Kapitel 9 - Reyna

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Reyna stand zitternd an der Balustrade des Außenpostens und starrte in den Toten Wald. Erst jetzt erkannte sie warum er so hieß. Im Norden herrschte noch immer die Düsternis des Reiches der Dunkelelfen während im Westen die Sonne Orang aufging. Vor ihr ragten die Bäume des Toten Waldes auf. Schwarz, ohne Blätter. Tot.

„Prinzessin."

Reyna atmete erschrocken ein uns schloss kurz die Augen. „Warum müsst ihr mich immer so erschrecken?"

Varon ließ sich nicht zu einer Antwort herab. „Ihr müsst entscheiden was wir als nächsten Schritt unternehmen."

Reyna antwortete nicht, sondern Starrte weiter in den Wald. „Sie muss doch irgendwo sein."

„Prinzessin!"

Reyna fuhr herum. „Nennt mich nicht, Prinzessin!" sagte sie, mit drohender Stimme.

Varon ließ ihre Drohung unbeantwortete. „Ihr haltet nach Lady Asha Ausschau." stellte er fest.

Reyna nickte widerwillig. „Sie ist seit zwei Tagen verschwunden. Ich mache mir Sorgen um sie."

Varon ließ sich nichts anmerken, ob er ihre Sorgen um die Nymphe Teilte. „Denkt über meine Worte nach. Wenn Lady Asha wieder zu uns stößt, dann müssen wir weiter." Er drehte sich von ihr weg und verschwand.

Reyna folgte ihm nicht. Sie starrte weiterhin in den düsteren Wald. Ohne das sie es wollte, wanderte ihre Hand in Richtung Lichtbringer. Und als sich ihre Finger um den weißen Griff schlossen, begann die Magie sie zu durchfließen und eine Vision erfüllte ihren Geist.

Sie stand auf einer Lichtung, umgeben von großen, schwarzen Bäumen deren Kahle Äste sich wie Krallen in den dunklen Himmel bohrten.

Doch da war noch etwas. Eine bekannte Präsenz. Jemand den sie kannte.

Reyna öffnete die Augen und brach zusammen.

„Prinzessin!" Jemand rüttelte an ihrer Schulter. Reyna öffnete die Augen. Varon stand über sie geäugt, seine Miene war Ruhig und beherrscht.

„Was ist passiert?" fragte Reyna benommen.

„Ihr seid von der Brüstung gefallen. Ich habe euch gefangen."

Reyna verzog das Gesicht. „Ich hatte eine Vision." Sie sah zu dem Dunkelelfen hoch. „Lichtbringer hat mir gezeigt wo Asha ist. Varon." sie packte ihn am Arm. „Sie ist in Gefahr!"

„Habt ihr gesehen wo?" Varon zurrte den Sattel fester. Dann schwang er sich auf den Rücken des Blutschatten. Dieser bleckte angriffslustig die Zähne und knurrte. Reyna zitterte, angesichts des Gewalttätigen roten Pferdes, doch sie nahm die Hand die Varon ihr anbot und schwang sich hinter ihm auf den Blutschatten. Varon gab ihm die Sporen und sie ritten aus dem Außenposten.

Ein lautes Kreischen, wie von einem Adler ertönte über ihnen. Reyna sah nach oben. Veilan flog über ihnen, wie ein Goldener Raubvogel. Reyna lächelte grimmig. Egal wer Asha entführt hatte, sie würden sie besiegen.

Der Blutschatten zeigte erneut, wie schnell er sein konnte. Die schwarzen Bäume wurden zu einem einzigem Schwarzen Schatten an dem sie vorbei galoppierten. Reyna spürte wie der kalte Winterwind ihre Haare zerzauste und für einen kurzen Augenblick, fühlte sie die Freiheit und die Unbeschwertheit, sie sie immer während eines Ausrittes gespürt hatte. Doch sie unterdrückte das Gefühl schnell. Asha war in Gefahr und sie mussten sie retten!

Reyna wusste nicht wie lange sie durch den Toten Wald liefen, doch je weiter sie nach Norden vordrangen, desto höher, schwärzer und bedrohlicher wurden die Bäume um sie herum.

Greifentochter - Band 2 - Erbe der SchattenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt