Kapitel 22 - Reyna

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Musik erfüllte die Luft. Lautes Gelächter drang an Reyna heran. Verwirrt sah Reyna sich um. Wo war sie? Und wer Waren diese Leute?
Sie stand in einem großen Saal, durch dessen Fenster helles Sonnenlicht viel. Über all um Reyna begann die Menschen zum Takt der Musik zu tanzen.
Alle trugen Festliche Gewänder. Die Männer hoch aufgeschlossen, die Frauen mit weiten, reich verzierten Kleidern. Alle lachten und tanzten. Eine Unbeschwertheit lag in der Luft, die Reyna schon lange nicht mehr gespürt hatte.
Reyna wand den Kopf und versuchte die Menschen zu erkennen, doch jedes mal, wenn sie sich jemandem näherte, wand er sich ab und sie konnte nichts erkenne.
„Wo bin ich? Was ist das für eine Ort?" rief sie laut.
„Aber Reyna. Das solltest du inzwischen wissen."
Reyna stockte der Atem. „Das kann nicht sein. Das ist Unmöglich." Sanft legte sich eine Hand auf ihre Schulter. Reyna wagte kaum zu Atmen, als sie sich herum drehen ließ.
„Edward." Reynas Stimme brach und sie spürte die Tränen in ihren Augen. Er war so schön wie an dem letzten Tag an dem sie sich gesehen hatten. Er ragte über ihr auf, seine Blauen Augen funkelten belustigt und seine blonden Haare wirkten wie aus Gold gesponnen.

