Reyna schlief beinahe den ganzen nächsten Tag lang. Doch auch als sie aufwachte, fühlte sie sich zwar Körperlich erholt, doch in ihrem inneren war sie tot, wie lange nicht mehr.
Müde und mit einem Gefühl das alles Egal ist. Drehte sich Reyna von einer Seite ihres „Bettes" zur anderen. Sie wollte nicht aufstehen und hatte auch keinen Grund. Am liebsten wäre sie nie wieder aufgestanden.Doch ein schmerzhaftes Stechen in ihrer Seite zwang sie schließlich dazu. Mühsam richtete sich Reyna auf. Im ersten Moment wusste sie nicht wo sie war, dann viel ihr alles wieder ein. Der See. Der Nebel. Der Baum. Die drei Nymphen. Kyrene. Hesperia. Nephele.
Benommen rieb sie sich den Schlaf aus den Augen. Dann sah sie sich um. Das Zimmer war etwa zwei Meter hoch und ragte gut vier Meter in den Stamm des großen Baumes. Statt einer Tür gab es nur einen Vorgang auf kleinen goldenen Blättern, doch dieser versperrte die Sicht so gut wie es eine echte Tür machen würde.
Am anderen Ende des Zimmers gab es eine große Öffnung im Holz, die Hinaus ins Freie führte. Reyna stand auf und ging hinaus.
Ein großer Ast führte sie hinaus. Der Stamm glitzerte im Sonnenlicht, das durch den Klaren Himmel glitt. Offenbar hatte Nephele gute Laune und ließ die Sonne durch. Nur schwach war der Nebel auf dem Wasser des Sees zu erkennen, das dunkelgrün leuchtete.
„Hm. Hm."Reyna fuhr herum, Lichtbringer lag wie von selbst in ihrer Hand.
Ein Junger Mann stand am Eingang. Er hatte lockige dunkelbraune Haare und braune Augen. Doch das seltsamste war, das er keine menschliche Beine hatte. Von der Hüfte abwärts hatte er eine Umgedrehtes Knie, langes braunes Fell und Hufe, anstatt Füße.Reyna hob angriffslustig Lichtbringer. „Wer bist du und was willst du?"
Der Mann trat unangenehm berührt von einem Huf auf den anderen. „Ich bin Marsyas. Die Hohe Herrin hat mich gebeten, euch das hier zu bringen." Der Satyrn hob ein großes Brett hoch, auf dem eine Karaffe, etwas zu essen und ein großes Bündel lag.Reyna seufzte und entspannte sich. Sie steckte Lichtbringer weg und fasste sich an an Kopf. Dabei bemerkte sie, das ihre Haare ein einziger, fettiger, und verdreckter Filz war. Die Tage der Reise machte sich Bemerkbar. „Kann ich mich hier irgendwo waschen?"
Der Ziegenmann überlegte. „Die Herrin meinte, das ihr euch, wie hat sie es gesagt? Frisch machen wollen würdet. Geht dazu einfach an die Wand dort und ruft eure Magie. Die Herrinnen haben alles für euch bereit gemacht." Er stellte das Tablett ab und verließ das Zimmer wieder.
Reyna schloss die Augen. Das Gespräch hatte sie angestrengt. Sie fing sich aber schnell wieder und untersuchte das Tablett. Neben einer Karaffe in der ein merkwürdiger Saft schimmerte, lagen ein Haufen goldener Beeren, sowie einige Nüsse und Obst auf dem Brett. Auch ein Verschnürtes Päckchen und eine Hölzerner Kamm lagen auf dem Brett.Reyna nah sich eine der Nüsse und untersuchte das Päckchen. Es enthielt eine Hose, Feine Schuhe und etwas, das aussah wie eine Mischung aus Waffenrock und Kleid. Alles war aus einem Material gemacht, welches sich Anfühlte wie Seide, allerdings Flexibler und Stabiler wirkte, als die Ledersachen, die Reyna trug.
Reyna aß noch eine Nuss und legte die Kleider zurück. Stumm ging sie zu dem Teil des Raumes, auf den Marsyas gedeutet hatte. Es war eine Vertiefung im Holz, groß genug für eine Person. Vorsichtig legte Reyna eine Hand auf das Holz. Es war glatt und fühlte sich Kühl an. Reyna strich über die Decke. Schräg über ihr war eine Öffnung im Holz. Es war kaum größer als ein Auge. Reyna legte ihre Hand neben das Loch und beschwor ihre Magie.
Ihre Hand begann sanft golden zu leuchten und sofort bewegte sich etwas in dem Loch. Ein dünner Strahl Wasser floss aus dem Loch. Reyna sprang überrascht zurück. Dabei ließ sie die Wand los, doch das Wasser plätscherte munter weiter. Ohne etwas anzurichten, wurde es vom Boden aufgezogen. Reyna runzelte die Stirn und musterte ihre Hand. „Was wenn ich...?" Sie legte die Hand erneut auf das Holz und Konzentrierte sich erneut. Das Wasser floss jetzt stärker. Prüfend hielt Reyna einen Finger in den Strahl. Er war angenehm warm. Und auf einen erneuten magischen Befehl hin, wurde das Wasser wärmer, oder Kälter. Reyna erlaubte sich ein kurzes, grimmiges Lächeln. So wollte sie es.
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Greifentochter - Band 2 - Erbe der Schatten
FantasyReyna hat alles verloren. Ihren Liebsten. Ihren Vater. All das wurde ihr genommen, von ihrem besten Freund und ihrem, verlorengeglaubten Bruder. Im Glauben, versagt zu haben schreit ihr Herz nach Blutiger Rache. Das wunderschöne Cover ist von @Clove...