Kapitel 18 - Reyna

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Erneut viel Schnee vom Himmel, dessen Wolken die Spitzen der Hügel bedeckten. Reyna saß auf einer Roten Fuchsstute, die zitternd, knöcheltief im Neuschnee stand. Hinter ihr Versammelten sich ihre Begleiter. Etwa ein dutzend Männer aus Lady Sivs Haushalt und denen der anderen Nordlords, würden sie auf ihrer Reise begleiten. Doch es waren nicht nur Soldaten, die Lady Siv ihr geschickt hatte. Auch ein Koch, zwei Diener und drei Heiler waren Teil ihrer Gruppe. Reyna zog ungeduldig an den Zügeln ihres Pferdes, während sie die Schneebedeckten Hänge der Hügel musterte. Wo war Varon? Der Dunkelelf hatte ihr Versprochen, bei abreise zu der Gruppe zu stoßen, doch noch immer hatte er sich nicht blicken lassen.
Einer der Soldaten, lenkte sein Pferd neben das von Reyna. „Prinzessin. Wir sollten aufbrechen. Das Wetter wird nicht besser und Wir stehen seit dem Morgengrauen hier.."
Reyna warf dem Wachmann, einem Älteren Offizier mit dunklen Haaren und wachsamen braunen Augen, einen Missbilligendem Blick zu. Er war einer der Wenigen, dem die Vorstellung, mit dem Verhassten Schrecken der Nacht zu reisen, nicht komplett unangenehm war.
Reyna wand den Blick von ihm ab und sah zu der kleinen Kutsche, die von zwei weiteren Pferden gezogen wurde. In dem drei Meter langem Gefährt, wurde Asha transportiert. Die Nymphe war nur noch ein Schatten ihrer Selbst. Nur die Kette verhinderte ihren Tot. Reyna ballte die Baust. Wenn Varon es nicht für nötig hielt zum Treffpunkt zu kommen, dann sei es so. „Wir reisen ab." sagte Reyna entschlossen. „Varon kann uns einholen wenn er will."
Der Wachmann wirkte erleichtert, als er seinen Männern den Befehl gab, auszurücken.
Reyna warf noch einmal einen Blick in den Wolkenverhangenen Himmel. Etwas blitze Golden auf und ein Kreischen, wie das eines Adlers oder eines Falken, hallte von den Hügel wieder. Reyna lächelte kurz. Egal ob Varon sie am Ende begleitete, Veilan tat es auf jeden Fall.
Der Beginn der erneuten Reise dämpfte Reynas Laune. Dicke Flocken legten sich auf ihren schwarzen Umhang. Dazu wehte ein Kalter Wind und bald glaubte Reyna, bis auf die Knochen zu frieren. Varon war noch immer nicht aufgetaucht und Reyna begann zu glauben, das er sich doch erschlossen hatte, sie zu verlassen. Das machte sie zwar traurig, doch sie verstand ihn. Dem Dunkelelf war die Ehre wichtig und sie hatte ihn beleidigt. Schwer.
„Prinzessin!"
Reyna drehte den Kopf. Der Wachmann kam auf sie zu, zum Schutz vor dem Schnee, die Kapuze seines Mantels heruntergezogen. „Der Schnee wird nicht besser. Wir könne bald nichts mehr sehen. Wir sollten anhalten und warten bis das Wetter sich bessert..."
„Nein!" widersprach Reyna entschieden. „Wir müssen weiter. Asha hat nicht mehr lange. Wir müssen sie Retten. Wir Reite weiter!"

Die Gruppe ritt weiter. Schnee und Kälte verlangsamten ihren Vormarsch, doch Reyna ignorierte ihn. Eis setzte sich auf ihre Augenbrauen ab und ihre Lippen wurden Blau. Doch Reyna wollte weiter. Und so trieb sie ihr Pferd durch die Verschneiten Wälder, während die Gruppe sich hinter ihr her Kämpfte.
Und während ihr der Kalte Schnee Jegliches Gefühl im Gesicht nahm, wurde ihr Herz immer Kälter.
Gegen Abend des Ersten Tages, schlugen die Soldaten ein Lager zwischen den Bäumen auf. Zelte Wurden gespannt, die Pferde Gefüttert und Ashas Gefährt abgesichert. Auf ein Feuer mussten sie verzichten, da es weit und breit kein Trockenes Holz gab. Und so blieb ihnen nichts, außer einem Kalten Mahl aus Trockenbrot und Hartkäse.
Reyna lehnte sich an einen der Kahlen Bäume und starrte in den Wolkenverhangenen Himmel. Noch immer viel Schnee vom Himmel. In ihrem Schwarzem Umhang wirkte Reyna wie ein Fleck in der marklosen weißen Reinheit des Schnees.
Und hier, in der Dunkelheit der Nacht kamen erneut die Bilder der Kreuzstadt in ihr hoch. Norie, der einen Pfeil in Alexanders Hals schoss, Eris, Edwards Schwester, die gemeinsam mit Norie den Balkon des Palastes hinunter in den Tod Stürzte. Und natürlich Edward, dessen Kopf vor ihr lag, während sein Mörder sich über ihn Lustig machte.
Schwarze Schatten breitet sich über Reynas Herz aus. Reyna begann zu zittern und versuchte die Bilder wieder in ihr Inneres zurück zu drängen, doch sie Tauchten immer wieder vor ihrem inneren Auge auf.
Wütend stand Reyna es wurde ihr zu viel. Sie hielt es nicht aus. Sie stapfte in den Wald und ließ das Lager Hinter sich.
Sie passierte einer der Wachposten, der ihr zwar verwirrt hinterher sah, aber nichts sagte.
Einer der Vorteile die Autorität zu sein. Niemand stellt mehr Fragen.
Veilan hatte sich in einiger Entfernung niedergelassen und hob verschlafen den Kopf, als Reyna an ihr vorbei ging. Ihr goldenes Fell, hob sich Deutlich vom Dunkeln Wald ab. Neugierig stieß sie einen Laut aus und Reyna blieb bei ihr stehen. Sanft strich sie ihr über den Kopf. Für einen Moment verharrten sie nebeneinander. „Tut mir leid Süße. Aber ich möchte allein sein." murmelte Reyna mit dunkler Stimme. „Aber ich möchte alleine sein." Veilan fiepte Traurig und schlug verwirrt mit den Flügeln, doch Reyna ließ sie zurück und ging weiter in den Wald.
Der Schnee knirschte unter ihren Stiefeln. Ziellos wanderte sie umher. Doch noch immer sah sie Edwards vor sich, wie er ihr in ihrer ersten gemeinsamen Nacht, sagte das er sie Liebte.
Reyna ertrug es nicht mehr. Sie packte Lichtbringer und schlug nach dem nächsten Baum. Die Goldene Klinge durchtrennte das Holz mühelos und der Baum viel Krachend und Knackend in den Schnee.
Reyna starrte auf den Sterben Baum, dessen Stumpf wie ein Stück Kohle glühte.
Emotionen flammen in Reyna auf. Hass, Wut, Trauer. „Ich habe alles Verloren. ALLES!" schrie Reyna in die Dunkelheit. „Warum? Warum hast du mir alles genommen?" Ihre Lippen zitterten, doch sie begann nicht wieder zu weinen. „Ich muss stark bleiben."
„Ich werde dich stark machen." Sagte eine leise Stimme.
Reyna drehte sich um. Es hatte aufgehört zu schneien und die Wolken begann sich aufzulösen.
„Varon? Seid ihr da?" fragte Reyna. Erleichterung erfasste sie. „Ich bin so froh das ihr uns doch begleitet. Ich hatte Angst das ihr..."
Hufgentrampel ertönte dich neben Reyna. Sie sah aus dem Augenwinkeln, wie ein Dunkelroter Schatten auf sie zukam, dann blitze etwas Silbern auf und Reyna verspürte einen Scharfen Schmerz an ihrem Linken Arm. Sie Schrie vor Schmerz auf. Sie ließ Lichtbringer in den Schnee fallen und umklammerte ihren Linken Arm. Blut floss aus einer langen Schnittwunde. Reynas Knie gaben nach und sie stürzte in den Schnee. Im Licht des nun sichtbaren Mondes, sah das Blut schwarz aus. Reyna zischte vor Schmerz und starrte in die Dunkelheit. „Varon! Was sollte das?" schrie sie.
„Ich erteile dir eine Lektion." Antwortete der Dunkelelf und seine Stimme schien von überall zu kommen.
Reyna löste die Hand von ihrem Verletztem Arm und griff nach Lichtbringer. Das Schwert der Zaren glühte golden. Reyna packte den weißen Griff. Mühsam richtetet sie sich auf. „Kommt aus den Schatten Varon!" reif sie mit Schmerzverzerrter Stimme. „Stellt euch!"
„Prinzessin." Varons Stimme war kalt wie der Schnee. „Ich gab euch das Versprechen, euch nach den Maststäben meines Volkes zu unterrichten. Ertaste Lektion: Wachsamkeit."
Hinter Reyna knackte ein Ast. Reyna fuhr herum und hackte mit Lichtbringer zu. Doch die Goldene Klinge zerschnitt nur die Luft.
Frustriert schrie Reyna auf. „Zeigt euch!" brüllte sie.
Erneut galoppierte ein Schatten an Reyna vorbei.
Die Schwarzhaarriege wirbelte herum und versuchte dem Blutschatten die Beine abzutrennen, doch das Blutrünstige Pferd war zu schnell und Reyna erwischte ihn nicht. „Was soll das?" fragte Reyna. Sie Kniff die Augen zusammen und versuchte etwas im Dunklen zu erkenne, doch er Mond war nicht Hell genug und Varon war ein Meisterhafte Krieger. Reyna fuhr erneut herum. Doch auch dieses mal war sie zu langsam. Sie sah noch die Hasserfüllten Blick des Blutschattens und Varons ausdrucksloses, Schwarzes Gesicht, das mit der Nacht verschmolz, dann gruben sich die Zähne des Blutschattens in ihre Schulter.
Reyna verlor die Orientierung, als der Blutschatten sie durch die Luft wirbelte. Lichtbringer viel ihr aus der Hand. Schmerz vernebelte ihren Kopf und alles wirbelte durch einander. Es gab kein Oben und kein Unten, keinen Himmel und keinen Boden mehr.
Der Blutschatten ließ Reyna aus seinen Fängen und sie knallte geben einen Baum. Der Schnee stach wie kalte Nadeln in ihre Haut. Stöhnend bewegte sich Reyna und Schmerzen durchzuckte ihren ganzen Körper.
Der Blutschatten kam knurrend auf sie zu. Seine Augen glühten, während seine Spitzen Scharfen Reißzähne im Mondlicht glitzerten.
Reyna versuchte sich zu bewegen, doch die Schmerzen Betäubten sie und machten sie bewegungsunfähig. Der Heiße Atem des Blutschattens stank nach Blut und Verwesung. „Verdammt, was soll das Varon?" flüsterte Reyna voller Schmerzen.
Der Blutschatten knurrte wütend und wendete sich ab.
Mühsam hob Reyna den Kopf. Varon thronte über ihr. Der Mond hing über seinem Kopf und ließ seine Violetten Augen glommen in der Dunkelheit. Er sah erhaben und Hoheitsvoll aus, wie eine Statur aus einer vergangenen Zeit. Ohne Mitleid sah er auf sie herab. „Morgen werdet ihr es besser machen." Sagte er. Ohne sich noch einmal umzudrehen verschwand er im Wald und ließ Reyna, zitternd und Blutend im Schnee zurück.

Greifentochter - Band 2 - Erbe der SchattenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt