Kapitel 40

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Als ich wieder zu mir kam, war das erste woran ich mich erinnerte das Schnurren eines Schneeleoparden. Dann vernahm ich verschiedene Stimmen. Doch die Kombination schien nicht stimmen zu können. Ich hörte Runa schimpfen, Vaughn kleinlaut etwas murmeln und das Schnaufen von Okku.

Als ich blinzelnd die Augen öffnete, stellte ich erleichtert fest, dass ich alleine war. Ich war nicht im Turm, denn das Zimmer kam mir nicht im mindesten bekannt vor. Die Decken waren höher, die Wandverkleidung edler und die dunkeln Holzmöbel schwerer. Der Raum protzte vor Eleganz und Schönheit. 

„Du bist wach!" Runas Stimme klang nun näher und eindeutig erleichtert. Mein Blick zuckte nach links. In der Wandvertäfelung war nun eine Tür geöffnet worden, dessen Umrisse ich vorher gar nicht wahrgenommen hatte. 

„Mir geht es gut", erklärte ich schnell. Hütete mich aber davor mich aufzurichten oder überhaupt zu bewegen.

„Was ist passiert?", fragte Runa und nahm neben mir auf dem breiten Himmelbett Platz. 

Ich überlegte. „Gibt es hier Schneeleoparden?" Abfälliges Schnauben war die Antwort. Mein Blick schnellte zur Tür, in dessen Rahmen Vaughn lehnte. Von seiner stets lässigen Haltung war wenig zu sehen. Sein Blick war aufmerksam, die Miene fast schuldbewusst. Aber eben nur fast.

„Wenn du einem begegnet wärst, würdest du das wissen. Zudem hättest du nicht nur eine hässliche Beule an der Stirn."

Empört wollte ich mich hoch stützen, doch meine Arme versagten einfach den Dienst. Die Belustigung in Vaughns Zügen verschwand. „Tiefer im Wald, ja. Aber sie bleiben meist in ihren Territorien. Außer sie werden gejagt", erklärte er. 

Runa drückte meine Hand. „Arabella, wieso hast du dich nicht geheilt?" Ihre Stimme klang besorgt und das zurecht. Es hätte kein Problem für mich sein dürfen mit einer Handvoll mickriger Angreifer zurecht zu kommen. Den Weg zum Schloss, auch wenn ich verletzt war, hätte ich mich Leichtigkeit zurück legen müssen. Trotz des vergifteten Pfeils. Jedenfalls wenn ich Zugriff auf meine Magie hätte. Vaughns Miene war mit einem Hauch Reue bedeckt, der mir seltsam guttat. 

Finger tasteten über meinen Hals und mir stockte augenblicklich der Atem. „Wo ist dein Schild?" Vaughns Stimme klirrte vor unterdrückter Wut. In meinem Geist war alles intakt. Die Mauer aus schwarzen Stein, die den Wänden des Schlosses täuschend ähnlich sah, wirkten höher als je zuvor. „Arabella." Eine Drohung, doch das einzige worauf ich achtete, war der Klang meines Namens. Aus seinem Mund. „Das Schild, das dem körperlichen Schutz gilt."

Ich schnaubte wütend. Hauptsächlich auf mich selbst. „Ich habe keine Magie mehr. Ich kann sie weder spüren, noch kann ich auch nur ein Fünkchen anwenden." 

Stille. Nur Okkus Schnaufen verriet mir, dass Keno und er nicht allzu weiter entfernt waren. „Das ist nicht möglich", brach es atemlos aus Runa hervor. Sie schaute zu ihrem König. Seine Magie tastete über meinen Körper. Wartete auf eine Reaktion, provozierte sie. Doch ich würde ihm diesen Gefallen nicht tun. Ich zitterte nicht, ich bebte nicht. Lediglich meine Fäuste ballten sich, als er über meine Hüfte strich. Ich ließ mir nichts weiter anmerken und dennoch lag auf Vaughns Zügen ein zufriedener Ausdruck als er sich zum Gehen wandte.

Ich erzählte Runa jedes Detail über den Angriff an den ich micherinnerte und danach laß zur Abwechslung Keno mal mir etwas vor.

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Ein Kapitel geht noch, oder?♥

The Lost PrincessWo Geschichten leben. Entdecke jetzt