Kapitel 34 - Reyna

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Die Sonne war nur ein roter Streifen hinter dem Wald, doch Reyna war bereits auf den Beinen und bereitet ihre Abreise vor. Im Grunde hatte sie nicht mehr zu Transportieren als auf der Hinreise, vor allem das Asha wieder wach war.
Reyna trug noch immer ein Garnitur aus Spinnenseide, ein Unikat, jetzt da die meisten Spinne Tod waren. Ihren Schwarz roten Umhang aus Blutschattenfell und ihr Schwert. Veilan tänzelte ungeduldig neben ihr im Warmen Sand.
Der Rest ihrer Reisegruppe stand am Ufer des Sees verteilt. Varon hatte sich die Kapuze seines Schwarzen Umhangs über übergestreift und wirkte wie ein lebendiger Schatten. Valentin stand näher bei Reyna, hielt allerdings Respektvollen Abstand. Asha war nicht zu sehen. Reyna bereute ihre harten Worte vom Vortag, wollte sich aber nicht entschuldigen. Es war die Entscheidung der Nymphe, ob sie mit wollte, oder nicht.
Varon trat an Reyna heran. „Habt ihr entschieden welche Route wir nehmen werden?"
Reyna nickte und winkte auch Valentin heran. „Wir werden den direkten Weg nach Waldstein nehmen. Dort könne wir Verpflegen und Erkundigungen einholen. Dann werden wir nach Westen fliegen und in Reich zurückkehren."
Varon schien ihren Worten nach eine Geistige Linie zu ziehen, als er sagte: „Das wird uns dicht an die Kreuzstadt heran bringen. Seid ihr euch sicher, dass ihr das wollt?"
Reyna zog die Stirn in kraus und spürte wie ihre Innere Anspannung stieg. „Danach werden wir eine die Strecke zum Haus meines Ziehvater Alexander im Greifswald nehmen. Von dort aus werden wir den Südlichen Arm des Erzgebirges überqueren und am Nord Arm entlang, durch die Pfalz reisen, bis wir nach Kronburg kommen."
Valentin sah sie Skeptisch an. „Bei einer Reise zu Pferd würde dies Strecke beinahe zwei Monate dauern.", warf er ein.
Reyna warf ihm einen Vernichtenden Blick zu. „Mit Veilan und Varons Blutschatten, brauchen wir nicht mehr als zwei bis drei Wochen. Die längste Zeit wird das Gebirge in Anspruch nehmen. Veilan wird die Gipfel Schneller überqueren könne als ein Blutschatten." Reyna wartet auf einen Einspruch von Varon, doch der Dunkelelf hielt sich erstaunlicher weise, zurück.
„Gut. Wenn dann jetzt alles geklärt ist würde ich vorschlagen das wir...", Reynas Stimme stockte und sie brach ab.
Asha kam über den Strand hinauf, langsam auf sie zu. An ihren Arm klammerte sich Hesperia. Kyrene hielt ihren anderen. Nephele war nicht zu sehen. Die drei Nymphen wirkten wie bei einer Beerdigung. Vor der Gruppe blieben sie stehen. Asha und Reyna warfen sich noch immer feindselig Blicke zu, doch die Stimme der Nymphe klang ruhig und beherrscht. „Ich werde mit euch Reisen.", sagte sie kurz um.
Reyna nickte. „Einverstanden." Und auch wenn ihre Stimme kühl klang, war sie froh, dass ihre alte Freundin sie begleitete.
„Ich habe mit den Schwestern Rat gehalten. Sie sind der Meinung, das die Träger der Splitter zusammen bleiben sollten." Asha warf Hesperia einen Kummervollen Blick zu. „Und auch wenn ich mit der Meinung der Ältesten nicht übereinstimme, werde ich mich beugen." Sie verneigte sich vor Hesperia, die sie an den Armen berührte und ihr einen Kuss auf den hellen Haarschopf drückte. „Du wirst ein großes Schicksal haben junge Asha. Auch wenn es nicht das s ein wird, was du dir erhoffst." Ashas Augen glänzten Feucht, als sie die ältere Nymphe umarmte. Dann löste sie sich und stellte sich neben Varon, Reynas Blicken demonstrativ ausweichend.
