Kapitel 34

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Das Kartenspiel war kompliziert. Es variierte je nach Mustern und Reihenfolge und ich brauchte einige Runden bis sich es verstand. Ich bemühte mich die Namen der anderen rauszuhören. Rouven kannte ich ja bereits von vorhin. Das auffälligste an ihm war sein unterirdisches Benehmen. Er war unerträglich arrogant und alles was er sagte, war entweder frech oder anzüglich. Mina, eine schöne Fae mit langen hellroten Haaren, verbrachte den größten Teil des Abends damit gegen seine Avancen zu halten und verlor der mangelnden Konzentration geschuldet eine Runde nach der anderen. Mina, die neben Heela saß, musterte mich immer wieder argwöhnisch. 

„Du hast eine gute Auffassungsgabe." Oraziel, der Fae mit den weißblonden Haaren und unnatürlich hellen Augen, schaute mich direkt an, als ich meine Karten auslegte und die Runde gewann. Ich befürchtete, dass er schon deutlich mehr aus meinem Verhalten geschlussfolgert hatte, als mir lieb war. Zudem war er in dieser Runde vermutlich derjenige, mit dem man sich am wenigsten anlegen sollte. Ihm umgab eine Aura, die einem ganz deutlich davon abriet. Er lächelte ohne das seine Züge dadurch weicher wurden und ich legte den Kopf schief und erwiderte seinen stechenden Blick.

Vaughn unterbrach unser Anstarren, indem er sich erhob. „Damit das nicht zu eintönig wird, würde ich vorschlagen, dass wir sowohl die Getränke, als auch das Spiel wechseln." Mina klatschte begeistert in die Hände. „Unbedingt! Ich bin für Poker und das grüne Gift." Die anderen nickten mehr oder weniger zustimmend. Unaufgefordert brachten zwei Diener einen ledernen Koffer, den sie auf dem runden Tisch abstellten. Während Mina sich begeistert auf die Taler stürzte, verteilten die Diener kleine kunstvoll verzierte Gläser mit einer giftgrünen Flüssigkeit darin.

Die erste Runde begann und nach Abschluss jeder Runde wurde der Inhalt des kleinen Glases getrunken. Ich war überrascht über den lieblichen Geschmack, der erst im Nachgang etwas bitter wurde. „Es wird aus einer Pflanze oben in den Bergen gewonnen. Bei Menschen hat er eine betäubende Wirkung", erklärte Rouven und wackelte anzüglich mit den Augenbrauen. „Bei den Fae hat sie dieselbe Wirkung wie gebrannter Schnaps bei den Menschen." 

Ich nickte, denn ich spürte die leicht neblige Wirkung bereits nach dem dritten Glas. Glücklicherweise schien es nicht so, als wäre ich die einzige, der es so erging. Selbst Vaughn gab sich etwas entspannter. Heelas Stimme wurde mit jeder Runde höher und ihre Hand auf Vaughns Bein rutschte immer weiter in Richtung seiner Hüfte. 

Oraziel fing meinen Blick auf und zog fragend eine Augenbraue hoch. Ich bemühte mich nonchalant mit einer Schulter zu zucken und wandte mich wieder dem Spiel zu.

Der Ausdruck auf Rouvens Gesicht wurde nahezu euphorisch als die nächste Runde begann und er seine Karten und die drei in der Mitte sah. Er rieb sich die Hände und erhöhte in der ersten Runde um die Hälfte seiner Taler. Heela entschied schnell die Runde zu verlassen und auch Vaughn zögerte, blieb aber noch im Spiel. Genau wie Oraziel und ich. Ich nahm aus dem Augenwinkel wahr, wie Rouven triumphierend grinste, als die nächste Karte aufgedeckt wurde.

„Ich erhöhe um eine Aufgabe, die der Gewinner wählen darf", verkündete er. Überrascht hob ich den Blick, erkannte aber an den Mienen der anderen, dass sie diese Art zu spielen bereits kannten. „Jeder der mitgehen möchte, muss nun um etwas besseres erhöhen." Ich warf Oraziel einen kurzen, aber dankbaren Blick zu und wartete ab, was Vaughn nun tun würde. 

„Ich gehe mit. Und erhöhe um eine Erinnerung." Für den Bruchteil einer Sekunde traf sein Blick meinen und ich erstarrte unwillkürlich. Augenblicklich zog sich ein eiskalter Schauer über meinen Rücken. Ich hatte so ein Gefühl, dass diese Erinnerung nichts Gutes für mich bedeuten würde. 

Ich blickte in die Runde. „Ich erhöhe um eine Wahrheit, die bisher unausgesprochen blieb." Oraziel nickte anerkennend und akzeptierte meinen Einsatz. Rouven musste zuerst aufdecken. Er hatte ein wirklich gutes Blatt – fünf Mal dasselbe Symbol. Ich sah abwartend zu Vaughn, der sich nachdenklich über das Kinn rieb. Sein Blatt entsprach demselben wie Rouvens, nur waren seine Bilder mehr wert. Ein Funkeln trat in seine Augen als er Rouven angrinste, der fassungslos auf die eine Karte starrte, die sein Blatt haarscharf besiegte. 

Ich räusperte sich um die Aufmerksamkeit auf mich und die Karten zu lenken, die ich einzeln vor mich offenlegte. Ich meinte zu sehen, wie über Oraziels Gesicht ein amüsanter Ausdruck huschte. Vaughn war plötzlich nahezu reglos reglos geworden und Rouven vergrub das Gesicht in seinen Händen. Ein dumpfes „Oh nein", verdeutlichte seine Enttäuschung.

„Du kannst dir die Aufgabe und die Erinnerung auch aufheben und erst später einlösen."

„Gut", verkündete ich und mischte die Karten neu. 

„Da hat jemand Blut geleckt", kommentierte Heela trocken. „So viel Glück wirst du nicht noch mal haben." Ihr Ton war drohend, doch ich verzog die Lippen nur zu einem spöttischen Grinsen. „Das werden wir ja sehen."

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Habt ihr inzwischen Fragen zu der Geschichte?♥

The Lost PrincessWo Geschichten leben. Entdecke jetzt