Kapitel 22

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Den Rest des Abends brüteten wir über unserem Plan. Coilin zeichnete eine Karte vom Hof in Alejandrien und trug mit meiner Hilfe alle Geheimgänge, Verstecke und Nischen ein. Villain schrieb zwei Briefe, die er versiegelte und dann an einen der Zwergpengus übergab. Ihre Magie sorgte dafür, dass sie unglaublich schnell schwimmen konnten und gegenüber Kälte oder Wärme nahezu immun waren. Die kleinen schwarzweißen Zwergpengus galten als überaus freundliche, intelligente und hilfsbereite Tiere. Villain musste ihm nur ein Bild des Empfängers schicken und der Zwerpengu wird ihn finden.

Die meisten Fae verfügten über diese Art der telepathischen Fähigkeiten. Aber sie brauchten entweder direkten Hautkontakt um Bilder oder Gedanken übermitteln zu können oder eine starke Verbindung zueinander. Nur die wenigsten Fae waren dazu fähig über Entfernungen kommunizieren zu können. Und noch wenigeren gelang es die Kontrolle über die Gedanken von anderen zu erlangen.

Mit jedem weiteren Tag der verging, wurde ich unruhiger. Zuerst zeichnete es sich nur dadurch aus, dass ich länger draußen blieb, um zu trainieren. Dann begann ich zunehmend das abendliche Zusammensitzen zu meiden und sprach nur noch mit Coilin und Villain, wenn es um den geplanten Angriff ging. Sobald ich im Begriff war mich zu entspannen, presste mir ein innerer Druck die Luft aus den Lungen.

Ich zog mich weiter zurück und blockierte jegliche Annäherungsversuche der beiden männlichen Fae. Doch die Anspannung wurde dadurch nicht besser. Kein bisschen. Im Gegenteil mit jedem Tag, der verging, mit jedem Training, jeder schlaflosen Nacht, nahm er zu.Bis er mich zu ersticken drohte.

Coilin und Villain beratschlagten zum wiederholten Male die entscheidenden Punkte ihres Planes. Jedenfalls bis ich in den Raum gestürmt kam. Sie sahen meine geweiteten und verdunkelten Augen und sprangen sofort alarmiert auf.

„Was ist passiert?"

„Irgendwas stimmt nicht", presste ich hervor und blieb mitten im Raum stehen. Ich versuchte auf das Gefühl in meinem Inneren zu hören. Das Gefühl, dass dafür sorgte, dass meine Muskeln zum Zerreißen gespannt waren und dass meine Atmung kontrolliert in einen normalen Rhythmus zu zwingen versuchte. Und ich erkannte es, als das was es war. Es war genau die Art Anspannung, die mich kurz vor einem Kampf überfiel. Einen Kampf, der nicht durch meinen Willen entschieden wurde.

„Wir müssen los. Sofort. Ich weiß nicht genau, was vor sich geht. Aber es ist... es ist etwas Schlimmes."

Ich schnallte mir meinen Gürtel mitsamt des Schwertes um. Ein Messer steckte ich in den Schaft meines Stiefels, ein weiteres in die Schlaufe an meinem Oberschenkel und zwei in die kaum sichtbaren Taschen an meinen Oberarmen. Ohne zu zögern, griffen Villain und Coilin ebenfalls zu den Waffen und wechselten dabei einen beunruhigten Blick.

Als wir das Haus verließen, kam mir plötzlich ein Gedanke. „Erinnert ihr euch daran, dass die Halbfae an allen Höfen umgebracht wurden? An allen außer am Hof in Alejandrien?" Villain nickte stumm und ich fuhr fort. „Sie wähnten sich dort in Sicherheit. Viele baten um Erlaubnis bleiben zu dürfen. Ich weiß, dass sie gewährt wurde, allen die gefragt haben."

Ich sah Villain an, dass er ebenfalls wusste, dass der dunkle König dafür einen Plan haben musste. „Was ist, wenn das sein Plan war? Wenn er hinter den Auftragsmorden an den anderen Höfen steckt? Um den Großteil aller Halbfae zusammen zu treiben? Ich habe vermutete, dass er das getan hat, um sie zu rekrutieren, aber was ist wenn er sie nicht als Teil seiner Armee haben will, sondern um sie auszulöschen?"

Coilin griff meine Hand und Villain nahm die andere. Mit einem entschlossenem Schritt brachte ich uns in einen der Geheimgänge im inneren des Hofes. „Die Schilder und Schutzringe halten meine Magie für die des Königs, deshalb konnten wir problemlos hier eindringen. Ich weiß aber nicht, ob mein Verschleierungszauber stark genug ist um gegen den König zu bestehen." Ich sprach leise, aber meine Stimme war klar. „Ihr beide haltet euch bedeckt. Wir müssen zuerst die Lage sichten."

Für einen Moment zwang ich mich innezuhalten, ruhiger zu werden, nachzudenken. „Ich halte eine Verbindung zu euch beiden aufrecht mit der wir kommunizieren können." Villain und Coilin nickten. Doch Villains gerunzelte Stirn verriet seine Skepsis, ohne dass er sie laut äußern musste. „Jetzt, wo ich frei bin, kann ich nicht noch einmal tatenlos zusehen. Ich habe zu viele zugelassen, zu viel Leid, zu viel Schmerz, zu viel..." Für einen Moment verstrickten sich meine Erinnerungen ineinander.

„Ihr beide geht kein Risiko ein", forderte ich. Dann verließ ich unsere Deckung und warf einen Verschleierungszauber über mich, der meine Magie verbarg und mich wie jede andere Fae wirken ließ. Ich kontrollierte meinen Herzschlag, um keine Aufmerksamkeit auf mich zu ziehen, als ich den Festsaal betrat.

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