Kapitel 41 - Reyna

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Die Nacht war klar, aber dunkel. Der Neumond zeigte sich und Schwärze lag über Kronstadt und der Kronburg. Nur wenige Lichter erhellten die Straßen. Niemand beachtete den Schwarzen Schatten, der sich, von der Renovierten Villa auf dem Hügel am kleinen Markt, durch die Straßen zum Ufer des Styra schlich.
Das Gesicht unter der Kapuze verborgen und durch die Eigenschaften des Blutschatten Fells, konnte Reyna sich gänzlich unbemerkt durch das Viertel bewegen.
Der Schwarze Mantel verbarg nicht nur ihre Schlanke, Muskulöse Gestalt, sondern auch den weißen Griff von Lichtbringer, der im Licht der wenigen Fackeln, wie ein Stern geleuchtet hätte.
Der Weg zur Residenz des Lords von Geisterhall, war schnell gefunden. Reyna hatte sich auf den Straßen umgehört und konnte das Gebäude schon von weitem ausmachen.
Etwas abseits der Straße und umringt von einem kleinen Fichtenwald, erhob sich die Fünfstöckige Villa, wie eine kleine Burg. Die Außenmauer, war höher, als Reynas eigene Villa und anders als bei vielen anderen Häusern, waren die Mauern mit Wachen besetzt. Ihre Gestalten marschierten hinter den Zinnen entlang und wirkten unnatürlich gestreckt. Die langen Köpfe schienen nicht recht zu Menschen zu passen. Kurz dachte Reyna daran, das es vielleicht Dunkelelfen sein könnten, doch das war unwahrscheinlich. Seit den Schattenkriegen, waren vor allem die Herren von Geisterhall, die erbittertsten Feinde der Wesen der Nacht. Also mussten es normale Menschen sein, die dort oben Wache hielten.
Sie verließ die Schatten der Bäume und drückte sich an die Mauer. Flach an den Stein gepresst, tastete sie den Stein ab. Es waren glatt gehauene Steinziegel, wie sie auch für den Bau vieler Burgen im Norden genutzt wurden. Sanft fuhr Reyna mit den Fingerkuppen, über die Lücke, wo die Steine aufeinander Lagen. Es war nicht viel, ihrem Vorhaben, würde es aber genügen.
Die Arme angespannte und die Finger gekrümmt, zog sie sich an der Mauer hoch. Hätte sie jemand bei Tageslicht gesehen, hätte es vermutlich gewirkt, als würde sie an der Mauer hochfliegen. Der Großteil der Mauer, war schnell erklommen, dann jedoch kamen die Zinnen und die Wachen mit den großen Köpfen.
Reyna presste sich an die Mauer und hob vorsichtig den Kopf.
Zwei Wachen gingen über ihr entlang, beide trugen Fackeln.
Reyna kam eine Idee. Sie presste die linke Hand noch fester an die Mauer und hob langsam ihre rechte.
Die Flammen der Wachen wurden heller. Das flackernde rot Orang, wurde zu einem grellem Gelb. „Was ist das?", fragte einer der Wachen, im Nordischen Dialekt. Verwundert sah er in die Flamme und sein Kamerad tat es ihm nach. Das war Reynas Chance. Sie zog sich unterhalb der Zinne hoch. Auf der Zinne angekommen, zögerte sie nicht. Ein hoher Sprung, brachte sie auf die andere Seite der Mauer, wo sie sich erneut hinter einer Zinnen versteckte. Das grelle Licht der Fackeln wurde wieder Normal und die Wachen nahmen ihren Rundgang erneut auf.
Reyna erlaubte sich ein Lächeln, dann ließ sie sich langsam hinab.
Nachdem sie den Fuß der Mauer erreicht hatte, schlich sie weiter. Der Blutschattenfell Mantel umhüllte sie und hielt sie versteckt. So getarnt, errichte sie den Festungsaufbau. Dunkle Fenster starrten sie wie leere Augen an.
Nur im Zweiten Stock, brannte noch Licht. Reyna nutzte erneut ihre Kletterkünste und hangelte sich an den Fenstern hinauf in den zweiten Stock. Zu ihrem Glück, waren einige der Fenster geöffnet um, nach dem heißen Tag, zumindest etwas Kühle hinein zu lassen. Reyna balancierte auf einem Schmalem Fenstersims und öffnete leise eines der Fenster. Sie starrte in den Raum hinein. Er war leer.
Reyna sprang in durch das offene Fenster und kam leichtfüßig auf. Ihre Lederschuhe machten keinerlei Geräusche, auf dem warmen Stein Fließen.
Die Tür ließ sich leicht öffnen und sie sah hinaus in den dunklen Gang.
Was Reyna zuerst auffiel, während sie den Gang entlang ging, es war leer. Gähnende leere starrten ihr entgegen. An den Wänden hingen zwar Fackelhalter, doch keine von ihnen brannte. Es hingen auch kein Wandteiche, oder Gemälde an den Wänden. Diese klein Burg, war wie ausgestorben, selbst ihre eigene, neue Villa, strahlte mehr Leben aus.
Schweigend schlich Reyna durch die Gänge, auf der Suche, nach den Gemächern Lord Viktors.
Nach einer weile sah sie ein Flackern in einem der Zimmer vor sich. Stimmen drangen an ihr Ohr.
Langsam schlich sie näher.
„Und ich sagen dir, sie wird kommen."
Valentins Stimme.
„Wir warten seit Stunden auf deine Prinzessin. Wenn sie nicht bald auftaucht, dann können wir das alles vergessen." ein zweite Stimme, ebenso Tief wie Valentins.
Reyna stand nun direkt vor der Tür.
„Sie wird kommen. Das hast sie mir zugesagt.", Valentin klang gepresst.
Die zweite Stimme schnaubte. Ein leises Plätschern, wie Wein der eingeschenkt wurde. „Ich sage es dir gerne noch einmal, sie wird nicht kommen. Auch wenn sie eine Prinzessin ist, sie ist unter Bauern und Händlern aufgewachsen, weit unter unserem Stand. Wie soll sie da den Wert eines Versprechen, oder eines Vertrages wertschätzen?"
Reyna runzelte Wütend die Stirn. Was erlaubte sich dieser Kerl? Sie hob die Hand. Goldnes Licht strahlte aus ihren Fingern und die Tür flog auf.

Greifentochter - Band 2 - Erbe der SchattenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt