Kapitel 51 - Reyna

26 6 2
                                    


„Und warum darf ich nicht selber auf den Markt gehen?", fragte Reyna herausfordernd.

„Es ist weit unter deiner Würde, auf den Markt zu gehen.", antwortete Valentin. „Lass die Dienstboten das erledigen. Das ist deren Aufgabe. Dafür werden sie bezahlt."

Reyna stieß die Luft aus. „Habe ich in meiner Rede vor dem Reichstag, nicht gesagt, ich würde mich wie eine der Niederen fühlen. Ich sitze schon zu lange auf meinem Hohen Ross. Ich muss allmählich mal wieder unter Normale Bevölkerung."

Valentin kreuzte die Arme vor der Brust. „Reden wir doch lieber darüber, wie du den Hochadel für dich gewinnst."

Reyna hob verwirrt die Hände. „Hab ich das nicht schon?"

Valentin lachte kurz und laut auf. „Glaubst du das wirklich? Weil du eine Rede gehalten hast? Eine Rede. Nur eine. Glaubst du wirklich das reicht?"

„Ich gebe mein bestes.", Reyna sprang von ihrem Stuhl auf. „Und ich gehe jetzt. Willst du auch etwas?", ohne auf eine Antwort zu warten verließ sie ihr Arbeitszimmer. „Miri! Einen Korb und meinen Geldbeutel. Sofort!"

Ihre Zofe brachte ihr die Gewünschten Dinge, Reyna legte sich noch einen Leichten Umhang um die Schulter und verließ die Villa.

Veilan sah auf, als sie über den Kiesweg ging. Reyna streichelte ihr kurz durchs Fell. „Ich bin bald wieder da, meine Süße."

Veilan fiepte und sah ihr nach.

Reyna lächelte ihr zu und verließ das Anwesen.

Der Markt, den Reyna aufsuchte, war nur einen Kurzen Fußmarsch entfernt. Reyna kaufte einige Äpfel, eine Amphore Wein, Brot und einen großen, Rohen Schinken.

Die Händler bedankten sich überschwänglich, und versuchten ihr, alles Günstiger zu verkaufen. Doch Reyna bezahlte sogar noch mehr, was die Händler freute.

Nach ihrem Einkauf, machte Reyna noch einen kleinen Abstecher in einen kleinen Park.

Sie setzte sich auf eine Bank und beobachtete wie ein Schwarm Enten, auf einem Fluss vor ihr umher schwammen. Die Sonne brannte auf ihrer Haut und es fühlte sich gut an. Die Wärme tat ihr gut, ließ sie sich wieder Lebendig fühlen. Sie sog die Warme Sommerluft in ihre Lungen und genoss es, für einen Moment ihre Ruhe zu haben.

Nackte Füße rannten über den rasen, dann tauchte eine kleine flinke Gestalt auf, schnappte sich den Schinken und rannte davon.

„Hey!", schrie Reyna und sprang auf. Da tauchte eine weitere kleine Gestalt auf. Ein Messer blitzte auf und Reyna spürte wie sich der Lederbeutel, mit ihrem Geld von ihrem Gürtel löste.

„Was zum...", Reyna wirbelte herum und wollte nach dem kleinen Jungen greifen, doch er flitzte davon.

Reyna überlegte kurz, dann rannte sie dem Dieb hinterher.

Sie verfolgte ihn durch den Park, bis zu einer Siedlung von Häusern, die Ärmlicher wirkten, als die großen Noblen Villen der Adeligen. Reyna verlangsamte ihre Schritte und fuhr über die Backsteinmauern des Hausen, neben dem sie stand.

Es waren die Häuser der Bedienstet, die für den Adel arbeiteten.

Eine Bewegung neben ihr erregte ihre Aufmerksamkeit. Es war der kleine Dieb. „Bleib stehen!", Reyna sprintete los.

Die Häuser wurden Höher und standen irgendwann so Eng beisammen, das sich zwischen ihren Mauern, nur eine Person hindurch zwängen konnte.

Die Sonne konnte sich nur noch schwer zwischen den Giebeln hindurchzwängen und die Wände waren von einem merkwürdigen Dämmerlicht umgeben.

Greifentochter - Band 2 - Erbe der SchattenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt