Kapitel 28 - Reyna

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Reyna und Varon verließen die Höhle und wanderten durch die Dunklen Gänge zurück zum Eingang in das Herz der Insel. Niemand sprach ein Wort.

Nachdem sie den Gang verlassen hatten zog Reyna die Klare Luft, tief in ihre Lungen. Ihr Kopf schmerzte und alles Rotierte in ihr. Das Wissen, das Hesperia ihr und Varon mitgeteilt hatte, war so unglaublich, das sie es noch immer nicht ganz begreifen konnte.
Besells Macht lebte weiter! In ihrem Schwert! Reyna umfasste Lichtbringer. Sie trug die Macht des Alten Reiches an ihrem Gürtel. Ein Grimmiges Lächeln breitet sich auf ihrem Gesicht aus. Mit hilfe dieser Macht, würde sie sich Rächen können.

„Diese Macht wird euch nicht weiterhelfen Prinzessin." Varon stand am Ufer des Sees und blickte in Richtung Norden.

Reyna verschränkte die Arme. „Und warum nicht?"

Varon ließ sich Zeit mit seiner Antwort. „Es gibt viele Worte, viele Zitate. Wer über große Macht verfügt, muss sich auch dessen Verantwortung bewusst sein. Wer für die Rache ein Grab schaufelt, sollte ein Zweites daneben graben. Doch dies habt ihr alles schon gehört."
„Allerdings. Was wollt ihr also tun? Mein Training beenden?"

„Nein. Euch unkontrolliert in die Welt zu lassen, wäre ein Versäumnis meinerseits. Ich werde euer Training weiterführen. Magie. Kampf. Geist. Diese drei dinge müssen perfekt zusammen Arbeiten um euch zu der Besten Kriegerin zu machen, die ihr sein könnt. Gefühle. Mitleid. Angst. Zorn. All dies werde ich euch austreiben. Denn nur wenn ihr rational denkt, könnt ihr Entscheidungen treffen."

Reyna nickte knapp. „Danke." Sie stellte sich neben ihn „Glaubt ihr die Splitter haben uns ausgesucht?"

„Wie meint ihr das?"

Reyna legte ihre Hände zusammen. „Die Splitter waren ein großes Geheimnis. Seit Jahrtausenden. Doch ausgerechnet jetzt,, treffen drei von ihnen aufeinander. Mein Schwert. Euer Stab und Ashas Kette. Das kann kein Zufall sein!"

Varon klopfte mit seinem Stab in den Boden. „Zufall. Glück. Götter. Ich glaube nicht daran. Vielleicht gibt es eine Höhere Macht, doch das ist nicht von belang. Vielleicht ist es so. Eventuell haben die Splitter eine Art Bewusstsein, das sie zusammen bringt."

„Die Splitter. Einer von ihnen muss sich im Norden aufgehalten haben. Im Winterreich. Und dort muss mein Onkel ihn gefunden haben." Reynas Gedanken begann zu rasen. „Das muss der Grund für die Niederlage meines Vaters gewesen sein. Egal wie Mächtig Arkon auch ist. Gegen Lichtbringer kommt er nicht an."

Varon nickte. „Das klingt plausibel. Doch wenn der Winterkönig im besitzt eines Splitters ist, warum hat er ihn dann nicht gegen die Grafen und Fürsten des Südens eingesetzt?"
Das gab Reyna zu denken. Sie hatte allerdings kein Antwort darauf. „Das weiß ich nicht. Und es spielt auch keine Rolle!"

Varon ging nicht auf ihren Ausbruch ein.

„Die anderen Splitter. Wo glaubt ihr sind sie?"

„Nach unseren derzeitigen Erfahrungen, sind sie wahrscheinlich bei den anderen Völkern. Den Zwergen und den Halbelfen." Varons Stimme war kühl, doch sie konnte den Hass dahinter spüren. Er sah sie an. „Ihr habt also die Wahl. Werdet ihr euch auf die Suche nach den anderen Splittern machen, um ihre Kraft für uns zu Nutzen, oder werdet ihr warten?"

Reyna überlegte. Es war verlockend. Sich mit Veilan auf den Weg zu machen und die anderen Splitter zu suchen. Ihr Blick wanderte zu dem großen Felsen. Ihr Entschluss stand Fest. „Nein. Ich kann Asha nicht alleine lassen. Das wäre nicht richtig. Und auch Veilan muss noch weiter wachsen, bis sie stark genug ist um mich auch längere Zeit zu tragen." Sie verschränkte die Arme vor der Brust. „Ich werde bleiben. Mein Training vorsetzten und stärker werden. Meine Fähigkeiten müssen geschärft und verbessert werden, wenn ich den weißen Ritter umbringen will. Noch ist er mir Überlegen."

Varon nickte, sagte jedoch nichts zu ihren Rachefantasien. „Dann sehen wir uns im Morgengrauen. Euer Training beginnt nun wahrlich."

Er drehte sich vom See weg und schritt an ihr vorbei. Lautlos. Ohne den Sand unter sich zu verformen. Der Perfekte Krieger. Seine Bewegungen waren Geschmeidig und Kontrolliert.
Reyna sah ihm nach, wie er in die Schatten

trat, sich die Kapuze seines Umhanges aufsetzte und mit der Dunkelheit verschmolz.
Reyna blieb noch eine weile am See stehen und hing ihren Gedanken nach.
Das Arkon tatsächlich im Besitz eines Splitters war, erschien ihr plausibel. Es erklärte, warum er seinen Bruder besiegen konnte, obwohl Zar Edward über die Macht von Besell verfügte.
Reyna war klar das sie eines Tages gegen ihren Onkel antreten würde. Ein solcher Konflikt würde sich nicht verhindern lassen. Doch zuerst würde sie den Mörder von Edward zur Rechenschaft ziehen!

Entschlossen wand sie sich dem großen Baum zu, der in der Abendsonne glitzerte und strahlte. Sie wanderte die Treppe hinauf zu ihrem Quartier. Und obwohl sie erst seit zwei tagen hier war, kam es ihr vor wie ein Zuhause. Sie wollte sich gerade ihrer Sachen Entledigen und sich für die Nacht bereit machen, da bemerkte sie, das Veilan auf dem Ast vor ihrem Zimmer saß.
„Hey Süße. Lange nicht gesehen." Sie setzte sich neben die goldenen Greifin und lehnte sich an sie. Veilan legte einen ihre großen Flügel um sie. „Du hast neue Freunde gefunden oder?" Veilan schnurrte zufrieden und Reyna lächelte. „Das Freit mich. Ich habe einiges erfahren weist du? Ich weis nun endlich was die Stärke meines Onkels bedeutet. Und damit kann ich ihn besiegen."
Veilan legte ihren Kopf in Reynas Schoss.

Diese seufzte. Sanft streichelte sie ihr über den gefiederten Kopf. „Ich verstehe schon. Du redest auch nicht gerne über Rache." Sie lehnte sich zurück und starrte den aufgehenden Mond an. Er warf sein Silbernes Licht auf Reynas Gesicht und sie fühlte sich für einen Moment getröstet. Doch dieses Gefühl hielt nicht lange an und schon hatte sie wieder das Bild von Edwards Kopf vor Augen, der vor ihr lag, während sein Körper vor ihr zusammen sackte.

Greifentochter - Band 2 - Erbe der SchattenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt