Kapitel 41

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Die nächsten Tage verbrachte ich wieder in der Bibliothek. Der Weg von meinem neuen Schlafgemach war deutlich kürzer. Ich las bis meine Augen brannten. Im Licht der Sonne und im Schein der Kerzen. Immer wieder griff ich zu dem Notizbuch aus dunkelbraunem Leder, das ich ganz hinten in einem der höchsten Regalen gefunden hatte. Es war leer. Nur die ersten Seiten waren beschrieben. Mit schwarzer Tinte und meiner Handschrift.

Ich war froh weder von Vaughn, noch von Rouven oder sonst irgendwem außer Runa und Keno etwas gehört oder gesehen zu haben. Meine Heilung ging so schleppend voran, dass ich mich wunderte, wie es Menschen je gelang ohne blaue Flecken und Kratzer versehen zu sein.

Als der Mond bereits hell am Himmel stand und jeder noch so kleine Muskel meines Körper protestierte, begab ich mich zurück in mein Schlafgemach. Keno wartete bereits. Auf seinem Schoß ein Buch, dessen Farbe an die Blüten einer roten Rose erinnerten. Sein Blick war fröhlicher als sonst. Er sprühte nahezu vor Energie, was für ihn derart untypisch ist, dass ich mich genauer umsah. Mein Blick landete auf dem Spiegel und ich zuckte so stark zurück, dass ich die Bewegung in der Wunde an meiner Schulter spürte.

Am Spiegel war ein Kleid befestigt. Aber was für eins! „Der König lädt dich ein. Heute Abend ist ein Ball und du darfst mit ihm hingehen." Keno verkündete das mit einer derartigen Euphorie, dass mir die aufsteigende Übelkeit beinahe erspart blieb. Doch sobald mein Blick wieder das Kleid traf kehrte sie doppelt so stark zurück. „Für dich." Keno stand auf und reichte mir ein Stück Papier. „Viel Spaß. Wir lesen morgen weiter. Ich habe heute gar keine Lust auf eine Geschichte." Selbst Okku sah nicht so griesgrämig aus wie sonst, als er hinter Keno den Raum verließ. Fassungslos ließ ich mich auf mein Bett fallen. Das darf nicht wahr sein. Das darf einfach nicht wahr sein.

Meine Ungläubigkeit verwandelte sich in Verzweiflung als ich das Papier auseinander faltete.

Entweder du ziehst es von allein an oder ich sehe mich gezwungen dir zu helfen.

Ich schluchzte. Er hasste mich, aber er wusste, was ich am meisten hasste, was mich zutiefst demütigen würde. Seine Aufmerksamkeit. Seine Nähe quälte mich und deshalb nahm er die meine in Kauf.

Als Runa das Zimmer betrat, hatte ich mich gesammelt. Jedenfalls hoffe ich, dass es danach aussah. Ihr Blick ließ jedoch vermuten, dass das ganz und gar nicht der Fall war. „Ich weiß ihr mögt diese Art Kleider nicht. Aber wenn ihr euch sträubt, wird er nur noch mehr Gefallen daran finden. Glaubt mir, ich kenne ihn." Ich nickte. Das war logisch. Es ergab Sinn. Und dennoch wehrte sich alles in mir dagegen.

„Runa, bring mir etwas von diesem Mondschatten." Sie zögerte. „Bitte", fügte ich hinzu und strich über den leichten Stoff des Kleides. „Und mit etwas meine ich eine Flasche." Ich drehte ihr den Rücken zu und ignorierte das Brennen in meinen Augen.

Bis sie wiederkam rührte ich mich nicht. „Ich werde mich selbst für den Ball zurecht machen." Ich schickte sie hinaus uns setzte die Flasche in dem Moment an, in der die Tür mit der Wandverkleidung verschmolz. Ich wusste, dass ich mit diesem Kleid nicht zu den Fae gehören würde, die am freizügigsten gekleidet wären.

Es gab immer Fae, männliche als auch weibliche die nicht besonders viel Wert auf Kleidung legten und fast vollkommen unbekleidet erschienen. Gerade auf der Art Bällen wie Vaughn sie gab. Sie waren derart berüchtigt, dass es das Ereignis war von dem junge Fae träumten, selbst auf unserem Teil des Kontinents. Von dem sie sich wünschten einmal Teil davon zu sein. Unter den Blicken von den schönsten Fae des Landes zu tanzen, sich zu entblößen oder entblößt zu werden. Erfüllt mit magischer Musik, dem besten Wein und den mächtigsten Fae. Viele verließen ihren Hof nur mit diesem Gedanke im Kopf.

Befriedigung erfüllte mich als ich den letzten Pinselstrich gesetzt, die Flasche geleert und die Corsage festgezogen hatte. Meine Augen waren schwarz umrandet und leuchteten dadurch umso heller, meine Lippen waren rot und glänzend und meine Haare waren gelockt und wild. „So habe ich mir das vorgestellt", prostete ich meinen Spiegelbild zu.

Ich schnürte meine Corsage noch enger. Sie bestand aus einem glänzenden, schwarzen Stoff und besaß keine Träger. Mit ein wenig Glitzer hatte ich meine Brüste und meinen Hals noch mehr betont. Die Schlitze an meinen Beinen gingen bis zum Hüftknochen hoch. Unterwäsche zu tragen wahr daher nicht möglich und jeder der das Kleid sah, wusste das. Es war mir egal. Die Stufe, die ich erreicht hatte, auf der ich schwebte, war angenehm betäubend. Ich trug gerade noch eine Schicht schimmernden Lippenstift auf, als die Tür geöffnet wurde.

Mit einer fließenden Bewegung erhob ich mich. „Verehrter Gastgeber", höhnte ich und deute einen Knicks an, als ich vor ihm stand. Ich grinste bei seinem Blick. Keine Bewunderung, keine Ehrfurcht. Es war eher Ärger, der in seinen Zügen stand. „Stimmt etwas nicht?", fragte ich zuckersüß und drehte mich im Kreis. „Ich denke wir sollten gehen. Es ist unhöflich so spät auf seinem eigenen Fest aufzutauchen", sprach ich weiter.

Er verharrte immer noch an Ort und Stelle, als ich an ihm vorbei schritt. „Deine Schuhe", erinnerte er mich. Und ich rollte nur mit den Augen. Ich ging zurück, hob sie auf uns schlüpfte schnell rein. Das auf einem Bein stehen war nicht mehr ganz so einfach. Kurzerhand griff ich nach seinem Arm und registrierte, wie er sich bei meiner Berührung versteifte. Ich grinste. Das würde viel spaßiger für mich werden, als er sich das ausgemalt hatte.

„Dieser Abend wird toll", prophezeite ich mit einem Blick nach oben. Seine dunklen Augenbraue wanderte zweifelnd nach oben. Zurecht, wie er noch merken wird. Dunkle Wimpern umrahmten seine grauen Augen, die mich aufmerksam ansahen. Ich zwinkerte ihm zu, bevor ich mich umdrehte und mit schwingenden Hüften den Raum verließ.

Meine Stimmung passte überaus gut in die Atmosphäre des Balls. Sie sprudelte über vor Gelächter, Anzüglichkeiten, Wagemut und Finesse. Es war berauschend. Oder ich war berauscht. Es spielte keine Rolle. Ich tanzte bis ich nicht mehr konnte, lachte bis mir der Bauch wehtat und trank bis der schale, bittere Geschmack in meinem Mund verschwunden war.

Dem Wein war es geschuldet, dass ich Vaughns Magie, wenn sie über meine Arme oder meinen Hals strich, ausblenden konnte. Dem Wein war es geschuldet, dass ich nicht wegsah, wenn sich unsere Blicke kreuzten. Dem Wein war es geschuldet, dass ich diesem Abend genoss, obwohl er meiner persönliche Hölle entsprechen sollte.

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Oh, ihr könnt euch nicht vorstellen, wie froh ich gerade bin, endlich wieder im Flow zu sein! Ich glaube, ich schaffe heute sogar noch ein Kapitel ❤️ das lade ich dann morgen Vormittag hoch ✨ Gute Nacht und schlaft schön ❤️

The Lost PrincessWo Geschichten leben. Entdecke jetzt