„Du bist wunderschön." sagte Reynas verstorbener Ehemann und beugte sich vor.
Seine Lippen trafen auf die der noch immer verwirrten Reyna. Überrascht erwiderte sie den Kuss.
„Wo sind wir?" fragte sie Atemlos
„Ach Reyna." Lachte Edward. „Das solltest du doch wissen. Das ist unser Hochzeitstag."
„Unser..." Reyna sah an sich herunter. Sie trug ein Schneeweißes Hochzeitskleid. Ihr Ausschnitt war mit Perlen verziert und über ihrem Bauch war ein silberner Greif ein gestickt worden.
„Komm. Die anderen warten nur auf uns." Edward nahm ihre Hand und zog sie durch die Tanzende Menge.
„Warte. Was soll das? Wo sind wir? Was passiert hier?" Reyna entzog sich Edwards Hand. Verwirrt sah er sie an. „Was meinst du? Wir haben Heute unseren ersten Hochzeitstag."
„Unseren ersten was?" Reyna war schockiert. Was passierte hier? Sie wich vor Edward zurück, der sie verwirrt ansah. „Das kann nicht sein, du bist doch..." Tod. Doch sie konnte es nicht sagen.
Edward lächelte sanft und nahm ihre Hände. Sie fühlten sich warm und lebendig an. „Reyna das alles ist schon über ein Jahr her. Wir haben den Winterkönig geschlagen. Wir haben die Belagerung gewonnen. Du wirst bald die Zarin sein." Er legte ihr eine Hand auf den Bauch. „Und bald werden wir unseren ersten Prinzen haben."
Er lächelte sie an und sah so glücklich aus, dass Reyna ihren Schock vergaß. „Es ist vorbei." sagte sie leise und küsste ihn.
Edward schlang seine Arme um ihre Taille und hob sie hoch. Reyna lachte vor Freude. „Komm. Ich bringe dich zu den anderen." Lachend folgte Reyna ihm durch die Tanzende Menge.
Sie rannten zu einem langem Tisch, der vor einem Kamin, auf einer kleinen Empore errichtet worden war. Über dem steinernen Kamin, hingen zwei Banner. Ein mal das Banner der Fürsten der Kreuzstadt, ein Dunkelroter Mond auf mitternachtsblauem Grund und das Banner der Zaren. Ein goldener Greif, auf grünem Grund, umrahmt von einem Violettem Kasten, am Rand des Banners.
„Reyna. Ich bin froh dich zu sehen." Reyna blieb ruckartig stehen. Alexander stand vor der Empore. Er lächelte sie an und hob die Arme.
„Papa." Reyna versagte erneut die Stimme. Sie rannte auf ihn zu und schlang ihm die Arme um den Hals. „Ich habe dich so vermisst." sagte sie leise und voller Tränen.
Alexander setzte sie lächelnd ab. „Du bist inzwischen eine Erwachsene Frau. Du wirst es auch ohne mich schaffen. Sein Lächeln brachte so viele Erinnerungen in Reyna hervor. Trotz all seiner Lügen, war er ihr Vater gewesen. Er hatte sie aufgezogen, hatte sie getröstet wenn sie weinte, hatte ihr an ihrem Geburtstag Apfelkuchen gebacken und war immer an ihrer Seite gewesen. „Ich hab dich Lieb Papa." sagte sie leise.
„Ich dich auch meine Große." flüsterte Alexander zurück.
„Bekomme ich auch eine Umarmung?"
Reyna verkrampfte sich. Sie löste sich aus Alexanders Armen und drehte sich zu dem Jungen, der hinter ihr Stand.
„Norie." sagte sie mit kalter Stimme.
Der Gefährte ihrer Kindheit sah sie erschrocken an. „Hab ich irgendwas falsch gemacht?"
Reyna ballte Faust und wollte auf ihn losgehen, doch Eine Hand auf ihrer Schulter hielt sie zurück.
„Lass es Reyna." Eris trat in ihr Blickfeld. Die Fürstentochter wirkte so jung und Lebendig, wie an Reynas erstem Tag in der Kreuzstadt. Mit einem verschworenem Funkeln beugte sie sich zu Reyna herunter. „Ich weis das du unsere Beziehung nicht gutheißt, aber denk an dein versprechen: Solange mein Ehemann nichts sagt, werde ich mit Norie zusammen sein."
Sie trat zu Norie und nahm seine Hand. Die beiden sahen sich verliebt an und verschwanden dann in der Menge.
Reynas Verwirrung steigerte sich ins unermüdliche. Was war hier nur los? Wo war sie? Und warum war ihre Familie hier?
„Ist alles in Ordnung?" fragte Alexander sie. Er musste ihre Verwirrung spüren, denn er trat an sie heran und nahm sie in den Arm.
Reyna drückte ihn an sich. „Es tut mir so leid." sagte sie leise. „Wir hätten uns nicht so streiten sollen. Das war nicht Richtig."
Alexander strich ihr beruhigend über die Haare. „Nein. Ich habe dich belogen und dir verschwiegen wer du wirklich bist. Und mir tut es unendlich leid."
Reyna nahm ihren Ziehvater noch fester in den Arm.
Doch Alexander löste sich bereits von ihr. Er tippte mit dem Zeigefinger an ihr Kinn und brachte sie dazu ihn anzusehen. Voller Zuneigung sah er sie an. „Deine Eltern wären Stolz auf dich, wenn sei dich sehen könnten."
Reynas Unterlippe begann zu zittern. Alexander zu sehen brach ihr das Herz.
„Hey. Alles gut Liebes." Alexander wischte ihr eine Träne von der Wange. „Weist du was am besten gegen Trauer hilft? Dein Ehemann. Er steht da und wartet auf dich."
Reyna drehte sich um und entdeckte Edward, der in der Menge aus tanzenden Menschen stand und sie ansah.
„Geh zu ihm. Wir sehen uns dann nachher." Verabschiedet sich Alexander.
Reyna ließ seine Hand los und rannte zu Edward. Alles in ihrem Herzen zog sie zu ihm. Sie viel ihm in die Arme.
„Wow. Wir waren doch nur einen Moment lang getrennt." lachte er.
Reyna klammerte sich an ihn. „Verlass mich nicht. Nie wieder. Versprich es mir." sagte sie keuchend.
Edward runzelte die Stirn. „Ist alles in Ordnung? Geht es dir nicht gut?"
Reyna sah ihn an. Sein Gesicht, das sie so vermisst hatte, blickte auf sie hinab, voller Liebe uns Besorgnis.
Sie wischte sich die Tränen aus dem Gesicht und versuchte zu Lächeln. „Nein Alles gut. Lass uns tanzen."
Edward grinste , nahm ihre Hand in die Seine und legte die andere um seine Hüfte.
Die Musiker begann eine langsame und anmutige Melodie zu spielen.
Reyna hielt Edwards Hand fest in der ihren, während sie sich langsam über die Tanzfläche bewegten: Reyna drückte ihren Kopf an Edwards Brust. Sie konnte seinen Herzschlag hören und seinen Atem auf ihrer Haut spüren. „Wir hätten fliehen sollen als wir noch die Zeit hatten." flüsterte sie leise.
„Was redest du da? Wovor sollten wir fliehen?"
Reyna sah ihn an. „Das ist jetzt nicht mehr wichtig. „Wichtig ist nur, das wir zusammen sind."
Sie tanzten weiter. Reyna wusste nicht wie lange. Es fühlte sich an wie Tage. Sie hatte nur einen Wunsch: Das dieser Augenblick niemals Enden wollte.
Doch der Moment endete.
„Prinzessin." Leise drang Varons Stimme zu Reyna heran.
Reyna löste sich von Edward und sah sich um.
Der Dunkelelf stand in mitten der Tanzenden Menge, doch keiner schien ihn zu sehen. Alle wirbelten um ihn herum, doch keiner berührte ihn. Wir ein Schwarzer Schatten stand er da und sah zu Reyna.
Reyna schüttelte den Kopf. „Nein. Bitte. Nimm ihn mir nicht. Noch nicht jetzt!" flehte sie.
„Reyna? Was ist los? Mit wem redest du?"
Reyna ignorierte seine Frage und sah Varon nur flehentlich an.
Dieser nickte knapp. „Nur noch einen Moment." Die Menschen tantzen um ihn herum und er war verschwunden.
Reyna sha sich um. Von Varon war nichts zu sehen, stattdessen entdeckte sie alle die sie verloren hatte. Sie standen an dem Tisch auf der Empore. Alexander lächelte sie an. Eris und Norie standen dicht beieinander und berührten sich leicht. Sie wirkten glücklich. Und auch Karla war da. Die bleiche Nymphe mit den weinroten Haaren wirkte zufrieden und entspannt.
Reyna dreht sich zu Edward. Dieser sah noch immer verwirrt aus. „Reyna! Was ist los?"
Reyna lächelte ihn an. „Es ist nichts weiter." Sie drückte ihn an sich. „Halt mich einfach nur fest. Und lass mich nie wieder los."
Edward schlang die Arme um so standen sie, einander fest umschlungen auf der Leeren Tanzfläche. Es spielte keine Musik mehr und niemand sagte etwas. Reyna schluchze und weinte bittere Tränen der Verzweiflung, in der Hoffnung, das dieser Moment nie vergehen möge.

Greifentochter - Band 2 - Erbe der SchattenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt