Ich erwachte erst als es bereits dämmerte. Noch im Versuch mich aufzurichten, dröhnte mein Kopf so stark, dass ich mich mit einem Stöhnen wieder fallen ließ.
Octavia, die hübsche Fae mit der auffällig schönen Gesichtsbemalung reichte mir eine Tasse.
„Danke." Ich räusperte mich. „Was ist das?", fragte ich als ich den heißen Dampf einatmete.
„Es heißt Kaffee. Hilft mir nach einer durchgefeierten Nacht immer." Sie zwinkerte mir zu, während auch Livian und zwei andere Fae langsam ihre Augen aufschlugen. „Wenn du magst, kannst du einen Schuss Hafermilch haben, dann ist es nicht mehr so stark." Sie grinste, während sie mein Gesicht sah.
„Danke, das wäre toll."
Wenig später hatten sich meine Kopfschmerzen so weit beruhigt, dass ich aufrecht sitzen und den anderen bei ihrer Unterhaltung zuhören konnte. Ich überprüfte den Schild, den ich um mich geworfen hatte, damit mich niemand so einfach aufspüren konnte, als es klopfte.
„Belle, ich weiß, dass du da drin bist." Rouven. Ich rollte mit den Augen und erhob mich schwerfällig.
„Du brauchst einfach mehr Übung. Dann ist es auch nicht mehr so schlimm." Livian grinste und Octavia nickte zustimmend. Ich rollte mit den Augen und die Tatsache, dass dies allein reichte, um meine Kopfschmerzen zu verstärken, sagte alles.
Ich öffnete die Tür. „Wie hast du...", begann ich. Doch er unterbrach mich und hielt mir einen Brief vor die Nase.
„Wir haben Nachricht aus Avalea bekommen. Deine Tante hat endlich auf unsere Briefe geantwortet."
„Das ist... merkwürdig." Stirnrunzelnd begann ich zu lesen.
„Ganz meiner Meinung."
„Sie sagt, sie hätte keine Möglichkeit uns zu unterstützen. Nicht mal eine Einheit könnte sie entbehren?" Ich schnaubte. Das letzte Fünkchen Hoffnung zerfiel zu einem Körnchen Staub. Und eine Ahnung, wo ich mehr Informationen finden könnte, ergriff mich. „Warte kurz", bat ich Rouven.
„Ich muss gehen", sagte ich, nachdem ich die Tür geschlossen hatte. Ich leerte meine Tasse und sammelte die Spangen zusammen, die Runa für meine Frisur benötigt hatte. Sie würde mich umbringen, wenn ich sie nicht zurückbrachte. „Danke für die Nacht und das ich hier schlafen konnte. Wenn ich zurück bin..." Mir fehlten plötzlich die Worte.
„Besuch uns einfach, wenn du Lust auf eine Feier hast, die mit dem Morgengrauen erst richtig beginnt!" Livian zwinkerte mir zu.
„Du kannst gerne wieder herkommen." Octavia erwiderte mein schiefes Grinsen und die beiden anderen Fae nickten mir kurz zu.
„Ich danke euch", wiederholte ich mich und verließ das Haus. Die Nacht war auf eine besondere Art seltsam gewesen. Denn ich war weder Prinzessin noch Assassinin gewesen. Für sie war ich einfach nur Belle.
Im Turm angekommen ging ich direkt zu meinem Nachttisch und holte das hölzerne Kästchen hervor. Sobald ich es öffnete, erstrahlten die Erinnerungsperlen in ihrem milchig weißen Licht. Drei waren es und eine davon hatte ich mir angesehen, nachdem ich Vaughn gestanden hatte, dass es mein eigener Pfeil war, der mich in König Aurins Saal fast umgebracht hatte. Es war eine Erinnerung an meine Mutter und mich gewesen, wie wir Blumen auf einer Wiese pflückten. Etwas alltägliches, aber dennoch hatte der Anblick ihres Lächelns mir sehr gutgetan.
Bei genauem Hinsehen schimmerte die mittlere Kugel etwas dunkler als die anderen beiden. Ganz sachte berührte ich sie mit meinem Zeigefinger.
Ganz anders als die erste Erinnerung war diese nicht klar und deutlich. Ich sah nur verschwommene Silhouetten und hörte leicht verzerrte Stimmen, dennoch erkannte ich meine Mutter sofort. Sie stritten und meine Mutter fragte immer wieder: „Wie ist sie in deinen Besitz gelangt?"
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The Lost Princess
FantasyEine gefangene Prinzessin, ein dunkler König und eine Mission, bei der es gilt unüberwindbare Hindernisse zu meistern. Arabella verliert jegliche Kontrolle. Über ihr Schwert und über sich selbst. Ihr Vater steuert sie, benutzt sie als sein Werkzeug...