Villain
Verschwenderischer Reichtum beherrschte die Feierlichkeiten zum Tag der Sommersonnenwende. Die Luft sirrte vor Macht und ab und an erzitterte die Erde. Doch niemand schien diesem Beben Bedeutung beizumessen. Die Abendsonne warf ein schimmerndes, warmes Licht. Sie spiegelte sich in den Pokalen, den glänzenden Rüstungen, dem matt schwarzen Boden.
Arabellas Überraschung war eine Arena. Auf den Tribünen tummelten sich hunderte von Fae. Sogar Mischwesen, geschuppte Wilkies und Halbfae schienen unbesorgt an den Feierlichkeiten teilzunehmen. Sie lachten, tranken miteinander und schienen gänzlich unbesorgt. Einige bemerkten meinen Blick und senkten ihn, sobald sie erkannten, wer sie da ansah. Cy und Low wichen mir nicht von der Seite. Mit einem Augenrollen gab Low mir zu erkennen, dass sie die Aufmerksamkeit ebenfalls bemerkt hatte. Wir spürten, dass sie ausschließlich feindseliger Natur war.
Der König saß auf einer steinernden Erhöhung in der ersten Reihe. Er thronte über den Zuschauern und ich war mir sicher, dass ihm diese Position mehr als zusagte. Neben seiner massigen Gestalt wirkte Arabella noch kleiner als sonst. Sie saß auf einem gewöhnlichen Holzstuhl und hielt den Kopf hoch erhoben. Die spiegelglatte schwarze Fläche am Boden der Arena war riesig. Bei genauerem Betrachten konnte ich feine goldene Muster ausmachen. Mit Mühe konnte ich die Silhouette von kämpfenden Fae, feuerspuckende Drachen und fliegende Kreaturen erkennen.
Die Lautstärke, das aufgeregte Vibrieren der zahlreichen Stimmen und die neugierigen Rufe wurden ohrenbetäubend, als zwei unscheinbare Türen in der Halle geöffnet wurden. Drei hochgewachsene Fae betraten die Arena. Münzen klimperten und gröllende Rufe hallten durch die Menge.
Die Kämpfer wanderten mit jeweils einem Aufpasser und gefesselten Händen einmal durch die Arena. Bis sie mittig angekommen waren, hatte sich eine gespannte Stille auf die Menge gelegt. Cys Stirnrunzel verschärfte sich mit jeder Sekunde. Kämpfe dieser Art waren im Land der Fae untersagt. Entsprechende Gesetze wurden gleichzeitig mit dem Abschaffen der Sklaverei von Menschen verabschiedet. Cyron war als Kind selbst Teil von Kämpfen dieser Art gewesen. Das Zittern seiner Fäuste verriet mehr als deutlich, dass ihn das Geschehen in der Arena nicht kalt ließ.
Der erste Kampf begann und endete. Nacheinander wurden neue Kämpfer, breiter, größer, furchteinflößender in die Halle geführt. Doch die Menge schien enttäuscht. Als hätten sie sich mehr erhofft. Bittere Galle stieg in meiner Kehle hoch. „Das ist abartig", brach ich schließlich hervor. Low war blass und ihre Lippen aufeinander gepresst. Ich wünschte, ich hätte ihr befehlen können zuhause zu bleiben, aber sie war keine Fae, die sich gerne etwas befehlen ließ. Was ja generell nichts ungewöhnliches war. Cy schwieg beharrlich und hielt den Blick auf die Arena gerichtet.
Der König nahm den wachsenden Missmut und die mangelnde Begeisterung seines Hofes zur Kenntnis. Die Falten auf seiner Stirn gruben sich tiefer in seine Haut. Er wirkte verkniffen, sah dann aber mit einem zuversichtlichem Lächeln auf seine Tochter nieder. Seit die Kämpfe begonnen hatten, hat sie sich nicht bewegt. Nichts getrunken, nichts gegessen. Nicht an ihre Frisur gefasst oder den tiefen Ausschnitt ihres Kleides kontrolliert. Ihre Haltung war absolut reglos.
„Mein Volk." Die Stimme des Königs übertönte den herrschenden Geräuschpegel. Er saß auf seinem Thron und grinste währenddie Magie seine Stimme durch die Arena trug. „Sagt mir, was Ihr zu sehen wünscht. Wir befinden uns in schwierigen Zeiten und diese erfordern entsprechende Maßnahmen. Also, was wünscht Ihr Euch?" Niemand sagte etwas. Doch Cy leitete mir ein paar der Bilder weiter, die er im Treiben der Magie aufschnappen konnte. „Ich habe eine Überraschung für Euch", fuhr der König fort. Als sich diesmal nicht nur die kleinen Tore an der Wand der Arena öffneten, sondern das große Haupttor, wurde es still. Die Art von Stille, die einem den Schweiß auf die Stirn trieb.
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The Lost Princess
FantasyEine gefangene Prinzessin, ein dunkler König und eine Mission, bei der es gilt unüberwindbare Hindernisse zu meistern. Arabella verliert jegliche Kontrolle. Über ihr Schwert und über sich selbst. Ihr Vater steuert sie, benutzt sie als sein Werkzeug...