Der Raum, in welchem sich der Kriegsrat traf, war mehr als dürftig eingerichtet. Da die meisten Gebäude der Palastanlage zerstört waren, hatte Amaron die Treffen in den mittleren Ring einberufen. Er hatte die Villa eines Ritters, welcher sich im Dienst des Fürsten der Kreuzstadt befunden hatte beschlagnahmt. Amaron lächelte bei der Erinnerung daran, wie man ihm die zerschmetterten Körper des alten Fürsten Ammon und seiner Frau Sophie gezeigt hatte.
„Prinz Amaron." Einer der Wachen war zu ihm getreten.
Amaron seufzte stumm. „Was gibt es?"
„Die Mitglieder des Kriegsrates sind eingetroffen, mein Prinz."
Amaron nickte und wand sich von dem Fenster ab, welches ihm eine herrliche Aussicht auf die Ruine des Palastes gewährte. „Lasst sie eintreten." sagte er und setzte sich an das Kopfende des Tisches, welcher den Großteil des Raumes einnahm.
Es war ein massiver Tisch aus dunklem Holz. Er hatte ein paar Kerben abbekommen, als die Aufständischen den Hausherren getötet hatten, doch das verlieh dem Möbelstück nur noch mehr Charakter, wie Amaron fand.
Freya war die erste die den Raum betrat. Sie trug diesmal ein hübsches dunkelblaues Kleid, welches bis von den Knöcheln, bis zum Hals zugeknöpft war.
„Hallo Schwesterchen." begrüßte Amaron sie, während sie sich neben ihn setzte. Sie warf ihm einen wütenden Blick zu.
Er grinste nur und wand sich dann den anderen Ankömmlingen zu.
Zwei Offiziere seiner Armee waren eingetreten, gefolgt von vier Kämpfern der Aufständischen, welche sich als als Anführer hervorgetan hatten. Als letztes erschienen die Dunkelelfen, angeführt von Daevas, ihrem obersten General.
Amaron musterte die Gruppe, welche nun am Tisch saß. Es hätten keine größeren Unterschiede geben können. Seine Männer waren ein Beispiel an Disziplin. Mit ihren weißen Kettenhemden und den weißen Umhängen, strahlten sie Kraft und Stolz aus.
Die vier Anführer der Aufständischen, waren ganz anders. Sie trugen zusammengewürfelte Rüstungsteile und verschiedenste Waffen, welche allesamt nicht richtig passten. Es waren keine Soldaten, soviel stand fest. Doch beide Gruppen, Wintersoldaten und Aufständische, hatten nicht viel übrig für die drei Dunkelelfen, welche am anderen Ende des Tisches, Amaron gegenüber platz genommen hatten.
Daevas sah ihn an und der Prinz bemerkte eine Spannung im Blick des Generals, welcher ihn irritierte. Doch er beschloss, den Dunkelelfen später zu befragen.
Er klopfte drei mal auf den Tisch und eröffnete den Rat. „Ich bin froh sie alle hier zu sehen." sagte er mit Förmlicher Stimme.
„Ha! Als ob wir eine Wahl gehabt hätten!" knurrte einer der Aufständischen Anführer.
Amaron wand ihm langsam den Blick zu. „Habt ihr uns etwas zu sagen?" fragte er, mit betont ruhiger Stimme.
Der Aufständische Anführer sah ihn kurz unsicher an, dann sprang er auf. „Wir haben euch Zugang zu dieser Stadt gegeben!" polterte er. „Ohne uns, hättet ihr sie nie Erobern können!" Seine Freunde nickten zustimmend.
Amaron legte die Fingerspitzen aneinander. „Und habt unseren Dank dafür erhalten. Die Kreuzstadt ist nun wieder unter der Kontrolle ihrer Rechtmäßigen Herren."
„HA!" Der Mann spuckte vor ihm aus. „Ihr habt diese Stadt nicht für ihre Bewohner erobert, Junge. Ihr habt sie für euren Onkel, den Brudermörder erobert."
„Haltet eure Zunge im Zaum!" fauchte Freya plötzlich. „Er ist der König!"
Der Mann sah sie nur geringschätzig an. „Das ist ein Gespräch unter Männern. Ihr solltet überhaupt nicht hier sein, Mädchen."

DU LIEST GERADE
Greifentochter - Band 2 - Erbe der Schatten
FantasyReyna hat alles verloren. Ihren Liebsten. Ihren Vater. All das wurde ihr genommen, von ihrem besten Freund und ihrem, verlorengeglaubten Bruder. Im Glauben, versagt zu haben schreit ihr Herz nach Blutiger Rache. Das wunderschöne Cover ist von @Clove...