Kapitel 32 - Reyna

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Reynas Hände Zitterten noch immer, als sie den Holzlöffel mit warmer Suppe zum Mund hob. Sie und Asha saßen in Reynas Raum. Varon hatte es übernommen die Toten Körper im Wald außerhalb des Sees zu begraben. Und er wollte die Totenrituale für seine Landsleute durchführen, die im Kampf gestorben waren. Daevas war allerdings nicht unter ihnen. Varon Onkel hatte den Moment, als Asha aus den Tunneln gekommen war genutzt und war verschwunden. Veilan war bei ihren Artgenossen und zog ihre Kreise um den Baum.
„Wie kommt es das du wieder erwacht bist?", fragte Reyna, noch immer Fassungslos, ihre Freundin wieder zu sehen. Asha sah Gesund aus. Ihre gesamte Gestalt wirkte erholt und Gesund und ihre Augen blicken Klar und kräftig. „ich weiß es nicht.", gestand sie. „Ich weiß nur noch, das wir den Außenposten des Alten Reiches entdeckt haben und im nächsten Moment standest du vor mir und wurdest angegriffen. Mehr kann ich nicht sagen."

Reyna zerbiss eine Nuss mit den Zähnen. „Asha. Das wir am Außenposten waren, ist bereits ein Halbes Jahr her. Wir haben inzwischen Sommer."

Ashas Augen wurden groß. „Was ist passiert?"

Reyna erzählte es ihr. Das sie von den Verwunschenen Elfen und Nymphen angegriffen und entführt worden war. Das man ihr ihre Kette abgenommen hatte und ihre Ohnmacht daraufhin. Sie erzählte von ihrer Reise nach Waldstein und wie sie zum See und nach Elysion gekommen waren. Und wie man Asha geheilt hatte.

„Fühlst du dich denn anders?", fragte Reyna vorsichtig nach.

Asha betrachtete ihre Hände, die noch immer schlank und Filigran waren. Die Hände einer Musikerin, nicht die einer Kämpferin. „Ich weis nicht. Ich fühle noch gut. Besser sogar. So als wären meine Lebensgeister bis zum bersten gefüllt." An ihrem Linken Arm wand sich Ladons Schuppiger Körper an ihr hoch. Die Nymphen Kobra hatte die gesamte Zeit bei ihr gewesen und war gewachsen. Er war nun so dick wie Reynas Faust und so lang wie Varon groß war. Doch Asha hob ihn sich ohne Probleme um den Hals. „Ich weiß nicht ob die Kraft welche mir die drei Schwestern geschenkt haben, etwas mit meinen Gaben gemacht haben. Doch ich fühle mich der Natur nun näher als je zuvor.", sie strich mit der Hand über die Wand und kleine Äste sprossen unter ihren Fingern hervor.

„Wenn mit dir alle gut ist, dann könne wir uns ja unserem Gast zu wenden.", meinte Reyna und drehte sich um.

Hinter den beiden jungen Frauen saß der Mann, der Reyna das Leben gerettet hatte. Asha hatte ihn in einen Dornenranke gewickelt und die Spitzen Dornen drohten ihm in die Haut zu fahren, wenn er sich bewegte.

Mit einer Bewegung ließ Asha die Ranken jedoch verschwunden.
Der Mann bewegte sich Steif und rieb sich die Aufgekratzten Stellen. „Danke Mylady.", sagte er mit rauer Stimme.

Reyna stellte ihren Teller beiseite und griff nach einem ihrer weißen Pfeile. „Also. Du heißt Valentin stimmst?"

Valentin nickte. „Ja. Valentin. Ältester Sohn von Victor, dem Bären, des Lords von Geisterhall."
Reyna fuhr herum. Der Pfeil zitterte in ihrer Hand.

„Reyna. Alles in Ordnung?", fragte Asha besorgt.
Reyna ballte die Faust um den weißen Pfeil. „Geisterhall ist die Größte Burg des Nordens. Vielleicht sogar des ganzen Zarenreiches. Sie liegt so weit im Norden das sei eigentlich schon im Reich von Arkon liegt."

„Mein Vater würde dem Usurpator niemals die Treue Schwören. Darum bin ich ja auch hier.", Valentin holte eine versiegelte Lederrolle unter seinem Wams hervor und Reichte sie Reyna.
Diese brach das Wachssiegel, welches einen Schwarzen, aufrechten Bären darstellte, mit dem Peil und zog ein Bündel Pergament hervor. Rasch überflog die die Rollen.
„Das sind Verträge.", sagte sie verwundert. „Lord Victor schlägt mir vor...", Reyna ließ das Pergament sinken uns starte Valentin Fassungslos an. „Er bietet mir eine Eheschließung mit seinem Ältesten Sohn an, dafür wird er mich beim Reichstag in der Kronstadt unterstützen. Sowohl Finanziell, als auch Politisch.", Ihre beiden verschiedenfarbigen Augen Funkelten vor Erregung. „Das ist doch wohl ein Witz!"

