Kapitel 10 - Reyna

43 9 0
                                    

Eine Woche lang ritten Reyna und Varon durch das Waldlandreich. Sie verließen den Toten Wald, ohne noch einmal von den Schattenelfen bedrängt zu werden. Irgendwann wurden die Bäume wieder Lebendiger, das Gras grüner und die Sonne schien über ihnen am Himmel. Und obwohl der Winter den Wald noch fest im Griff hatte, fand Varon immer etwas das sie über dem Feuer braten konnten. Doch Asha wachte nicht auf und das machte Reyna sorgen. Die Nymphe blieb weiterhin in einem Tiefen Schlaf gefangen. Reyna hätte ihr gerne geholfen, doch sie wagte es nicht ihr mit ihrer Magie zu Helfen. Noch hatte sie nicht die nötige Kontrolle und selbst mit Lichtbringers Hilfe, befürchtete sie das flüchtige Leben der Nymphe zu verbrennen.

Und auch Varon konnte ihr nicht helfen. „Ich bin kein Heiler. Das Wesen der Nymphe ist mir fremd." Hatte er gesagt.

Und so blieb ihnen nur eine Wahl. Sie mussten die Versunkenen Stadt erreichen, dort wo die Nymphen am Stärksten waren.

„Wie lange, glaubt ihr, reiten wir noch?" Fragte Reyna eines Abends, während sie ein mickrigen Hasen entnahm. Die Innereien warf sie dem Blutschatten zu, de sie verschlang. Veilan machte sich über einen kleinen Vogel her.

Varon sagte nichts, sondern paffte nur an seiner Pfeife. Das helle Mundstück schien in der Dunkelheit zu leuchten. Reyna wusste nicht wie er die Pfeife aus der Kreuzstadt gebracht hatte und es war ihr auch Egal. „Varon!"

Der Dunkelelf hörte auf an seiner Pfeife zu ziehen. Er sah sie nicht an, doch Reyna wusste, er hörte ihr zu. „Sie beobachten uns." sagte er leise.

„Was?" fragte Reyna verwirrt, der Hase hing über dem Feuer.

„Der Wald. Die Nymphen. Naturgeister. Sie beobachten uns, seitdem wir in ihrem Wald sind."

Reyna sah sich verstohlen um, ihre Finger schlossen sich Instinktiv um Lichtbringer. „Wollen sie uns Angreifen?" Ihre Stimme war nur noch ein Flüstern.

Varon antwortete nicht. Er schien in die Dunkelheit zu lauschen. „Sie wissen, wer uns begleitet. Sie werden uns nicht Angreifen. Diese Waldbewohner sind nicht Angriffslustig."

Reyna hob den Blick. Ihr war der Abfällige Unterton in Varons Stimme nicht entgangen, als er über die Bewohner des Waldes sprach nicht entgangen, doch sie sagte nichts. „Wollen wir weiter in den Wald vordringen, oder warten wir auf eine Eskorte?"

Varon blickte Reyna kurz an. „Ihr wart noch nicht oft im Land der Waldgeister und Nymphen." Es war keine Frage.

Reyna presste die Lippen aufeinander. „Einmal. Für ein paar Tage. Damals, mit Alexander und..." Sie brach ab und ballte die Faust. „Mit Norie." presste sie hervor.

Varon ließ sich von Reynas Gefühlsausbruch unbeantwortete. „Das Waldlandreich ist nicht sonderlich Organisiert. Sie verfügen weder über eine Regierung, noch über ein Stehendes Heer. Die meisten der Bewohner, zumeist Nymphen, Satyre und Faune, leben meistens in kleinen Gruppen in Geschützen Orten. Haine, Seen, Hügel, Täler. Nur die Menschen leben in größeren Siedlungen."

Reyna erinnerte sich an etwas, dass Asha ihr erzählt hatte. „Asha meinte, in ihrer Größten Stadt würden mehr als zehntausend Bewohner Leben. Wo genau ist denn diese Stadt?"

Varon schnitt sich eine Keule vom Hasen ab. Das Fleisch war Zäh und Sehnig, doch er aß es ohne sich zu beklagen „Waldstein. Es ist nicht nur die größte Stadt dieses Reiches, sonder auch die Einzige die man als solche bezeichnen kann."

„Und dort können wir Hilfe für Asha finden?"

Varon nickte leicht. „Wo möglich. Doch ich würde euch empfohlen, alleine in die Stadt zu gehen."

Greifentochter - Band 2 - Erbe der SchattenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt