Villain
Ich sah wie Arabella, von einer unsichtbaren Waffe getroffen, hart auf dem Boden aufschlug. Coilin wollte mich aufhalten, doch ich riss mich los, begann zu rennen. Sogar aus der Entfernung sah ich das Blut, dass ihr aus unzähligen Wunden lief. Sie lag auf dem Rücken, als der dunkle König sich über ihr postierte. Er drohte mit der Dunkelheit um ihn herum zu verschmelzen. Zufriedene Bosheit funkelte in seinen Augen. Kein Bedauern. Nicht ein Quäntchen Unsicherheit.
Es schien plötzlich als würde alles innehalten. Als würde die Zeit langsamer laufen. Ich war immer noch auf dem Weg zu ihr, kämpfte mich voran, stolperte, stand wieder auf. Doch es war als würde ich gegen Wasser ankämpfen müssen. Meine Beine bewegten sich nicht so schnell wie sie sollten. Als der dunkle König sein Schwert hob, wusste ich, dass ich sie nicht rechtzeitig erreichen würde. Es war unmöglich. Ich war zu weit weg.
Sie suchte und fand meinen Blick. Ich hielt ihn fest.
Mit Augen, die von Dunkelheit erfüllt waren, holte er zum letzten Schlag aus. Ich konnte mich nun gar nicht mehr rühren. Als wären meine Füße an den Boden gefesselt, musste ich hilflos zusehen, wie die herabsinkende Klinge durch die Luft sirrte.
Der Wind verlor an Kraft, um mich herum wurde es kälter. Der Boden zu meinen Füßen gefror und jegliche Form von Bewegung war schier unmöglich. Ich visierte die Klinge an, schickte all meine verbleibende Magie in diesen Blitz und schleuderte ihn mit meiner gesamten Kraft auf den König. Doch es war als besäße ich nichts mehr.
Die Klinge des Königs fror in dem Moment ein, in dem die Spitze in Belles Brustkorb eindrang.
Rauschen erfüllte die Luft. Dumpfe, schwere Schritte erschütterten den Boden. Aus dem Schatten formierten sich Gestalten. Riesige dunkle Bären. Hunderte neben einander. Sie kamen auf die Lichtung marschiert und brachten eine Stille mit, die meinen klopfenden Herzschlag laut erschienen ließ. Hinter ihnen trat eine weitere Reihe aus dem Schatten. Dann noch eine. Am Himmel erschienen riesige Greifvögel, formiert in Truppenkonstellationen dessen Aufstellungen mir völlig fremd waren.
Die Bären kamen näher. Ein einzelner löste sich aus der Mitte seiner Einheit und steuerte geradewegs auf den König zu. Auf seinem Rücken war nun die Silhouette eines männlichen Faes zu erkennen.
Ich spannte mich an, als der Fae galant von seinem Bär sprang. In aller Seelenruhe schaute er sich um. Ließ seinen Blick über das Schwert des Königs und das Blutgerinnsel an Arabellas Brustkorb gleiten. Ich erkannte mit wem wir es zu tun hatten und die kurz aufflackernde Hoffnung verbrannte zischend.
Der König von Arubien betrachtete mich mit einem spöttischen Lächeln. Ich lehnte mich so wutentbrannt gegen meine Fesseln, dass ich als sie gelockert wurden, prompt nach vorne auf den Boden fiel. Kein Lachen durchdrang die Stille, aber Vaughns höhnischer Blick vertrieb alle vernünftigen Gedanken aus meinem Kopf. Ich stürmte vorwärts und bebte vor Wut, als mir klar wurde, wie wenig mir nur noch gefehlt hatte, bis ich Arabella erreicht hätte. Der König verharrte noch immer in seiner Position. Die schwarzen Augen wie versteinert auf die Klinge gerichtet, die seine Tochter töten sollte.
„Wir habt Ihr das gemacht? Sie eingefroren? Was habt Ihr vor?", zischte ich und ließ das Schwert nicht einen Moment aus den Augen.
„Wonach sieht es denn aus?" Vaughn hob eine Braue. Seine gesamte Präsenz strotzte vor Macht. Sie glühte um sein makelloses Erscheinungsbild. Diese offene Zurschaustellung seiner Macht ließ mich einen Moment lang die Gerüchte um seinen Hof Revue passieren. Vielleicht enthielten sie mehr Wahrheiten, als ich befürchtet hatte.
„Ich nehme sie mit. Die Prinzessin. Oder sollte ich sie besser Assassinin nennen?" Seine Augen funkelten zornig. „Die Burg ist leer ohne meine Schwestern. Sie dient mir bestimmt gerne als Ersatz."
Die Bedeutung seiner Worte war schwerwiegend.
Es dauerte einen Moment bis ich mich wieder unter Kontrolle hatte. Vaughns Blick war ungeduldig geworden. „Ihr wollt sie mitnehmen?", brachte ich ungläubig heraus. Er nickte, völlig unbekümmert und ging in die Hocke um ihr eine der hellen Strähnen aus dem Gesicht zu streichen. Es sah nach einer zärtlichen Geste aus. Aber sein Blick dabei war hart. Unerbittlich.
„Und was genau werdet Ihr mit ihr machen?"
Vaughn zuckte lässig mit einer Schulter. „Wie gesagt, sie soll mir Gesellschaft leisten. Mal schauen als wie unterhaltsam sie sich heraus stellt." Er richtete sich wieder auf. „Villain, ich hatte mit mehr Gegenwehr auf deiner Seite gerechnet. Was ist los mit diesem Teil Azralons, dass einer seiner Prinzen nur noch über so wenig Macht verfügt?" Wieder trat ein belustigter Funken in seine Augen. Ich öffnete den Mund um etwas zu erwidern, doch er kam mir zuvor.
„An deiner Stelle würde ich jetzt das Weite suchen. Ansonsten viel Spaß mit Phineas." Vaughn zog Arabella unsanft unter der Klinge hervor, nahm sie auf den Arm und schmunzelte. „Ich glaube wir werden uns gut verstehen." Einen Augenblick später saß er auf seinem Bären. Ein weiteres Blinzeln, dann waren Vaughn, Arabella und seine gesamte Armee wieder im Schatten verschwunden.
_________
Was glaubt ihr, könnte es mit Vaughn auf sich haben und mit seinem Part in dieser Geschichte?❤️
DU LIEST GERADE
The Lost Princess
FantasyEine gefangene Prinzessin, ein dunkler König und eine Mission, bei der es gilt unüberwindbare Hindernisse zu meistern. Arabella verliert jegliche Kontrolle. Über ihr Schwert und über sich selbst. Ihr Vater steuert sie, benutzt sie als sein Werkzeug...