Eistahl, im Königreich des Winters
Amaron saß an seinem Tisch aus Eis und brütete über einigen Schriften. Aufmerksam studierte er die Zeilen, welche ihm sein Onkel, der Winterkönig Arkon zum Studieren gegeben hatte.
Es waren Texte über die Organisation der Armee, die Handelsbilanz des Winterreichs und das Aufbegehren der Herrscher im Südlichen Teil des ehemaligen Zarenreiches.
Nachdenklich strich er sich über sein unrasiertes Kinn. Einer der vorliegenden Texte, handelte über die Sichtung eines Greifen, in der Kreuzstadt.
„Hoffen wir, das es nicht so ist." murmelte er leise und legte das Papier, zu den anderen, die vor ihm lagen. Er lehnte sich zurück und strich sich über sein müdes Gesicht.
Es klopfte leise an der Tür.
„Herein." rief Amaron herrschaftlich und beugte sich wieder über die Papiere. Es musste so aussehen, als würde er noch immer arbeiten. Arkon bestand auf einen
„Hey Amaron." begrüßte ihn eine leise, sanfte Stimme.
Amaron drehte sich in seinem Stuhl um. „Freya." sagte er überrascht. „Was ist los?"
Freya strich sich unsicher einer ihrer weißblonden Haarsträhnen, hinter ihr Ohr.
„Vater ist wieder böse." sagte sie leise.
Amaron runzelte Zornig die Stirn. Er stand auf und legte einen Arm um seine kleine Schwester. Sanft führte er sie zu seinem Bett welches, wie alle Möbel im Palast, aus Eis geformt war. Ein Spezieller Zauber verhinderte, das dass es schmolz.
Freya setzte sich.
„Also. Was ist passiert?" fragte Amaron besorgt.
Freya zögerte. Ihre hellblauen Augen glitzerten vor Kummer.
„Vater wollte das ich eines meiner Tiere, für das nächste Opferfest hergebe. Eines meiner Pferde." Tränen sammelten sich in ihren Augenwinkeln. „Seine Mutter hatte es verstoßen und ich musste es per Hand aufziehen. Ich hüte sie seit fünf Jahren! Wie kann ich sie dann einfach so für das Opferfest töten lassen?" Sie schniefte.
Amaron wartete geduldig. „Was ist dann passiert?" fragte er sie sanft.
„Als ich ihm widersprochenen habe, hat Vater mich am Arm gepackt und mich angeschrien, ich solle nicht so Kindisch sein. Dann hat er mich weggestoßen und Zeon gesagt, er soll sie mitnehmen und für die Opferung vorbereiten." Erneut quollen Tränen aus ihren Augen.
Amaron drückte sie an sich. „Hey. Keine Sorge. Ich rede mit Onkel Arkon. Dein Pferd wird nicht geopfert. Das verspreche ich dir."
Freya sah ihn an. Ihre Trauer war wie wegblasen. „Wirklich? Danke Bruder!" Sie umarmte ihn stürmisch.
Amaron erwiderte die Umarmung und fragte sich, auf was er sich jetzt schon wieder eingelassen hatte. Insgeheim bezweifelte er, dass es ihm gelingen würde, den Herrscher des Winterreichs zu überzeugen. Das sagte er Freya jedoch nicht.
Ein Kristall auf seinem Arbeitstisch, glomm auf.
„Was ist das?" fragte Freya neugierig.
Amaron grinste verschlagen, stand auf und legte eine Hand auf den Kristall. „Das ist eine Möglichkeit, sich über weite Strecken, miteinander zu unterhalten. Man kann auch Magie darin speichern und so auch nicht Begabten, die Macht der Zauberei schenken. Wenn auch nur kurzzeitig."
Erneut glomm der Kristall auf. Dieses mal jedoch stärker. Amaron schloss die Augen und konzentrierte sich.
Leise drangen die Worte in seinen Verstand ein und ein lächeln schlich sich auf seine Lippen.
Das Leuchten erlosch und Freya sah ihn fragend an.
„Mit wem hast du gesprochen?" fragte sie neugierig.