Valentin sah sie erstaunt an. „Aber Prinzessin Reyna! Meine Familie ist einer der Größten und Einflussreichsten im Ganzen Reich nördlich des Erzgebirges. Mit der Unterstützung meines Lord Vaters könnt ihr die Wahl gewinnen!"

Reyna ließ die Rollen auf ihr Bett fallen. Wütend fuchtelte sie mit dem Pfeil herum. „Ich habe vor nicht allzu langer Zeit meinen Ehemann verloren. Ich habe andere Sorgen, als mich um das Reich zu kümmern."

Valentin stand die Verwunderung ins Gesicht geschrieben. Seine grauen Augen waren auf sie geheftet. „Was könnte wichtiger sein als die Zukunft des Reiches?!"
Reyna bohrte ihr weißes und ihr Grünes Augen in die von Valentin. „Ich will Rache an demjenigen der mir das Angetan hat.", die fuhr mit der Pfeilspitze über die Weiße Narbe, die Auch ihr einst grünes Augen verändert hatte. „Ich Will mich dem Rächen der mir meine Familie, und meinen Liebsten genommen hat. Ich will Rache an dem Mörder von Edward aus der Kreuzstadt.", sagte sie in leisem knurrendem Tonfall.

Valentin ließ ließ sich davon nicht beeindrucken.

„Und außerdem: Wer nimmt sich das Recht heraus einen Reichstag einzuberufen? So etwas gab es seit beinahe zweihundert Jahren nicht mehr."

Valentin räusperte sich. „Nun ja. Der Reichstag wurde vor etwa einem Monat einberufen, doch es sind noch lange nicht alle Lords, Grafen und Fürsten anwesend. Erst wenn sie Vollzählig sind wird es eine Wahl geben."

„Und wer soll gewählt werden?", fragte Asha aus dem Hintergrund.

„Wenn die Thronfolge des Reiches unklar ist, dann beruft der Souverän, oder im falle seines Todes, sein Höchster Vertrauter, einen Reichstag, eine Versammlung der Wichtigsten Adelligen in die Hauptstadt um den Nächsten Herrscher zu wählen.", erklärte Reyna.
„das bedeutet..." Ashas Augen wurden groß.

„Ja. Wer auch immer sich zu Wahl stellt und die Meisten Stimmen bekommt, wird der Nächste Zar des Reiches der Menschen.", ihr blick lag noch immer auf Valentin. „Was aber noch immer nicht erklärt, wer ihn einberufen hat. Arkon würde s nicht wagen. Er gilt als Usurpator und Brudermörder. Er würde niemals die Mehrzahl der Stimmen bekommen. Wer also hat den Reichstag einberufen? Ich war es nämlich nicht."

„Es war Arkons Ziehsohn. Amaron heißt er glaube ich. Er tauchte plötzlich mit seinem Drachen über der Kronburg auf und ließ Nachricht an alle großen Familien des Reiches senden, sie sollen sich zur Wahl des Nächsten Zaren in die Hauptstadt begeben. Das Reich wäre bereits zu lange ohne einen wahren Herrscher."

Reyna schnaubte. „Und mit welchem Recht erhebt er Anspruch auf die Zarenkrone? Immerhin bin ich die Letzte überlebende meiner Familie."
Valentin schüttelte den Kopf. „Er behauptet er wäre der letzte Überlebende. Das er der Sohn von Zar Edward und Zar Julia der Schönen wäre."
Reyna brauchte einen Augenblick um die Bedeutung seiner Worte zu verstehen. Asha schien es vor ihr zu begreifen, denn sie sank Fassungslos auf ihren Stuhl zurück und hielt sich die Hand vor den Mund.

Reyna viel der Pfeil klappernd aus der Hand. „Wie kann dieser Amaron es wagen sich als mein verstorbener Bruder auszugeben? Wie kann er es wagen!"

Valentin sah sie unsicher an. „Er hatte einen Ziemlich guten Beweis."

„Und der wäre?"

„Seine Augen. Er hat zwei verschiedenfarbige Augen. Eines weiß, das andere Grün."
Eine Erinnerung wurde in Reyna wach. Sie hatte sie bereits vergessen, doch Valentins Erzählung und der Name des Thronprätendent riefen sie wieder wach.

„Amaron. Erbe von Arkon. Er ist hier um mich zu einem Onkel zu bringen." , sagte sie leise.

„Was sagtet ihr Prinzessin?", fragte Valentin.

Reyna reagierte nicht auf seine Frage. „Hinaus."

„Was?"

„Ich sagte: HINAUS!", Reynas Stimme wurde nun Lauter.
Asha packte Valentin am Arm und zog ihn aus dem Zimmer, während Reyna ins nichts starrte.
Alles in ihrem Kopf drehte sich. Das Wissen das sie erlangt hatte, zwang sie beinahe in die Knie, doch sie weigerte sich dem Verlangen der Schwäche nachzugeben. Amaron hatte Edward getötet. Arkons Erbe war ihr überlebender Zwillingsbruder. Ihr Eigener Bruder hatte ihren Ehemann, vor ihre Augen getötet!

Greifentochter - Band 2 - Erbe der SchattenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt