Kapitel 3

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Dunkelheit. Mal sanft und träge. In anderen Momenten so düster, lauernd, ohrenbetäubend, dass ich den Moment herbeisehnte, an dem das Ende mich erreicht.

Aufstehen! Das Ungetüm frisst sich durch meine Gedanken, drang vor in die letzte Ecke meines Kopfes, die mir geblieben war. Es lachte lauthals als es mich zusammen gekauert vorfand. Tu es, jetzt. Ich öffnete die Augen, sah bereits den Dolch in der Brust des Mannes, sank innerlich schluchzend zusammen, doch mein Arm hob sich in einer Siegesgeste, dessen falscher Triumph meinen Geist zurück in die Bewusstlosigkeit schickte. 

Ich hörte seine Stimme. Immer. Überall. Wenn ich schlief, wenn ich wach war, wenn ich in einem Stadium dazwischen schwebte. Ein abscheulicher Teil von mir freute sich immer wenn jemand starb, wenn ich jemanden besiegte. Wenn Worte gesagt wurden, dessen Sinn ich nicht verstand. 

Ich habe mir eingeredet, dass es nicht ich bin, die das fühlt. Inzwischen weiß ich es besser. Ich bin dieses Monster. Ich bin es nicht freiwillig geworden, aber ich bin es jetzt. Das Töten brachte mir Befriedigung. Körperliche Anstrengung oder ein Kampf ist das Einzige, was mein Herz vor Erregung schneller schlagen ließ. Ich erwischte mich oft dabei, wie ich mich bewundernd im Spiegel beobachtete. Manchmal empfand ich dann so viel Scham, dass ich in mich zusammen sank. Doch nie körperlich. Von außen sah es so aus, als würde ich mich noch mehr aufrichten.

Die Welt bestand für mich nur noch aus Schatten, ewiger Dunkelheit und einem nicht aufzuhaltendem Schmerz. Er nimmt mein Ganzes Sein ein, alles was ich bin, alles was ich war.

The Lost PrincessWo Geschichten leben. Entdecke jetzt