50 - Einsicht

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Nachdem ich endlich die Tür hinter meinen Eltern geschlossen habe, lehne ich mich erleichtert gegen diese. Ich bin ungewöhnlich müde. Die vergangene Stunden waren anstrengender als die Zeit meines Referendariats und das muss schon etwas heißen, das war die Zeit, in der sich wie ein kleiner Praktikant behandelt worden bin und alles machen durfte, das die anderen Kollegen nicht machen wollten. Darunter fallen auch die Problemklassen zu unterrichten. Eine Sache habe ich besonders in Erinnerung gehalten, die älteren Klassen zu unterrichten ist alles andere als einfach.

" Remus, ist alles okay?" Sirius steht direkt vor mir, er schaut mich besorgt an und legt mir eine Hand an die Wange " Du bist ja ganz blass" unterbewusst merke ich mich wie sich meine Wange an seine Hand schmiegt, seine Haut ist so warm und weich. Ich bin immer blass, das ist nichts Ungewöhnliches, das würde ich ihn auch gerne sagen, aber irgendwie dreht sich alles, ich spüre wie meine Beine schwach werden, dass werden sie doch sonst nur, wenn ich ihn küsse.

Um das Gleichgewicht nicht zu verlieren, kralle ich mich am Türknauf und seiner Schulter fest, ich will nicht hinfallen. Auch wenn ich ihn nicht richtig sehen kann, spüre ich, dass er mich besorgt an sieht, ich will den blick gar nicht sehen. Ich hasse es, wenn man mich so ansieht, ich mache einfach die Augen zu, dann sehe ich es nicht. "Remus, was ist los, ist dir schwindelig?" Ich nicke leicht und spüre seine Hände an meinen Rücken und meinen Arm, wie sie mich sanft aber bestimmt in eine Richtung lenken. " Setz dich hin, ich gehe dir was zu trinken holen" Ich spüre den weichen Stoff der Couch, wie sind wir vom Flur bis ins Wohnzimmer gekommen. Ich habe das Gefühl, etwas vergessen zu haben, ich weiß aber nicht was.

" Hier, trink erstmal einen Schluck Wasser, danach geht es dir bestimmt besser" Sirius hilft mir das Glas an die Lippen zu führen, ich will nicht dass du mich so siehst, er soll nicht denken ich sei ein Pflegefall. " Hast du vielleicht zu wenig gegessen?" Ich schüttle den Kopf, nicht in der Lage ein Wort zu sagen, meine Zunge ist wie gelähmt. Ich habe genug gegessen, ich wie mein Essen ab, berechne Teilweise die Kalorien, damit ich sicher gehen kann, weder zuviel noch zu wenig zu essen. Ich trinke noch ein Schluck Wasser, mir ist so schlecht, ich will mich nicht übergeben, nicht vor Sirius.

Mit seiner Hilfe lege ich mich in mein Bett, er deckt mich zu. Ich habe mich schon lange nicht mehr so Hilflos geführt. Ein Gedanke lässt mich nicht los, was wäre passiert, wenn ich alleine gewesen wäre.

" Ruh dich aus" Sirius gibt mir einen Kuss auf die Stirn " Wenn was ist, dann ruf mich einfach, ich bin im Wohnzimmer" Er schaltet die Nachttischlampe an, zieht die Vorhänge zu und beim rausgehen, lässt er die Tür mehr als einen Spalt offen, er tut so, als sei ich ein Kind, dass angst vor den Monstern unter seinem Bett hat. Vielleicht bin ich das ja auch, ein Kind.

Selten werden meine Beschwerden nach einigen Stunden wieder besser, als es mir das letzte mal so ging, wurde ich einige Minuten später Reanimationspflichtig. Aber das will ich Sirius nicht sagen, er wäre viel zu besorgt und würde mich in die nächste Notaufnahme fahren. Außerdem wird es bestimmt nicht noch mal so passieren, ich nehme meine Medikamente, ich halte mich an meinen Ernährungsplan. Bestimmt ist das nur eine Erkältung, die mich wegen meiner Immunsuppressiver schlimmer trifft.

