Niemand hielt Reyna auf. Veilan setzte sie vor den Toren der kleinen Festung ab, die Lord Viktor als Residenz dienten. Vier Wachen auf den Mauern, hoben ihre Armbrüste, doch Veilans Brüllen vertrieb sie. Reyna kümmerte sich nicht darum. Ihre Gedanken galten nur noch einer Sache: Ihrem Ziel.
Das Fallgitter wurde vor ihr runter gelassen. Massives Eisen. Reyna zog Lichtbringer. Das Schwert begann zu glühen und die Regentropfen verdampften, wenn sie in seine nähe kamen. Sie berührte die Eisenstreben und das Metall begann zu glühen. Kreischend schmolz das Metall, bis sich eine Lücke gebildet hatte, durch welche sie durchpasste.
Die Hundert Meter bis zum Anwesen, stellte sich ihr niemand in den Weg. Sogar das Tor war unbewacht.
Reyna hob die Hand und die Riegel, die es verschlossen hielten, sprangen auf. Langsam öffneten sich die Türflügel und Reyna stürmte hinein.
Zwei Wachen versuchten sie aufzuhalten, doch Reyna schlug ihnen die Waffen aus der Hand und brach ihnen die Beine.
Das Anwesen wirkte wie ausgestorben, doch Reyna konnte spüren das, sich die Bedienstete versteckten um ihr im Zorn nicht in die Quere zu kommen.
Sie fand Lord Viktor schließlich in einem Saal, der so groß war, das Reyna gesamte Villa darin Platz gehabt hätte.
Vor einem großen Kamin, saß Lord Viktor, in einem Sessel. Die breiten Hände unter einem großen Mantel verborgen. Ihm gegen über saß ein Mädchen, Vivien, Amarons Verlobte.
Reyna blieb im Eingang der Halle stehen. „Lord Viktor! Ihr habt mich verraten!"
Das Gesicht des Lords blieb Starr. Vivien hingegen sprang auf. „Hütet eure Zunge Prinzessin! Ihr Sprecht mit dem Lord von Geisterhall!"
Reyna hob Lichtbringer, so das seine Spitze auf Vivien Brust gerichtete war. „Auf die habe ich ebenfalls gehofft, Vivien. Wie willst du Sterben? Durch das Schwert? Oder durch Feuer?", Lichtbringers Klinge begann zu brennen. „Oder durch beides?"
Vivien Gesicht wurde harrt. Sie griff an ihren Gürtel und zog eine Handaxt uns ein Kurzschwert. „Du wirst meinen Vater nur über meine Leiche erreichen."
Reyna hob eine Augenbraue. „Ich habe schon gegen meinen Bruder gefochten. Habe mit Menschen, Weißen Rittern und Dunkelelfen gekämpft. Glaubt du, du machst mir Angst?"
Vivien richtet sich zu ihrer vollen Größe auf und reichte fast an Valentins und Vikos wuchtige Größe heran. „Ich kann dich vielleicht nicht besiegen, doch ich kann dich aufhalten, bis meine Brüder bei uns sind. Und gegen beide, kannst du nicht bestehen.", ihre Stimme war frei von Angst, fest und Sicher.
Reyna bewunderte sie im stillen dafür, doch es würde nichts ändern. „Wenn du nicht beiseite gehst, dann werde ich dich ebenso erschlagenen, wie ich deinen Vater für seinen Verrat erschlagen werde."
Vivien hob ihre Waffen, doch ein Befehl ihres Vaters, ließ sie innehalten.
„Vivien. Es reicht."
„Vater?"
„Geh. Ich will alleine mit der Prinzessin reden."
Vivien drehte sich halb zu ihrem Vater, ohne Reyna aus den Augen zu lassen. „Bist du dir sicher?"
Viktors schweigen war ihr Antwort genug. Mit finsterer Mine, steckte sie ihre Waffen weg und verließ die Halle.
Reyna sah ihr nach, dann marschierte sie auf Viktor zu. „Ihr habt eure Bewacher weggeschickt. Gut. So muss nur einer Sterben."
Viktor hob den Kopf. Seine grauen Augen waren so hart wie Granit und Nagelten Reyna fest. „Ihr werdet mich nicht Töten."
Reyna lachte. „Und warum sollte ich euch verschonen? Ihr habt euer Wort gebrochen!"
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Greifentochter - Band 2 - Erbe der Schatten
FantasyReyna hat alles verloren. Ihren Liebsten. Ihren Vater. All das wurde ihr genommen, von ihrem besten Freund und ihrem, verlorengeglaubten Bruder. Im Glauben, versagt zu haben schreit ihr Herz nach Blutiger Rache. Das wunderschöne Cover ist von @Clove...