Reyna entschloss sich es Asha gleich zu tun und sie ihrerseits zu Ignorieren. Stattdessen ging sie auf Kyrene und Hesperia zu und verneigte sich vor ihnen. „Danke das ihr mich die letzten Monate aufgenommen habt. Ihr habt mir Unterkunft gegeben, in einer zeit, in der ich ohne Freunde war."
Kyrene gebot ihr mit der Hand aufzustehen. Die beiden Nymphe Lächelten auch wenn Hesperia etwas gequält wirkte. „Wir haben dir gerne geholfen. Du warst eine Bereicherung für das Leben hier und wir freuen uns auf unser nächstes Treffen." Die Nymphe mit dem Goldenen Haar nahm Reyna Rechte Hand und Umfasst ihr Handgelenk. Reyna spürte die Magie einer Nymphe und als sie den Arm wieder weg zog, wurde ihr Handgelenk von einer silbernen Spange umfasst, in die ein großer Bernstein eingelassen wurde. „Es passt zu den Augen deiner Gefährtin.", lächelte Hesperia.
Reyna konnte nicht anders, Sie umarmte die Nymphe dankbar.
„Das war aber noch nicht alles." meinte Kyrene hell und hob eine Lederschnur hoch.
Reynas Augen wurden groß und unwillkürlich faste sie sich an den Hals. Im Sonnenlicht golden Funkelnd, hing der kleine Greif aus Bernstein, an der Lederschnur. Er war ein Geschenk von Ashas Mutter gewesen, am Abend ihres Todes. Vorsichtig ließ Kyrene den Anhänger in Reynas Hand gleiten.
Mit einer Träne betrachtete Reyna den Anhänger. Er war unglaublich Detailliert und aus dem Harz einer Dryade, einer Baumnymphe. Doch als Reyna den Anhänger betrachtete wurde ihr Herz schwer und sie ertrug den Anblick nicht. Fest schloss sie ihn in der Faust ein und drehte sich, ohne ein Wort des Dankes um. Dabei viel ihr Blick auf Asha, die sei musterte. Wortlos ging Reyna zu ihr und drückte ihr den Anhänger in die Hand.
Ashas sah sie überrascht an, dann nickte sie dankbar. Reyna senkte ebenfalls den Kopf. Mehr war nicht Nötig.
Auch Varon erhielt ein Geschenk von den Nymphen. Ein Beutel mit Goldnen Nüssen, dem Samen des großen Baumes und eine Phiole mit goldenem Wein, der schwach leuchtet.
Auch er bedankte sich.
Reyna saß inzwischen auf Veilans Rücken. „Könne wir?", fragte sie ungeduldig. Die Sonne stand inzwischen klar über dem Felsen.
Hesperia nickte. „Vergesst eure Zeit hier nicht Reyna. In deiner dunkelsten Stunde, wird sie dir Trost spenden."
Auf dem See bildete sich ein dichter Nebel. Nephele ließ sie passieren. Entschloss lenkte Reyna Veilan durch den Nebel, die Worte der Hüterin noch immer im Ohr.
Um sie herum wurde alles weiß und kein Geräusch war zu hören. Wie bei ihrem ersten Durchgang, wusste Reyna nicht mehr wo Oben und Unten war und auch der Weg kam ihr schier Endlos vor.
Dann spuckte der Nebel sie am Ufer des Waldes wieder aus und Reyna meinte noch ein leises: „Lebt wohl." von Nephele zu hören.
„Uff.", Valentin stöhnte und hielt ich den Magen. „Offenbar hat mir die Nebelfrau noch nicht verziehen. Ich dachte ich würde Tagelang durch den Nebel wandern."