Der Schweiß läuft mir über den Rücken und über die Stirn, aber gleichzeitig bin ich total am Frieren, auch merke ich, dass mein Körper mehr Speicher produziert als nötig ist. Das ist kein gutes Zeichen. Ich springe aus dem Bett, verheddere mich in der Decke, werfe si mit aller Kraft zur Seite und renne ins Bad, dabei knallt die Tür ins Schloss, aber darum kann ich mich jetzt nicht kümmern, ich knie mich auf den Boden, vor der Toilette und übergebe mich. Ich spüre eine Hand aud meinen Rücken, Sirius. " Alles wird gut", flüstert er und reibt mir über den Rücken, ich versuche ihn nicht anzusehen, er soll nicht sehen, wie krank ich bin. " Remus, bitte sag mir was los ist, ich mache mir sorgen" ich stehe auf, taumele zum Waschbecke, spüle mir erst den Mund aus und putze sie danach. Sirius kommt einen Schritt auf mich zu, ich sehe seinen besorgten Blick im Spiegel, seine Stirn ist in Falten gelegt, er presst seine Lippen zu einem schmalen Strich zusammen " Ich dachte wir sind ein Team, warum sagst du mir nicht was los ist, ich kann das verkraften, mach dir da keine Sorgen"

" Woher soll ich wissen was mit mir los ist, sehe ich aus wie fucking Meredith Grey?", zicke ich ihn an, ich würde doch auch gerne wissen was mit mir los ist, und es hilft nicht, wenn er mich so ansieht. Leider kann ich meinen dramatischen Abgang nicht beenden, meine Beine geben nach und ich muss mich an der Wand festhalten, aus dem nichts steht Sirius wieder hinter mir und hat mir einen Arm um meine Taille geschlungen, um mich auf den Beinen zu halten. " Du glühst ja, man könnte ein Spiegelei auf dir braten" Ich habe also Fieber, das hat mir jetzt noch gefehlt.

"Wäre es nicht besser, wenn wir dich zu einem Arzt bringen, wegen deiner Vorgeschichte?" Ich fürchte, dass Sirius recht hat, aber ich will nicht, dass er Recht hat, das bedeutet nämlich, dass ich ein Problem habe. Ich will mir nicht zugestehen, wieder krank zu sein. Ich kann mir irgendwie denken, was ich gesagt bekomme und genau das will ich nicht.

Ich bin das erste mal seit einer wirklich langen Zeit wieder glücklich und das will ich mir nicht von irgendwem kaputt machen lassen, besonders nicht von irgendeinen Arzt, der alles meint besser zu wissen. "Können wir damit bitte noch ein wenig warten?" Widerwillig stimmt Sirius zu " Aber wenn es die morgen früh nicht besser geht, dann fahren wir und dann will ich keine Widerworte von dir hören" "Ich bin kein Kind", ist das einzige was ich erwidere und hoffe, dass ich die Übelkeit einfach wegschlafen kann. Schlafen ist immer gut.

Keine Ahnung wie spät es ist, draußen ist es dunkel, aber wir haben Dezember, es könnte auch sechs Uhr am Morgen sein.

Mit einer Wolldecke um den Schultern mache ich mich mit langsamen und wackeligen Schritten auf den Weg ins Wohnzimmer. Sirius sitzt über hohe Papierstapel gebeugt und scheint etwas zu lesen, es ist kurz vor zwölf in der Nacht.

" Oh, du bist wach", Sirius steckt die Kappe auf seinen Stift und schiebt mir einen Stuhl zurecht " Wie geht es dir" Ich zucke mit den Schultern, wie soll es mir schon gehen, ich habe eine Handvoll Tabletten gebraucht, damit ich zur Ruhe komme. Ich verstehe nicht, was gerade in meinen Körper passiert. " Ganz okay" Sirius legt seine Hand auf meine Stirn " Du hast aber immer noch hohes Fieber und du bist blasser als Alpina Wandfarbe, sich das ich dich nicht zum Arzt fahren soll" Ich schüttle den Kopf " Ich würde gerne nochmal etwas warten" "Spiel hier aber nicht den harten Mann, wenn du Hilfe brauchst, dann sag es und nimm diese Hilfe auch an, es wird dir keinen Zacken aus der Krone brechen"

Hab ich nicht mal was ähnliches gesagt?

" Sag nichts dagegen, ich weiß genau was du jetzt sagen willst, dass du kein Kind mehr seist, das weiß ich, ich mache mir Sorgen um dich, weil ich dich Liebe und nicht will das es dir schlecht geht" Tief atme ich ein, alles verkrampft sich in mir als ich die Worte ausspreche. " Ich glaube, ich brauche Hilfe" 

𝕃𝕖𝕙𝕣𝕖𝕣 𝕜ü𝕤𝕤𝕥 𝕞𝕒𝕟 𝕟𝕚𝕔𝕙𝕥| 𝕎𝕠𝕝𝕗𝕤𝕥𝕒𝕣| ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt