Valentin blieb bis zum Morgengrauen Wach. Ein Sommerlicher Tiefnebel ließ die Landschaft außerhalb ihrer Baumgruppe Unwirklich erschienen. Da das Feuer nur noch ein glimmender Kohlehaufen war, entschied sich der große Krieger, etwas Holz zu hohlen. Mit seiner großen Doppelaxt ging er etwas Tiefer in das Wäldchen. Dabei schlugen ihm mehrfach Äste ins Gesicht, denen er aufgrund seiner Größe, nicht ausweichen konnte. Mücken umschwärmten ihn, irgendwo musste es einen Tümpel geben. Er erreichte eine Stelle, wo einige Tote Bäume standen und vertrockneten. Grinsend hob er seine Axt. Die doppelten Blätter waren geschwungen, ideal um Körper zu zerschneiden, aber für Holz taugte sie auch. In den Silberglänzenden Stahl war ein aufrecht stehender Bär eingearbeitet, welcher den Axtkopf umklammerte. Der Lange Griff war aus hartem eichen Holz und mit kleinen Vertiefungen versehen, welche das Halten vereinfachte. Das Ende des Stiles bildete ein großer, Bleierner Bärenkopf, der als Gegengewicht diente.
Valentin wollte seine Axt gerade im Holz versenken, da hörte er ein rascheln hinter sich. Etwas, oder jemand bahnte sich seinen Weg durch das Unterholz. „Prinzessin Reyna?", fragte er mit seiner Tiefen Stimme. „Seid ihr das? Lord Varon? Lady Asha?"
Der Angriff kam schnell und Plötzlich, Eine kleine gedrungene Gestalt tauchte aus einem der Büsche auf auf sprang auf Valentin zu. Mit einem Lauten Schrei zog der Angreifer einen Dolch und stach mehrfach auf Valentins Brust ein. Doch der Dolch wurde von dem Kettenhemd und der Lederweste abgefangen. Das Überraschte Gesicht seines Gegners fixierend, hob Valentin sein Axt und schlug sie dem Angreife, von oben in die Rechte Schulter. Wie durch ein Block Butter schnitt sich die Axt durch Leder, Wolle, Fleisch und Knochen. Blut spritze auf und sein Angreifer ging zu Boden. Tot.
Zufrieden zog er die Waffe aus seinem Feind. Vor ihm raschelte es erneut und er sah wie eine Weitere Gestalt auf das lager zu schlich. Ein Überfall! Schoss es ihm durch den Kopf. Die Prinzessin! Er musste sie beschützen!
Er rannte los. Dabei trampelte er den nächsten Angreifer einfach nieder, ohne ihn zu sehen. Er musste sich beeilen!
Schnell näherte er sich dem Lagerplatz. Lautes Waffengeklirr kam zu ihm herüber und der Nebel war gefüllt mit dem Geruch von Blut und Tod.
Ein starker Wind kam auf und zerzauste ihm die Haare. Äste wurden umher geschleudert und er meinte einen Goldenen Blitz zu sehen.
Eine Windböe erfasste ihn, so stark, das er sich an einem Baum festhalten musste um nicht zu Boden geweht zu werden. Ein Schreiender Mann flog auf ihn zu. Valentin hob die Axt. Der Mann flog so schnell, dass er ohne Probleme geköpft wurde:
Immer näher zog dich Valentin an den Ort des Kampfes heran. Dann ließ der Wind so urplötzlich nach wie er gekommen war und Valentin viel der Länge nach in das Unterholz. Schnell rappelte er sich auf und rannte die letzten Meter zum Lager.
Was er sah überraschte ihn. Er hatte geglaubt, es beinahe sogar gehofft, das er Reyna aus einer Lebensgefährlichen Situation retten müsste, das dem war nicht so. Die Prinzessin stand in der Mitte der Lichtung, umgeben von einem Kreis aus Leichen. Sie hatte ihr goldenes Schwert gezogen und focht gegen einen Mann der sie deutlich überragte. Geschickt parierte sie seine Schwertschläge, bis sie eine Lücke in seiner Verteidigung entdeckte. Blitzschnell stach sie zu und Lichtbringer bohrte sich durch die Brust des Mannes. Röchelnd brach er zusammen und Reyna zog ihr Schwert aus seiner Brust. Ihr Blick wanderte über die Lichtung. Dabei ließ der Schein des neu entfachten Feuers ihre zweifarbigen Augen gespenstisch glühen und die weiße Narbe wirkte wie eine Frische Wunde. Valentin konnte nicht anders. Er starrte sie an. Wie sie da stand, ihre ganze Gestalt: Der Schlanke und Muskulöse Körperbau, die Rabenschwarzen Haare und ihr wilder, kaltblütiger Blick:Sie war das schönste Mädchen das er je gesehen hatte! Das war ihm jetzt klar.
Ein weiterer Mann rannte auf sie zu, in wilder Verzweiflung schreiend. Reyna tat nicht um ihn abzuwehren und noch ehe er sie erreichte, bohrte sich ein Schwarzer Pfeil in seinen Nacken und er brach zusammen. Erst jetzt bemerkte Valentin das Reyna nicht die einzige Kämpfende war. Asha und Varon fochten ebenfalls. Die Schwarzen Pfeile des unheimlichen Dunkelelfen waren mindestens einem Dutzend Gegner zu sehen und er ließ weitere Männer fallen.
Asha hingegen wirkte als einzige nicht glücklich mit dem Kampf. Ihre Ranken wickelten gerade zwei Gegner ein und einem dritten hing ihre riesige Schlanke am Hals und bohrte ihre spitzen Zähne in das weiche Fleisch. Und selbst die Tiere waren am Kämpfen. Varons rotes Pferd zerfleischte einen Mann und die Greifin riss einem anderen den Kopf ab.
Der Kampf war jetzt schnell gewonnen. Alle Angreifer, es mussten um die zwanzig sein, lagen gefallen am Boden.
„Wo wart ihr?", fragte Varon Valentin. Dieser deutet hinter sich. „Ich wollte Holz hohlen gehen, dann wurde ich überrascht und als ich zurück gekommen bin, hat mich ein Wind aufgehalten."
„Das war ich.", erklärte Asha. „Nephele Kraft gab mir eine gewisse Kontrolle über den Wind."
Varon schien sich mit der Erklärung zufrieden zu geben, denn er wand sich wortlos um und stieg auf sein Pferd, das sich die Lefzen leckte. „Prinzessin. Wir müssen weiter."
„Ich bin gleich da.", Reyna ging zu Valentin. „Geht es euch gut?" fragte sie leise. Valentin sah auf sie herab. Ihre Sorge rührte ihn, vor allem da sie im, zumindest einen Teil ihrer Geschichte erzählt hatte. „Eure Sorge schmeichelt mir Prinzessin, doch seid unbesorgt. Ich habe mich bereits schlimmeren Gegner stellen müssen."
Reynas Blick wurde wieder distanzierter. „Gut. Dann kommt. Ich will mir so schnell wie Möglich das Blut von der Kleidung wachsen." Sie ging zu ihrem Greifen. Valentin fand sie sah mit den Blutspritzern im Gesicht eigentlich ziemlich anziehend aus, doch er sagte nichts. Folgsam stieg er hinter ihr auf den Rücken des Greifen. Noch immer traute er dem Tier nicht, doch ihm blieb keine wirkliche Wahl, da er nicht laufen wollte.
„Was wollt ihr mit den Leichnamen machen?", fragte er, nachdem sie aufgestiegen waren.
„Kien Sorge, darum kümmern wir uns schon." lautet Reynas Antwort. „Sieh hin." Unter ihm begann Nebel aus den Bäume aufzusteigen. Immer dichter wurde die Wolke, während sie in den Himmel aufstieg. Die Blätter hingegen wurde immer brauner und Trockener, Das gleiche passierte auch mit den Bäumen, den Sträuchern und den Sumpfpflanzen. „Asha trocknet das Wäldchen aus.", sagte er Fassungslos.
Reyna nickte. „Da sind sie."
Valentin sah nach unten und entdeckte Varons rotes Pferd. Veilan ging Tiefer, so das sie die Gesichter der beiden Reiter erkennen konnten. Die Augen der Nymphe, leuchtet in einem Gespenstischen Violette, während sie mit den Händen die Wolke befehligte und sie in den Himmel schickte.
„Und das war noch noch nicht einmal alles.", murmelte Reyna grimmig.
Fasziniert beobachtet Valentin wie Varon seinen Bronzenen Drachenstab hob. Seine Augen wurden schwarz und schienen das Licht selber aufzusaugen, dann formte sich zwischen den Zähnen des Drachenkopfe, ein Schwarz violetter Blitz, der in die Baumgruppe fuhr und das Unterholz entzündete.
„Und jetzt bin ich dran." Veilan flog über die Baumgruppe. Reyna packte Lichtbringers weißen Griff und hob die Linke Hand. Ihre Augen wurden zu purem, strahlendem Gold und aus ihrer Hand floss ein goldener Flammenstrahl, der die Wipfel in Brand setzte.
Reyna ließ ihren Greifen nach Nordwesten fliegen. Valentin verdrehte sich den Kopf um zu sehen, wie die Baumgruppe von Violetten und goldenen Flammen verschlungen wurde und alle beweise an das Massaker vernichtete.
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Greifentochter - Band 2 - Erbe der Schatten
FantasyReyna hat alles verloren. Ihren Liebsten. Ihren Vater. All das wurde ihr genommen, von ihrem besten Freund und ihrem, verlorengeglaubten Bruder. Im Glauben, versagt zu haben schreit ihr Herz nach Blutiger Rache. Das wunderschöne Cover ist von @Clove...