Die Hufe des Blutschatten trugen den Dunkelelfen über den Schneebedeckten Boden. Immer weiter ritt Varon nach Osten. Immer weiter weg, von der brennenden Kreuzstadt. Dort hatten nun seine Feinde die Oberhand und sie mussten ihm entkommen.
Ein Klopfen auf seiner Schulter lenke seine Aufmerksamkeit für den Bruchteil einer Sekunde hinter ihn. Asha, eine Nymphe aus dem Waldlandreich, saß hinter ihm.
„Wir brauchen eine Pause!" schrie sie gegen den Wind. „Sie kann bald nicht mehr!"
Varon sah für einen Augenblick gen Himmel. Ein torkelnder goldener Punkt, verriet ihm das Veilan, die junge Greifin, immer langsamer wurde. Ihre Kräfte schwanden und sie würde bald zu Boden stürzten.
Varon gab seinem Blutschatten mit den Schenkeln ein Signal und das blutrote Pferd, kam auf einer kleinen Lichtung zum stehen.
Elegant wie eine Katze, sprang Asha auf den gefrorenen Boden. Ihre Füße sanken in den Schnee ein und hinterließen einen Fleck bunter Blumen. Besorgt suchte sie den Himmel ab. „Wo ist sie?"
„Prinzessin Reyna wird in wenigen Minuten hier landen." berichtete Varon.
Asha folgte seinem Blick und tatsächlich, begann es hinter den Wolken, golden zu schimmern. Die Wolke Teilte sich und Veilan tauchte auf. Sie stieß einen kläglichen Laut aus und stürzte ab.
Mit einem lauten Kreischen, landete Veilan in einer Schneewehe, die sich an einem Baum gesammelt hatte.
„Reyna!" rief Asha und lief zu dem Schneehaufen.
Varon legte den Kopf schief und beobachtete sie dabei. Er verspürte keinen drang, ihr zu helfen.
Er stieg aus dem Sattel. Trotz seiner schwere Rüstung, aus Leder und Schwarzem Stahl und seiner Waffen, hinterließ er keine Spuren im Schnee. Sein Elfisches Blut ließen ihn das Gewicht der Rüstung kaum fühlen. Er flüsterte dem Blutschatten einige Worte in Elfischer Hochsprache ins Ohr. Dieser knurrte leise und zeigte seine spitzen Zähne. Er würde so lange stehen bleiben, bis Varon ihn zu sich rief.
Er nahm den Drachenstab aus Bronze in seine rechte Hand und trat zu Asha und Reyna.
Die Nymphe hatte der Prinzessin aus dem Schnee geholfen und lehnte sie an einen der Bäume, welche die Lichtung umgaben. Ihre Hand umklammerte noch immer das Goldene Schwert. Lichtbringer, die Waffe, mit welcher schon ihr Vater, ihr wahrer Vater Zar Edward, gekämpft hatte.
Veilan hatte sich aufgerichtet und schüttelte sich Schnee aus dem goldenen Fell. Ihre kräftigen Katzenbeine zitterten und sie fuhr sich mit der Zunge über die Flügel, um sie von Eis zu befreien. Sie fiepte missmutig.
„Wie ist ihr Zustand?" fragte Varon, mit seiner gewohnt leisen Stimme.
Ashas Kopf fuhr zu ihm herum und sie durchbohrte ihn, mit ihren Violetten Augen. „Könnt ihr nicht etwas behutsamer sein?" fauchte sie ihn an.
Reyna hob den Kopf. Ihre Augen waren Blutunterlaufen und gefrorenen Tränen, glitzerten auf ihren Wangen. Doch das auffälligste war ihre linke Gesichtshälfte, dort wo die Klinge des Winterprinzen, Amaron sie getroffen hatte. Varon legte den Kopf auf die Seite. „Interessant." murmelte er leise.
„Interessant?" Asha sprang auf, ihren Hand lag an der Peitsche. Sie ging auf ihn zu und funkelte ihn wütend an. „Dieses Mädchen hat gerade alles verloren. Ihren Vater, ihren besten Freund, ihren Liebsten! Zeigt gefälligst ein bisschen Mitgefühl!"
„Warum?" Varons Stimme war so leise wie der fallende Schnee. Er hatte kein Mitleid, mit dem Menschen Mädchen. In seinem Leben, hatte er weitaus mehr Verluste erlitten. Seine Gedanken glitten erneut zu Anora, seiner geliebten Tochter, welche ihm in der Kreuzstadt die Flucht ermöglicht hatten. Sie hatte sich in den Kampf gegen fünfzig Orks gestürzt. Und das mit mehreren Gebrochenen Rippen. Sie wahr furchtlos gewesen. Mutig und ehrenvoll.
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Greifentochter - Band 2 - Erbe der Schatten
FantasyReyna hat alles verloren. Ihren Liebsten. Ihren Vater. All das wurde ihr genommen, von ihrem besten Freund und ihrem, verlorengeglaubten Bruder. Im Glauben, versagt zu haben schreit ihr Herz nach Blutiger Rache. Das wunderschöne Cover ist von @Clove...