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In Ellie's alten Zimmer – circa einen Monat später, eine halbe Stunde vor der Hochzeit

„Und? Was sagen sie?" fragte mich die Stylistin – Sara – die in den letzten zwei Stunden, meine Haare sowie mein Make-up gemacht hatte. Sie war eine junge Frau, in ihren goldigen Mitte zwanzig, mit hoch toupierten gelben Haaren und roten Kontaktlinsen. Als ich sie das erste Mal gesehen hatte, hatte ich irgendwie Angst vor ihr bekommen, doch in den letzten zwei Stunden hatte sie mir viel darüber erzählt, dass sie einen Traum als Maskenbildnerin anstrebt, aber zurzeit nur Hochzeits-Make-up machen kann, weil sie sich und ihren kranken Hund Radar - ja er heißt, wirklich so und ist auch eigentlich eine sie – über Wasser halten musste.

In meinem Brautkleid, den wunderschönen halb hochgesteckten Haaren und dem Make-up sah ich mindestens zwei Jahre älter aus. Obwohl ich nie wirklich ein Fan von all den Brautkleidern und solchen Videos war musste ich schon zugeben, dass dieses Kleid was ich nun hier heute trug unglaublich schön war. Es war natürlich Bodenlang und besaß einen großen V-Ausschnitt. Bis zu meiner Taille waren kleine Blumen Ranken eingenäht worden und ab und an fand man kleine Glitzersteine wieder die nicht übertrieben rüberkamen. Ab meiner Taille an liefen die Ranken wie in einem Farbüberlauf aus und wenig weißer Tüll, umfüllte meine Beine. Ich hatte drauf bestanden, dass es nichts außergewöhnlich Obszönes sein sollte und freute mich das ich mir dieses Kleid ausgesucht hatte. Es war nicht so prunkvoll wie der beschissene Ring an meinem Finger, dennoch vermittelte es aber allen anderen Frauen die auch nur daran dachten mit Kyle etwas zu unternehmen, die klare Botschaft das er nicht mehr zur Verfügung stand.

„Danke, ich sehe wunderschön aus." Sagte ich ohne, dass es eingebildet klang. Auch wenn dieser Tag von mir verflucht wurde, sah ich immerhin bombastisch aus, was mich gleich eine Drehung um die eigene Achse machen ließ.

„Gerne. Ich muss sie jetzt leider auch schon wieder alleine lassen. Ich darf nur bis zehn Uhr hier drin sein." Sagte sie, mit einem dünnen Lächeln und fing dann an ihre Sachen schnell in ihre kleinen Kosmetikkoffer zu werfen. Ich hatte ihre Gesellschaft genossen. Auch wenn wir von Grund auf zwei verschiedene Charaktere waren, haben wir gut mit einander harmoniert.

Weil es schon zwei Minuten vor zehn Uhr waren, kramte ich sämtliche Pinsel, von der großen, mit Marmor besetzten, Ablagefläche und warf sie in kleinere graue Taschen, mit pink bedruckten Aufschriften.

Punkt zehn Uhr verließ Sara mein altes Zimmer und ließ mich allein zurück. Ich stand immernoch vor dem großen Spiegel, welchen Vater ein vermögen gekostet hat. Er war mit echtem Gold besetzt, sah aber gleichzeitig aus wie ein historischer Bilderrahmen. Nur das kein Bild von irgendeinem bekannten Menschen drinnen steckte, sondern meine Ängstliche Fassade zu erkennen war.

Das Kleid konnte meine Angst vor dem heutigem Tag nicht mildern. Es machte es nur noch schlimmer. Aufgebracht, wie ein Junkie auf Entzug, hüpfte ich durch mein Zimmer und blieb vor meinem großen, nun halb vollen, Bücherregal stehen.

War es komisch das ich mich darauf freute, meine Lieblingsbücher bald wieder auspacken zu dürfen? Es hatte mich große Überwindung gekostet sie erst in Kartons zu verpacken, aber nun freute ich mich schon sie morgen früh in meinem neuen zu Hause in L.A. auszupacken.

L.A.?!

Ich würde bald nach L.A. ziehen! War das zu glauben?

Ich hatte keine Sekunde länger Zeit darüber nachzudenken, denn meine Zimmertür wurde in einem großen Schwung aufgerissen und Amalia, Bea und Mutter kamen zum Vorschein. Hinter ihnen war noch eine Gestalt die ich erst nicht ausmachen konnte. Doch als ich die langen schwarzen Haare, das typische rote Kleid und die zierliche Figur sah, wusste ich das es Alessia war. Amalia und Bea hatten fast dieselben Kleider an, weil sie meine beiden Trauzeuginnen waren. Ihre Kleider wurden beide von Bea gemacht und schmiegten sich nun graziös, an die Körper, der beiden an. Bea hatte sich für ein sanftes rosa entschieden, es aber so schön aufgepeppt, dass ich mich fragte wer eigentlich heute die Braut war. Mutter hatte ein bodenlanges blaues Kleid an und ihre braunen Haare zum Anlass des Tages gelockt. Ihre Gefühle konnte ich nicht einschätzen, in ihren Augen lag Trauer, dennoch hatte sie ein Lächeln auf dem Gesicht. Ich wollte zu ihr rennen und mich in ihre Arme schmeißen, doch ich wusste das würde sie nicht erlauben, weil es das Kleid ruinieren könnte. Alessia stellte sich neben meine Mutter und ich musste Grinsen, weil sie trotz ihrer schwarzen hohen High Heels, einen ganzen Kopf kleiner war als meine Mutter. Sie lächelte mich an und fuhr sich in einer fahrigen Bewegung durch die Haare. Wieso sah diese Frau nur aus wie ein verdammter Gott?

Like the fire inside meWo Geschichten leben. Entdecke jetzt