Rigon Mansion – nächster Morgen
Ein raues Kratzen, unterbrach den Traum von Leonardo DiCaprio und mir, als wir gerade eben dabei waren, die Titanic entlang zu rennen. Das Kratzen wurde immer lauter, weshalb ich blinzelnd die Augen öffnete. Ich hätte schwören können, noch eine Sekunde länger und Leo wäre mir vor überschwänglicher Liebe, fast um den Hals gefallen.
Es war unangenehm hell im Raum, dennoch fühlte ich mich wie auf einer Wolke. Verdutzt schaute ich mich um und merkte erst beim zweiten Mal, dass ich mich in unserem Schlafzimmer befand. Wie war ich hierhergekommen? Ich lag doch gestern noch in der Bibliothek, oder war ich im schlaftrunkenen Zustand hier hoch getapst?
Das Kratzen wurde lauter, weshalb ich meine Beine über das bequeme Bett schwang und zur Zimmertür eilte. Vorsichtig drückte ich die Klinke herunter und blickte in große blaue Kulleraugen, die mich bittend ansahen. In Sekundenschnelle tapste er näher und schmiegte sich an meine Beine. Lächelnd setzte ich mich auf den Boden und kraulte Ash hinter einem seiner kleinen Ohren. Er schnurrte und schmiegte sich in meine Handfläche.
So saßen wir beide zwei Minuten auf dem Boden und begrüßten den Morgen.
Langsam ließ ich Ash los und machte mich wieder zurück in unser Schlafzimmer, ich musste unbedingt Zähne putzen, ich hasste diesen Geschmack nach dem aufwachen im Mund. Doch als ich das Zimmer betrat, wurde mir auf einmal bewusst, dass ich nicht alleine in dem großen Bett geschlafen haben musste, denn die rechte Seite des Bettes war verwuschelt. Ein dicker Klos bildete sich in meinem Hals. Ich hatte noch nie neben einem Mann geschlafen. Schon gar nicht neben so einem, wie Kyle.
Auch wenn der Kuss von gestern etwas in mir ausgelöst hatte – und das hatte er – war, neben einander einschlafen, noch einmal eine ganz andere Sache.
Schnell rannte ich durch das große Zimmer, geradewegs auf die Badezimmertür zu, weil ich eine miese Vorahnung hatte. Doch als ich die Tür aufriss, streckte sich mir nur der elegante, schwarzweiße Marmor entgegen.
Die unbewusst angehaltene Luft, verließ meine Lungen und ich machte die Tür hinter mir zu. Schnell duschte ich, kämmte meine Haare und putzte mir die Zähne. Nur mit einem Handtuch bekleidet, ging ich in das große Ankleidezimmer und holte mir einen karierten beige farbenen Rock, ein weißes Top und meinen liebsten und größten, weißen Cardigan heraus. Schuhe zog ich keine an. Ich befand mich schließlich, in meinem neuen Zuhause.
Meine braunen Haare lockten sich an den Spitzen, vom Duschen, und waren heute erstaunlich schnell getrocknet.
Ash kreiste um meine Beine und wollte wahrscheinlich wieder gestreichelt werden, doch ich hatte einen Plan, den mein grummelnder Magen bestätigte. Ich schritt durch die große Zimmertür und machte mich auf den Weg, die Treppen herunter. Ash lief mir hinterher, was ich nur mit einem Lächeln quittierte. Der Kater war einfach Zucker.
Schon von weitem hörte ich Stimmengewirr und in der Eingangshalle war ein richtiges Treiben. Große Männer, alle meist in einem schwarzen Anzug liefen herum, Frauen in Uniformen und noch ein Haufen anderer Leute waren unterwegs. Ich fühlte mich wie in einer Oper. Überall passierte etwas und man wusste nicht, wo man zuerst hinschauen sollte.
Langsam, ging ich die letzten Treppenstufen herunter und Ash rauschte an mir vorbei, mitten in das Gewühl, was einige Leute aufstöhnen ließ. Erst als ich unten ankam, zogen sich sämtliche Blicke auf mich, die meisten zuckten zusammen und schauten schnell wieder weg, wie als hätte ich eine unglaublich schlimme, tötende Krankheit, die nur durchs anschauen übertragen werden konnte.
„Morgen." Sagte ich in die Runde und die meisten schenkten mir, ein leichtes Nicken. Wieso zum Henker, kam ich mir vor wie eine Königin, die mit ihren Untertanen sprach?
Ich huschte schnell wieder aus der Eingangshalle weg, in die andere Richtung. Küche.
Kyle hatte gestern nur kurz angedeutet wo diese sich befand, doch ich hätte sie auch so gefunden. Es duftete so lecker nach Frühstück, Ei und...ja es roch einfach nach Frühstück.
Ich bog in die Küche in welcher auch großes Treiben herrschte. Eine kleine, ältere Frau stand an einem Herd und warf eine Pfanne, gefüllt mit einem Pancake, in die Luft. Sie hatte graue Haare, welche straff in einem Dutt, nach hinten gebunden waren.
„Guten Morgen." Sagte ich und sie drehte sich erschrocken um. Eine Schwingtür befand sich direkt neben dem Herd, durch welche gerade ein kleines dünnes Mädchen kam, welches nicht viel älter als ich, sein konnte. Mit großen braunen Rehaugen und offenem Mund starrte sie mich an. Die Frau an dem Herd tat es ihr gleich, nur dass sie viele tiefe Falten im Gesicht besaß.
Ich lächelte beide an und wartete ob eine von ihnen etwas sagen würde. Wie als wären beide aus ihrem Schock gerissen worden, straften sie die Schultern, legten fast gleichzeitig ein formelles Lächeln, auf die Lippen und kamen auf mich zu.
„Hallo, mein Name ist Ruth und das hier ist Samara." Sagte die ältere Dame freundlich zu mir und ich schenkte beiden ein warmes Lächeln. „Entschuldigen sie bitte, dass wir sie so angestarrt haben, aber ich denke ich kann für uns beide sprechen, wenn ich sage das sie wunderschön sind." Sagte sie und senkte ihren Blick auf den Boden.
„Vielen Dank für das Kompliment, das bedeutet mir viel. Ich bin im übrigen Elliana, nennen sie mich aber bitte einfach nur Ellie" Sagte ich mit einem warmen Lächeln und hoffte mich so graziöse rauszuschmuggeln. Ich konnte es noch nie wirklich ab, wenn Leute mir Komplimente, wegen meinem Aussehen machten. Viele Verglichen mich auch gerne mit Thylane Blondeau, obwohl sie um Welten schöner war.
Sie nickte freundlich und Samara schenkte mir ein aufrichtiges Lächeln. Immerhin, schauten sie mich an. Das war ein großer Fortschritt.
„Also, möchten sie Frühstück, Miss Elliana?" fragte Ruth mich. Ich warf ihr einen gespielt strengen Blick zu, den sie nur mit einem Schulterzucken quittierte.
Lächelnd nickte ich ihr zu. Samara hatte bis jetzt noch kein Wort gesprochen, weshalb ich das Gefühl verspürte mit ihr zu sprechen.
„Wie alt bist du Samara?" fragte ich sie deshalb mit einem warmen Lächeln.
„Sechzehn." Antwortete sie zaghaft. Fast als hätte sie Angst vor mir. Ihre Hände zitterten und sie schaute auf den Boden. Ertappt versteckte sie ihre zarten Hände, hinter ihrem Rücken, als sie merkte das ich sie beobachtet hatte.
Mir blieb die Spucke weg. Kein Ton wollte sich aus meiner Kehle befreien, ich konnte sie nur weiterhin anstarren. Sie war sechzehn! Sechzehn! Was dachte sich Kyle dabei, eine sechzehnjährige für sich arbeiten zu lassen?!
„Was möchten sie zum Frühstück?" fragte Ruth mich.
„Ein einfacher Smoothie reicht mir. Ich bin nicht so, der Frühstücks-Mensch." Erwiderte ich lächelnd und schaute wieder Samara an, die ganz auf ihren faltenfreien Rock konzentriert war.
„Ich stelle ihnen den Smoothie, in das Esszimmer." Sagte sie mit einem Lächeln. „Haben sie sonst irgendwelche Allergien, damit ich mein Essen überdenken kann." Fragte sie mich herzlich.
„Ich habe eine Haselnussallergie, aber ansonsten ist alles in Ordnung." Sagte ich ihr. „Samara haben sie eine Sekunde Zeit für mich." Richtete ich nun die Frage an die kleine zierliche Gestalt vor mir.
Zaghaft nickte sie.
„Gut, dann kommen sie Mal mit." Sagte ich und schenkte ihr ein Lächeln. Ich wollte sie bei der Hand nehmen, doch als ich sie gerade berühren wollte, zuckte sie heftig zusammen und ihre Brust hob und senkte sich unglaublich schnell. Meine schlimmste Vermutung wurde ein wenig bestätigt, weshalb ich zu allen Göttern betete, dass Kyle dieses schutzlose kleine Mädchen nicht angefasst oder derartige andere Sachen mit ihr angestellt hatte. Bitte.
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gerne voten <3
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Like the fire inside me
RomanceBAND 1 Mit gerade einmal siebzehn Jahren, wurde Elliana, die Tochter eines Mafia-Soldaten, dem zukünftigen Capo, von der Los Angeles Donella, versprochen; Kyle, welcher kaltblütiger ist, als jeder andere Mann auf dem Planeten und nicht davor zurück...