Noch während der Dämmerung am Morgen, bezog Valentin Quartier in Reynas Villa. Gemeinsam mit drei Dienern, zwei Wachen und einer Wagenladung Waffen, Rüstungen, Fellen und Geschirr, bezog er ein Zimmer, das gegenüber von ihrem lag.
Stumm saß Reyna auf einem Stapel Kissen, welche das große Erkerfenster, über dem Eingangsportal ausschmückten. In ihrer Hand hielt sie einen Kelche mit Wasser. Zwar hätte sie auch zu einem Kelch Wein nicht, Nein, gesagt, doch sie musste bei klarem Verstand bleiben und Wein half ihr dabei nicht. Zu sehr war ihr im Gedächtnis geblieben, was sie gesagt hatte, als sie das letzte mal betrunken gewesen war.
Ein leises Klopfen erklang von der Tür her.
„Herein."
Die Tür öffnete sich und Asha betrat den Raum. „Ist alles in Ordnung?", fragte sie sanft, während sie auf Reyna zuging und sich neben sie setzte.
Reyna seufzte, sah Asha jedoch nicht in die Augen. Ihr Blick war auf den Fluss gerichtet und auf die Roten Mauern der Kronburg. „Ich werde bald aufbrechen und meinen Bruder konfrontieren. Und ich kann nicht sicher sagen, ob ich nur mit ihm Reden, oder ihm den Kopf abreisen werde."
Asha nickte und fuhr sich mit der Hand durch die Hellen Haare. „Wann wirst du aufbrechen?"
Reyna nahm noch einen Schluck aus ihrem Kelch. Das Wasser schmeckte Bitter. „Sobald Valentin mir eine Nachricht überbringe, das die Zeit Reif ist. Dann rufe ich Veilan und wir fliegen in die Kronburg. Alles danach ist abhängig davon, wie schnell ich ihn finde."
Asha senkte die Lieder und starrte in den Garten. Valentin stand dort, den breiten Oberkörper nur mit einem Lederhemd bedeckt. Schweiß lief ihm über das Gesicht in den schwarzen Bart.
„Du magst ihn.", stellte Asha fest und ihre Augen funkelten schelmisch.
Reynas Hand verkrampfte sich um ihren Kelch. „Es ist nichts passiert.", sagte sie hastig und wunderte sich über ihre Erschrockenen Ton. „ich meine..", stotterte sie, während Asha zu lächeln begann. „Ich habe seinem Vater versprochen ihn zu heiraten, aber ich weiß nicht, ob ich selber dafür bereit bin."
Asha beugte sich vor und nahm ihre Hand. „Ich habe mich erkundigt. Für euch Menschen gibt es eine Zeit des Trauerns, wenn eine geliebte Person gestorben ist. Sechs Monate, wenn ich das richtig verstanden habe. Diese Zeit ist inzwischen um. Es wäre also nicht schlimm, wenn du einen neuen Liebsten hast."
Reyna senkte den Kopf. Das Wasser in ihrem Kelch warf leichte Wellen. „Es geht mir nicht um das Rechtliche.", ein Schluchzen bahnte sich seinen Weg durch ihren Hals. „Ich habe Edward geliebt. Verstehst du? Er war meine große Liebe und ich hatte nur so wenig Zeit mit ihm." Sie umfasste ihren Kelch nun mit beiden Händen um das Zittern in ihrer Hand zu unterdrücken. „Er ist gestorben und nun muss ich dem Mann gegenübertreten, der ihn ermordet und auch mich beinahe umgebracht hätte. Und das schlimmste ist: dieser Kerl ist auch noch mein Zwillingsbruder! Er ist von meinem Blut! Meine Familie."
Asha sah sie voller Mitgefühl an, nahm ihr den Kelch aus der Hand und umarmte sie Fest.
Reyna erwiderte die Umarmung. Das Schluchzen das in ihrem Hals feststeckte, löste sich und sie klammerte sich an ihre Freundin. „Ich vermisse ihn.", ihre Stimme brach sich an Ashas Schulter.
Die Nymphe strich ich beruhigend über den Rücken. „Ich weiß. Ich weiß."
Erneut klopfte es an der Tür. Fest und laut.
Reyna löste sich von Asha. „Herein.", sagte sie mit fester Stimme.
Valentin betrat den Raum und hielt einen streifen Pergament in der Hand. „Viko hat mir eine Nachricht übermittelt." berichtete er mit bebender Stimme. „ Amaron hält eine Sitzung mit den Lords in der Kronburg ab. Du solltest aufbrechen."
Reyna war bereits aufgesprungen und rannte zu einem Kleiderständer. Ihre Augen funkelten vor Erregung. „Dann mal los.", sie warf Asha einen Blick zu. „Hilfst du mir in meine Kleider?"
Reyna hatte sich für diesen Tag extra neue Gewänder Anfertigen lassen. Immerhin würde sie sich als Prinzessin und Erbin der Zaren zu erkenne geben und da wollte sie nicht wie eine Bettlerin aussehen.
Ihre neuen Gewänder bestand aus einer weichen Lederhose in dessen Hosenaufschlag, sie einen Versteckten Doch steckte, einem weißen Hemd aus Wolle, und einem Mantel aus Rotem Leder, der an ihrer Hüfte, von einem Ledergürtel gehalten wurde, an dem auch, Lichtbringer und weitere Messer hingen Ein Schultergurt, der sich mit dem Gürtel verbinden ließ, hielt den weißen Bogen von Anora und die zwei Dutzend weißen Pfeile.
Reyna flocht sich ihre Haare zu einem Pferdeschwanz, während die weiße Strähne, an ihren Gesicht hinab viel. Am Ende steckte sie ihre Hände noch in Schwarze Lederhandschuhe, unter denen sich auch der Siegelring verbarg.
Gerüstet und mit Lichtbringer an ihrer Seite, verließ sie die Villa.
„Bist du dir wirklich sicher, dass du das machen willst?", fragte Valentin.
Reyna starrte in den Himmel, wo Wolken vorüber zogen. „Natürlich bin ich das. Und jetzt sei Still. Ich muss mich Konzentrieren."
Sie breitet die Hände aus und ließ ihren Geist einen Ruf aussenden.
Nichts passierte.
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Greifentochter - Band 2 - Erbe der Schatten
FantasíaReyna hat alles verloren. Ihren Liebsten. Ihren Vater. All das wurde ihr genommen, von ihrem besten Freund und ihrem, verlorengeglaubten Bruder. Im Glauben, versagt zu haben schreit ihr Herz nach Blutiger Rache. Das wunderschöne Cover ist von @Clove...