside meWo Geschichten leben. Entdecke jetzt