36 - unkomplizierter als Gedacht

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Der erste Morgen mit einem Kind ist doch etwas einfacher verlaufen als ich dachte. Ohne Widerrede ist Harry aufgestanden, hat sich für die Schule fertig gemacht und ist sogar in den Schulbus gestiegen, der die Kinder auf direktem Weg in die Schule bringt. Am liebsten wäre ich mit in den Bus gestiegen und zur Schule gefahren, ich vermisse es zu arbeiten. Nachdem ich mir versichert habe, dass Harry im Bus ist, habe ich mich an den Schreibtisch gesetzt. Ich will die Gesellschaft offener für Homosexuelle und alle, die nicht straight sind, verständnisvoller machen. Dies benötigt aber einiges an Planung und vor allem Aufmerksamkeit in den Medien. Aber es sollte ja nicht so schwer werden, einen Anruf bei meinem Vater. Ich könnte sicherlich auch ohne meinen Vater einige Reporter erreichen. Bis es aber soweit ist, wird noch ein wenig Zeit vergehen.

Beim nächsten Blick auf die Uhr, merke ich, wie schnell die Zeit doch vergangen ist und Harry ist wieder da Laut seinem Kalender hat er heute Schwimmtraining, aber davor möchte ich noch, dass er etwas isst, er hat abgenommen und das nicht gerade wenig. Gleichzeitig ist er auch um einiges gewachsen, seine Hosen sind zu kurz, wie auch seine Hemdsärmel. " Ich hole dich später ab", verspreche ich ihn und sehe dabei zu, wie er mit den anderen Kindern in das Schwimmbad verschwindet.

Nichts mit meiner Zeit anzufangen, laufe ich ein wenig durch London, mache noch ein paar Einkäufe und warte eigentlich nur darauf, dass ich Harry wieder abholen kann. Er sitzt vor dem Schwimmbad auf einer Steinauer unf sieht ein wenig trautig aus, mit der Fußspitze malt er etwas in die Erde. "Wartest du schon lange?" Harry erschreckt sich, nachdem er mich erkannt hat, springt er von der Mauer und greift sich seine Tasche und seine Wasserflasche, zum Glück ist es nicht sonderlich weit vom Schwimmbad bis in meine Wohnung, Harry sieht ziemlich platt aus.

" Hast du eigentlich Hausaufgaben auf?", frage ich ihn und packe währenddessen das Handtuch und die nasse Badehose in die Wäsche " Nicht viele", murmelt er, ich frage mich, ob etwas passiert ist oder ob er einfach nur vom Training müde ist. Ich habe mich noch nicht ganz an den Anblick gewöhnt, dass Harry an meinen Wohnzimmertisch sitzt und seine Mathe Hausaufgaben machen, um mich selbst ein wenig abzulenken, gehe ich runter an den Briefkasten. Neben Rechnungen, Werbung und irgendwas von der Hausverwaltung ist auch ein Brief für Harry gekommen, von seinen Verwandten. " Harry, es ist ein Brief für dich gekommen"

Ungläubig liest er den Brief " Das ist ja schon nächste Woche und auch noch während Mathe" Ich an seiner Stelle hätte mich gefreut, wenn ich Mathe schwänzen kann und das auch noch mit einer Amtlichen Entschuldigung, außerdem, geht es endlich voran und das Gericht will nun auch endlich seine Meinung hören, das sind alles gute sachen. " Ist es denn etwas schlechtes?", möchte ich von ihm wissen und setze mich ihm gegenüber " Weiß nicht, ich glaube, ich will da nicht hingehen", antwortet er mir ehrlich und schaut mich aber nicht an, es muss ihn mehr bedrücken, als er zugeben möchte. " Und wieso, weißt du das nicht?" Harry sagt nichts, dreht bloß seinen Füller in seinen Händen hin und her. Ich beuge mich noch etwas zu ihm hin " Harry, du kannst mit mir reden, das weißt du doch, oder? Wenn du das willst, sage ich auch Sirius nichts "

" Ich habe Angst" Er stockt, schaut auf seine Hände, die mittlerweile schon mit blauen Tinten Flecken übersäht sind " Ich habe Angst, Sirius nie wieder sehen zu dürfen" eine Träne kullert über seine Wange, ich greife nach den Taschentüchern und Reiche Harry erstmal eins und stelle dann doe Packung auf den Tisch. "Aber warum solltest du nicht mehr zu Sirius dürfen, er hat doch nie etwas Schlimmes getan, oder?

" Weil Sirius mit dir zusammen sind, die denken alle, das ich nicht damit klarkommen würde, aber ihr seit nicht anders, als ein paar das aus einer Frau und einem Mann besteht" Für einen Elfjährigen ist mit Harry ein wenig zu klug, ich gehe zu ihm rüber und nehme ihn den Arm, er ist am anfang überfordert, doch dann schmiegt er sich an mich, die Körperliche nähe tut ihm doch gut, so wie ich es vermutet habe. Kinder brauchen nicht viel, genügend zu essen und zu trinken und zu lieben.

Es ist so schrecklich anzusehen, wie groß die Angst des Jungen ist, er hat Angst den Menschen zu verlieren, der für ihn wie ein Vater ist, und das nur weil Sirius mit mir zusammen ist. " Es wird alles wieder gut", verspreche ich und fahre ihm über das weiche, dunkle Haar. Sein Kopf lehnt an meiner Brust " Ich will einfach nur nachhause", murmelt er und ich spüre die nächsten Tränen schon wieder in meinem T- Shirt versickern.

" Du wirst wieder nach Hause gehen, den ersten Schritt machen wir, in dem du den Richter erzählst, wie gut es dir bei Sirius geht, Richter sind auch nur Menschen und werden die Richtige Entscheidung treffen" Harry und ich überlegen uns eine Strategie, wie er den Richter überzeugen kann, ich bestelle uns was zu essen, ich habe keine Lust zu kochen, während ich auf das Essen warte geht Harry noch mal unter die dusche. Kurz nach dem Essen geht Harry schon ins Bett und ich gehe kurz nach ihm auch, davor aber schaue ich nochmal nach ihm. Er schläft tief und fest auf dem Boden, neben dem Bett liegt ein Kuscheltier. Das muss ihm runtergefallen sein, ich lege den kleinen Hirsch neben ihn und sofort greift er danach und schließt ihn fest in die Arme.

Selbst liege ich noch Stunden wach und denke über alles nach, was Harry mir erzählt hat. Er hat sich seit seinem Aufenthalt bei den Dursleys unheimlich verändert. Bevor er bei ihnen gewesen ist, ist er ein lebensfroher, glücklicher, aufgeweckter, selbstbewusster Junge gewesen und jetzt ist er genau das Gegenteil, es sei, als hätte man ihn einfach ausgetauscht.

Es muss doch möglich sein , Harry und Sirius wieder miteinander zu vereinen, die beiden brauchen einander, mehr als man die Luft zum Atmen braucht. Sirius liebt Harry mehr als ich, mehr als sein eigenes Leben.

Die sich ständig drehenden Gedanken in meinen Kopf haben endlich gestoppt und ich bin kurz davor einzuschlafen, jedenfalls war ich das, bis ein Markerschütternder Schrei die Stille durchbricht, es vergehen einige Sekunden bis ich realisiere, dass der Schrei und das Weinen von Harry kommen. 

𝕃𝕖𝕙𝕣𝕖𝕣 𝕜ü𝕤𝕤𝕥 𝕞𝕒𝕟 𝕟𝕚𝕔𝕙𝕥| 𝕎𝕠𝕝𝕗𝕤𝕥𝕒𝕣| ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt