Der Tag näherte sich seinem Ende, doch die Spekulationen begannen gerade erst. Wir waren alle bereits erschöpft von den Stunden, die wir mit Pläne schmieden, Informationen austauschen und diskutieren verbracht hatten.
Kleine Figuren wurden auf Karten verschiedenen Maßstabes verschoben. Dies war die erste Besprechung, bei der alle wichtigen Generäle von Vaughns Armee anwesend waren. Dementsprechend voll war der Saal und dementsprechend angespannt die Stimmung. Alle wussten, dass es jetzt ernst werden würde.
Und anstatt meine volle Konzentration auf das zu fokussieren, was vor uns lag, liefen in meine Kopf Aryas Worte in Dauerschleife. 'Ich konnte nicht hören wer es war, aber sie sagte: „Sie ist keine Prinzessin. Seit sie 12 ist wurde sie zu einer Kriegerin gemacht, zu einer Waffe, nicht zu einer Königin." Vaughns Antwort darauf stellte noch immer ungewöhnliche Dinge in meinem Kopf an. „Das heißt nicht, dass sie es nicht trotzdem ist."' Ich hielt mich an diesen Worten fest. Seinen Worten und was sie bedeuteten.
„Ich fasse zusammen." Vaughn erhob sich und alle Anwesenden verstummten umgehend. „Die Schiffe sind abfahrbereit, die Gryfe haben trainiert und können nun mit mehr Gewicht fliegen. Die Jungen der Bären sind kurz davor aufzubrechen. Sie haben ihre Anführerinnen bereits gewählt. Das heißt auch die Bären sind bereit zum Aufbruch. Die Armee ist wie immer bestens ausgebildet und auf alles vorbereitet. Von Königin Helena haben wir nichts gehört. Aus ganz Avalea erreichen uns nur sehr wenig Nachrichten. Ebenso verhält es sich mit Königin Morla in Andalesien auf dem anderen Kontinent. König Aurelions Truppen dagegen sind bereit und erwarten uns bereits auf der andren Seite des tückischen Meeres." Sein Blick war kühl und aufmerksam, während er die Anwesenden musterte.
„Prinz Coilin brachte uns eine Antwort auf dein Gesuch, Arabella." Für einen kurzen Augenblick, wurde sein Blick stechend.. „Er hat vier zusätzliche Flotten in See stechen lassen, die uns im Dreieck der Vulkaninseln treffen werden." Laute der Verwunderung und überraschte Ausrufe waren zu hören, während Vaughn mich wissend angrinste.
„Was hast du noch für Überraschungen auf Lager, Belle?" Ich brauchte einen Moment bis ich erkannte, dass er das nicht laut geäußert hatte. Seine Stimme befand sich nur in meinem Kopf und ein wohliges Kribbeln breitete sich in meinem Bauch aus.
„Wenn ich es dir sage, ist es keine Überraschung mehr, Vaughn." Der anzügliche Tonfall kam für ihn wohl genauso unerwartet wie für mich. Denn für einen ganz kurzen Augenblick wurden seine Augen dunkler und sein Grinsen anstößig.
Villain räusperte sich neben mir und bereitete unserem kurzen gedanklichen Austausch damit ein jähes Ende. Dachte ich zumindest. Bis Vaughns Stimme in meinem Kopf erneut meinen Herzschlag zum Rasen brachte. „Ich habe es ernst gemeint. Jedes Wort."
Und ich starrte ihn nur an. Wütend, verlegen, aber vor allem war ich erleichtert.
Er.
Hatte.
Alles.
Gehört.Jedes Wort, das Arya und ich beim Frühstück gewechselt hatten.
Als der Mond aufgegangen und die Sterne am Himmel zu funkeln begannen, kam endlich etwas Ruhe ins Schloss. Die Gänge leerten sich, nur noch vereinzelt waren Stimmen und Gelächter zu hören. Keno und Okku hatten bereits geschlafen, als ich im Turm angekommen war und ich hatte sie lediglich zugedeckt um dann auf leisen Sohlen das Zimmer zu verlassen.
Sobald ich die Tür aufstieß, funkelten mir Coilins eisblaue Augen entgegen. „Hallo Prinzessin", begrüßte er mich und ich keuchte überrascht, als ich mich in seinen Armen wiederfand. „Hübsches Schlösschen und einen noch hübscheren König hast du dir hier angelacht." Er grinste als er mich losließ und ich ihn fest auf den Arm boxte. Dies ignorierend zog er mich direkt zu einer der gläsernen Karaffen.
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The Lost Princess
FantasyEine gefangene Prinzessin, ein dunkler König und eine Mission, bei der es gilt unüberwindbare Hindernisse zu meistern. Arabella verliert jegliche Kontrolle. Über ihr Schwert und über sich selbst. Ihr Vater steuert sie, benutzt sie als sein Werkzeug...