Kapitel 35

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Meine Glückssträhne hielt an. Heelas Miene wurde immer verbissener und Oraziel sah mich immer wieder mit einem nachdenklichen Blick an. Doch das Beste war, dass Vaughn förmlich vor Wut kochte. Sein Kiefer war angespannt und immer wieder wirbelten dunkle Schatten seiner Magie um seine Finger. Ich konnte nicht anders, als ihm ein provozierendes Lächeln zu schenken. Ich hatte gedacht, es wäre gar nicht möglich, doch seine Miene wurde tatsächlich noch fnsterer.

Als die Sterne hoch am Himmel leuchteten und der Mond ein schimmerndes Licht in den Saal warf, versuchte ich meine Abwehrhaltung etwas abzulegen. Mich mehr einzulassen auf dieses Spiel und diese Fae. Etwas lockerer zu werden und den Rücken nicht mehr ganz so krampfhaft gerade zu halten. Denn das war das Gegenteil von dem, was er erwartete. Das Gegenteil von dem, was er wollte. Mit jedem Glas gelang es mir etwas besser.

„Auf unseren Gast", prostete Heela mir zu und erhob ihr Glas. Mit einem Klirren hielten wir unsere Gläser gegen ihres und schütteten die Flüssigkeit, bei der es mir inzwischen schon so vor kam als würde sie in einem sanften Grasgrün schimmern. Immer wieder driftete ich in den angenehmen Nebel ab, der sich in meinem Kopf ausgebreitet hatte und bekam immer weniger von dem mit, was um mich herum geschah.

„Glaubt ihr denn wirklich, dass auch nur der Hauch einer Chance besteht, dass sie noch am Leben ist? Sie wurde zu Zeiten des großen Krieges das letzte Mal gesehen. Damals als das Reich der Fae noch nicht gespalten war." Rouvens Blick nahm einen trübsinnigen Ausdruck an, der mich verwirrte. Er schaute in die Tiefe seines Glases, als würde die Antwort dort geschrieben stehen.

Mina nickte. „Doch, ich glaube, dass sie noch lebt und zurückkehren wird, wenn wir es am nötigsten brauchen und am wenigsten erwarten." Unglauben machte sich auf den Gesichtern der Anwesenden breit.

Ein fassungsloses Schnauben durchbrach die Stille. „Du solltest wissen, dass es sinnlos ist an Märchen zu glauben. Du bist wie alt? Dreihundert? Selbst ich habe begriffen, dass alles worauf wir uns verlassen können, das Schlechte ist. Denn im echten Leben gewinnt das Gute nicht." Meine Worte sprudeln nur so aus mir heraus. Die erstaunten Blicke begründen sich einerseits auf der Tatsache, wie viel ich gesprochen habe und andrerseits auf dem Inhalt meiner Worte. Ich zuckte nur mit den Schultern und ließ mich auf meinem Stuhl nach hinten sinken.

Heela grinste nur vielsagend und lenkte die Aufmerksamkeit wieder auf sich. Sie schlang einen Arm um Vaughn und zog ihn zu sich ran um ihm etwas ins Ohr zu flüstern.

„Letzte Runde", verkündete Vaughn.

„Spielverderber", brüllte Rouven und leerte das nächste Glas. Vaughn reagierte nicht und teilte die Karten aus. „Hast du denn noch etwas vor heute Nacht? Du weißt die Wände sind dick, aber gewisse Beschäftigungen werden auf verschiedene Wege auch von anderen wahr genommen." Zum ersten Mal an diesem Abend lachte Heela laut. Dann schenkte sie Vaughn ein überaus laszives Lächeln. Der König von Arubien zwinkerte ihr zu und Rouvens Augen sprudelten über vor Belustigung.

„Setzt endlich eure Taler", forderte Oraziel eine Spur gereizt und wartete bis er an der Reihe war. Heela richtete sich auf und mir schien, dass ihr Kleid aus allen Nähten zu platzen drohte. „Ich möchte euch ja keine Angst haben. Aber ich habe ein richtig gutes Blatt und ihr habt absolut keine Chance. Ihr wisst genau, dass ich es nicht sagen würde, wenn es nicht so wäre." Mina legt ihre Karten augenblicklich auf den Tisch, zum Zeichen, dass sie diese Runde verließ. „Ich erhöhe um einen Wunsch", beendete Heela ihre Ansage und sah auffordernd in die Runde. Rouven stieg aus, Oraziel und Vaughn blieben drin. Genau wie ich.

Als die entscheidende Runde begann waren wir nur noch zu dritt und Rouven schien sich seiner Sache nicht besonders sicher zu sein. Immer wieder huschte sein Blick von mir zu Heela und zu den Karten, die offen in der Mitte lagen. Als Heela verkündete, dass sie um eine Aufgabe erhöhte, stieg er aus. Mit einem süßen Lächeln wandte sie sich an mich „Und Arabella, traust du dich drin zu bleiben?" In ihren Augen blitzte es vor Freude auf den Moment, indem ich nachgeben würde.

Aber das hatte ich nicht vor. „Ich gehe mit", verkünde ich locker und ohne länger darüber nachzudenken. Für einen winzigen Moment verrutschte ihr übertriebenes Lächeln. Selbst wenn ich verlieren würde, werde ich das mit Würde tun und ihr nicht annähernd einen Grund zur Überheblichkeit geben. Ich grinse sie an und verziehe meine Miene nicht, als ihr Blatt sich als das Bessere heraus stellt. Mit einer knappen Handbewegung lässt Vaughn den Tisch räumen. Ich blieb sitzen, als er sich erhob. Ich wusste in dem Moment als Heela sah, dass sie gewonnen hat, dass sie mich heute nicht so einfach davon kommen lassen würde. Oraziels Blick war trotz der vielen Gläser genauso wach und aufmerksam wie zu Beginn des Abends. Rouven tuschelte mit Mina und schien nichts anderes mehr wahrzunehmen. Als Vaugh Anstalten machte den Raum zu verlassen, hielt Heela ihn auf.

„Nicht so schnell. Jemand schuldet mir eine Aufgabe und einen Wunsch und mindestens eins davon möchte ich augenblicklich einlösen." Ich zwang mich keine Reaktion zu zeigen, aber innerlich erstarrte ich. Wenn sie die falsche Frage stellte, könnte das ein Problem werden. Automatisch tastete ich nach meinen Messern. Die nicht vorhanden waren. Ich strich mir über die Arme, als würde ich frösteln und schlug die Schenkel übereinander. Alles, was ich an Waffen bei mir trug, war ein selbst geschärfter Dolch.

„Mein Wunsch ist ganz einfach", begann sie und warf Vaughn einen Luftkuss zu. „Ich wünsche mir zu wissen, wer du bist." Meine Fäuste schlossen sich und ich konnte meinen Blick nicht davon abhalten zu Vaughn zu schnellen, um seine Reaktion zu sehen. „Heela, das ist lächerlich. Die Nacht ist fast um. Wir sollten jetzt wirklich schlafen gehen", versuchte er sie umzustimmen.

„Finde ich nicht. Ich finde, sie sollte ihre Schuld einlösen." Es herrschte Stille, während Vaughn und Heela sich anschauten.

„Nein", sagte er schließlich. Ruhig, aber mit Zorn in der Stimme. Heela presste ihre kirschroten Lippen aufeinander. Die Luft um sie herum begann zu sirren. Sie war wütend.

„Geht jetzt", forderte Vaughn uns auf. Ich erhob mich, Oraziel, Rouven und Mina taten es mir gleich. Wir verließen den Saal und ließen die beiden in den ersten Strahlen der Sonne zurück.

Sobald die hohen Türen hinter uns geschlossen wurden, atmete ich aus. Mina eilte nach einer knappen Verabschiedung davon.

Rouven grinste mich verständnisvoll an. „Das war knapp. Du solltest dich aber darauf einstellen in ungefähr zwei Stunden kampfbereit zu sein. Ich glaube sie wird mit der Erfüllung deiner Aufgabe nicht lange warten." Oraziel nickte zustimmend.

Ich seufzte. „Danke für die Warnung." Ich versuchte mich an einem Lächeln, doch dem Gesichtsausdruck der beiden zu folgen, gelang mir das nicht.

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Wenn ihr Fragen an mich habt, könnt ihr die natürlich auch jederzeit stellen ♥

The Lost PrincessWo Geschichten leben. Entdecke jetzt