Siegessicher sah Amaron auf seine kleine Schwester herab
„Mit einem Informanten in der Kreuzstadt. Marie, oder so ähnlich. Er hatte eine wichtige Information für uns!" Amaron nahm sich seinen dunkelblauen Mantel von einem Kleiderständer aus Eis und verließ seine Gemächer. Freya folgte ihm.
„Was hat dein Informant denn gesagt?" fragte sie.
Doch Amaron antwortete nicht gleich. „Wie schnell schaffen wir es zur Kreuzstadt?" fragte er.
Freya runzelte die Stirn und überlegte. „Mehrere Wochen mit den Pferden. Etwa drei Tage, mit unseren Drachen."
Amaron verzog den Mund. Das war nicht unbedingt dass, was er hören wollte.
Sie gingen durch die Gänge aus Eis. Hitzelose Fackeln hingen an den Wänden und spendeten Licht, doch es war Eiskalt im Königspalast.
„Wenn wir ohne Rats fliegen, schaffen wir die Strecke dann auch an einem Tag?"
Freya sah ihn erstaunt an. „Gut Möglich. Aber das wäre eine Tortur für die beiden."
Amaron winkte ab. „Solange sie noch kämpfen könne, müssen sie dadurch. Geh in den Stall und bereit alles vor. Ich muss noch mit König Arkon sprechen."
Freya blieb stehen und hielt ihn am Arm fest. „Was ist den los Amaron? Was hat er dir gesagt?"
Amaron löste seinen Arm aus ihrem Griff. Sein ganzer Körper, bebte vor Aufregung. „Mein Informant, kommt aus dem direktem Umfeld des Fürsten Ammon. Er hat uns eine enorm wichtige Info gegeben, weswegen wir auch, sofort, handeln müssen!"
Freya wirkte nicht überzeugt. „Aber unsere Truppen sind doch schon Vorort. Können sie nicht..."
Amaron schüttelte ungeduldig den Kopf. „Nein Freya. Könne sie nicht. Wir sind die einzigen, die es können!" sagte er eindringlich. „Also. Bereite unsere Drachen vor. Ich gebe Arkon Bescheid."
Freya wirkte zwar noch nicht völlig überzeugt von seinen Worten, doch sie nickte und eilte zu den Ställen, wo die beiden Winterrachen untergebracht worden waren.
Froh darüber, seine kleine Schwester losgeworden zu sein, eilte er zum Thronsaal, wo er seinen Onkel und Freyas Vater vermutete.
Zwei Weiße Ritter standen vor der Tür Wache. Wortlos betrachteten sie ihn, als er die Tür zum Thronsaal aufstieß und hineinging.
Wände aus Eis, ragten über ihm auf. So hoch, wie eine Kathedrale. Sie waren Glatt und Schmucklos, Perfekt.
Mit gesenktem Kopf, ging er auf den Thron zu.
Ein weiterer Weißer Ritter stand am Fuße der Schmalen Treppe, die in einer leichten Kurve, drei Meter in die Höhe, zum Thron führte.
Amaron kniete am Fuße der Treppe nieder, seine zweifarbigen Augen, auf den Boden gerichtete.
„Eure Majestät. Wir haben Nachricht aus der Kreuzstadt erhalten." berichtete er und Atemwölkchen, begleitete seine Worte.
Eine leise, eiskalte Stimme antwortete ihm. „Berichte."
Amaron schluckte. „Wir haben sie gefunden Onkel. Reyna ist in der Kreuzstadt."
Ein leises Schweigen folgte seinen Worten, dann ertönte erneut die Stimme König Arkons und sie war voller Hass.
„Erledige sie!"
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Greifentochter - Band 2 - Erbe der Schatten
FantasyReyna hat alles verloren. Ihren Liebsten. Ihren Vater. All das wurde ihr genommen, von ihrem besten Freund und ihrem, verlorengeglaubten Bruder. Im Glauben, versagt zu haben schreit ihr Herz nach Blutiger Rache. Das wunderschöne Cover ist von @Clove...