Reyna stand noch eine ganze weil am Rands ihrer Behausung und starrte in die Tiefe. Sie glaubte den Worten von Valentin. Alles andere würde keinen Sinn ergeben. Sie hatte einen Zwillingsbruder. Das hatte sie bei ihrer Nachforschung zu dem Erbe des Greifen herausgefunden. Das sie sich nie gefragt hatte warum ihr Ziehvater, Alexander, ein enger Freund und Leibwächter ihres Leiblichen Vaters, Sie und nicht ihren Bruder gerettet hatte, war nun eines der Dinge, die sie versäumt hatte zu fragen, als Alexander noch gelebt hatte. Das es ausgerechnet ihr Onkel Arkon gewesen war, der ihren Bruder gerettet hatte, erschien Logisch. Arkon hatte nie geheiratet und daher auch keine Erben. Den Sohn seines Bruder zu benutzen um an sein Ziel zu kommen, war so genial wie heimtückisch. Und für Reyna ergaben dies Puzzleteile nun ein ganz neues Bild und eine Klare Aufgabe. Sie schnürte sich Lichtbringer um, nahm ihren Schwarzen Umhang und rannte die Treppen hinunter zum Strand.
Es überraschte sie etwas, Varon und Asha gemeinsam mit Valentin am Strand zu sehen. Jetzt erst sah Reyna, wie groß der Mann aus dem Norden eigentlich war. Als er neben Varon stand waren die beiden etwa gleich groß. Beide maßen etwa zwei Meter in die Höhe. Doch Valentin hatte deutlich breitere Schultern und einen Stiernacken, als Varon der schlank und elegant war, wie alle Dunkelelfen. Und obwohl Valentin kaum Älter als Edward bei seinem Tod sein konnte, bedeckte ein dichter Schwarzer Bart sein Gesicht. Er war der lebendig gewordene Traum der Nordischen Kämpfer.
Die beiden Krieger standen Ruhig neben Asha, die deutlich kleiner war, am Ufer des Strandes. Doch sie waren nicht alleine. Kyrene und Nephele standen bei ihnen und auch Hesperia war da, obwohl die Dryade des großen Baumes, gebeugt bei ihnen stand.
Ohne Umschweif kam Reyna zu Sache. „Asha, Varon. Ich will das wir so bald wie Möglich aufbrechen."
Keiner von beiden Reagierte. Reyna runzelte die Stirn. „Was ist los?"
Wortlos trat Valentin beiseite und gab den Blick frei auf Hesperia. Die goldhaarige Nymphe wirkte ungewohnt gebrechlich und ihre Fingernägel waren Schwarz verfärbt. Reyna beschlich ein ungutes Gefühl
„Die Pfeile, die die Angreifer auf den Baum abgeschossen haben. Sie waren vergiftet.", Varon hob einen der Schwarzen Pfeile. An dessen Spitze war noch immer etwas von dem grünen Gift zu sehen. „Sie haben mindeste ein dutzend Pfeile auf den goldene Baum abgeschossen. Und auch die Phiolen, welche sie in die Höhle warfen, haben dieses Gift enthalten. Allerdings in Gasform. Viel der Spinnen haben es eingeatmet und sind bereits verstorben."
Reyna verschränkte die Arme. „Was bewirkt das Gift?"
Ashas funkelte sie wütend an. Reynas kühler, Mitleidloser Tonfall schien sie zu Stören.
„Es bewirkt dass ich von innen heraus verrotte.", sagte Hesperia mit leiser Stimme. „Sie haben mich zum Tode verurteilt."In Reynas Brust bildete sich ein kalter Klumpen. So eine grausame tat hätte sie selbst den Dunkelelfen nicht zugetraut.
„Gibt es kein Gegengift? Warum kann ich dich nicht heilen?", fragte Asha gequält.
Hesperia schüttelte den Kopf. „Nein Liebes Kind. Ich habe dir während deiner Heilung viel von meiner Kraft gegeben. Das wirkt sich jetzt aus. Doch keine Sorge. Das Gift wirkt nicht sofort. Ich werde mit meinen Schwestern gegen es ankämpfen und mir werden noch etliche Jahre bleiben."Asha schüttelte den Kopf und ihre Haare flogen um sie herum. „Nein! Das darf nicht sein! Du bist zu Alt um wegen eines solchen Angriffes zu Sterben!" Sie nahm die Hand der Nymphe. „Bitte. Lass mich dir Helfen. Ich trage nun die Macht des Waldes und einen Splitter des Alten Reiches. Ich kann dich heilen!"
Reyna wand sich ab. Der Kalte Klumpen in ihrer Brust wanderte nach oben und schnürte ihr die Luft ab. Zu sehr erinnerte sie diese Szenerie an ihren letzten Abend in der Kreuzstadt, dem Abend ihrer Hochzeit. Ashas Mutter, die Hüterin des Nymphenhains Karla, war ebenfalls vergiftet werden und auch sie hatte Asha angefleht sich helfen zu lassen. Doch Karla hatte abgelehnt und war gestorben. Zumindest vermutete Reyna das.
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Greifentochter - Band 2 - Erbe der Schatten
Viễn tưởngReyna hat alles verloren. Ihren Liebsten. Ihren Vater. All das wurde ihr genommen, von ihrem besten Freund und ihrem, verlorengeglaubten Bruder. Im Glauben, versagt zu haben schreit ihr Herz nach Blutiger Rache. Das wunderschöne Cover ist von @Clove...