„Nephele neigt zu solchen Spielchen.", Reyna streichelte Veilan beruhigend über den Federansatz am Hals, der sich gesträubt hatte. „Wir sollten aufbrechen. Ich will bei Anbruch der Nacht in Waldstein sein." Reyna wusste das dass gewagt war, doch sie wollte so schnell wie möglich voran kommen.
Varon Pfiff laut und aus den Wäldern kam ein großer, Blutroter Hengst. Er knurrte und fletschte seine Spitzen Zähne. Varon fuhr ihm mit der Hand über die Nüstern und schwang sich in den Sattel. Die Monate in der Wildnis hatten dem Fleischfressendem Pferd gut getan, es wirkte noch Muskulöser und größer als zuvor.
Asha ging schnurstracks auf den Blutschatten zu und als dieser nach ihr Schnappte, schlug die ihm auf die Nasse, was den Hengst zu Räson brachte. Dankbar nah sie Varons Hand, der sie hinter sich zog.
Valentin warf Reyna einen auffordernden Blick zu und diese verdrehte die Augen. Sanft klopfte sie Veilan aufs die Flanke. „Bist du so gut Süße?"
Nur widerwillig ging die goldene Greifin auf die Knie und erlaubte es Valentin, auf ihren Rücken zu steigen. Etwas unbeholfen stieg der große Krieger auf und klammerte sich an Reynas Rücken fest.
„Haltet eure Finger bei euch, ansonsten werfe ich euch von Veilans Rücken.", warnte Reyna ihn eindringlich.
Valentin hob demonstrativ de Hände, die er jedoch sofort um Reynas Taille schlang, als Veilan ruckartig in den Himmel Stieg.
Unter ihnen wieherte der Blutschatten herausfordernd und verschwand im dichten grünen Dickicht.
Reyna ließ Veilan noch einmal in der Luft umdrehen und sah zurück zum See. Von Elysion war nichts mehr zu sehen, über dem See lag nur noch eine feine Nebelwolke.
Reyna fasste ihrer goldenen Greifin sanft an den Flügelansätzen. „Lass uns fliegen." Veilan kreischte laut und drehte nach Norden um. Eine weitere Reise begann.

Sie kamen gut voran. Die Warme Sonne im Osten erwärmte den Wald uns sorgte für einen sanften Aufstieg. Immer weiter trugen Veilans Schwingen sie über die immergrüne Waldebene. Weit weit im Westen konnte Reyna die Ausläufer des mächtigen Westlichen Massivs, erkennen. Die Heimat der Zwerge. Doch für Reyna waren sie nur ein Weit entfernter Ort, ohne Bedeutung.
Die Sonne Stieg in Reyna Rücken immer weiter und bald musste sie ihren Umhang losbinden. Der Wind war angenehm Kühl auf ihrer Haut, doch die Sonne hatte eine unglaubliche Kraft. Gegen Mittag machten sie eine kurze Pause um etwas zu Essen und die Beine zu vertreten. Valentin bewegte sich Steifbeinig. Er war zwar daran gewöhnt lange zu reiten, doch nicht in mehreren Kilometern Höhe in die Tiefe zu schauen. Reyna war der Abstand ganz Recht. Stundenlang, dicht an dicht mit dem Krieger auf Veilans Rücken zu sitzen, war ihr mehr als Unangenehm und das er seinen Arm um ihre Hüfte legen musste, brachte sie näher zusammen als Reyna es wollte. Seine Berührungen erinnerte sie zu sehr an Edwards sanfte Hände.
Gegen Abend erreichten sie die Waldstein. Die größte Stadt im Waldlandreich brütete in der Späten Abendhitze. Reyna ließ Veilan auf dem selben Hügel landen, auf den sie bei ihrer Flucht vor den Schergen ihres Onkels gelandet war. Nach einer Stunde trafen auch Varon und Asha ein. „Valentin und ich gehen alleine in die Stadt. Varon wird hier nicht gern gesehen und Asha würde zu viel Aufmerksamkeit auf sich ziehen." Asha grummelte zwar widerwillig, Akzeptierte aber.
Reyna und Valentin betraten die Stadt von zwei Seiten aus. Valentin hatte darauf bestanden. Ein Krieger seiner Größe und Gestalt, gemeinsam mit Reynas auffälligen Narben und Haarsträhne, jeder Spion in Sichtweite würde sie erkenne und noch wollte keiner von ihnen auf ein mögliches Bündnis hinweisen.
Ihr Plan ging nur halb auf. Zwar gelangte Valentin relativ ungesehen in eines der Gasthäuser, in der nähe des Radhauses, doch Reyna wurde von den Wachen sofort wiedererkannt und zum Bürgermeister gebracht. Man hieß sie mit allen Ehren Willkommen. Reyna nervten die Katzbuckelnden Speichelleckern des Stadtrates zwar, doch sie nutze die Gelegenheit um Informationen zu bekommen. „Wo ist Lady Siv?"
Die Lady ist mit ihren Söhnen und Dienern nach Kronburg aufgebrochen.", erklärte ihr der Bürgermeister. „Gemeinsam mit den anderen vier Lords, die aus dem Norden vertrieben wurden."
Reyna nickte und nippte an einem Glas Wein. „Was könnt ihr mir über die Situation im Reich sagen?"
„Der Winter hat den Südosten des Reiches Schwer getroffen, nachdem das Handelszentrum in der Kreuzstadt eingenommen und vernichtet wurde.", berichtete der Bürgermeister. „Es sind viele Flüchtlinge zu uns gekommen und bitten um Aufnahme. Sie berichten grausamen aus der Stadt des Ammon."
Reyna packte ihr Glas stärker.
„Angeblich soll ein Mann Regieren, der sich selbst, Fürst der Kreuzstadt nennt. Er herrscht auf grausamste weiße. Sie ennne ihn, desn weißen Schatten."
„Gibt es hinwiese, dass irgendwelche Mitglieder der Fürstenfamilie überlebt haben?", unterbrach Reyna ihn. Der Bürgermeister sah sie Traurig an. „Nein. Verzeiht euer Majestät."
Reyna trank noch einiges an diesem Abend und verbrachte de Nacht in einem großen Zimmer, das man ihr zur Verfügung stellte. Am nächsten Tag, Reyna hatte Kopfschmerzen, traf sie sich mit Valentin. Dieser hatte nur wenig neues erfahren können, allerdings war es ihm gelungen einen Boten zu finden, der eine Nachricht zu seinem Vater bringen würde, der ebenfalls auf dem Weg nach Kronstadt war.
Nachdem sie einige Vorräte erstanden hatten, machten sie sich wieder auf den Weg. Zwei tage waren sie in Waldstein geblieben. Nun führte ihr Weg sie nach Westen, zu den Ruinen der Kreuzstadt.
Reyna Anspannung wuchs, was nicht nur an der Nähe zum Ort ihres größten Verlustes lag, sondern auch an Valentins Händen auf ihren Hüften.
Nach drei Tagen in der Luft und nur kurzen Pausen, erreichten sie den Rand des Waldlandreichs. Die Bäume wurde Spärlicher und verloren an grün. Ein gewaltiger Fluss donnerte von Süden heran. Es war der Strom, dem die Kreuzstadt ihren Namen und ihren Reichtum verdankte. Mit seinen Quellen in den Bergen, war der Fluss die Haupthandelsader, mit dem Bergkönigreich der Zwerge im diesen Teil des Reiches.
Gegen Abend des sechsten Tages ihrer Reise, landete Veilan in einer Baumgruppe. Dort wartetet Reyna und Valentin auf Varon und Asha.
Die beiden saßen am Abend um ein Feuer herum. Reyna spielte die mit einem von Anoras Pfeilen. Sie fühlte sich unruhig.
„Beunruhigt euch etwas Prinzessin?", fragte Valentin nach, der einige Stücken Käse über dem Feuer schmolz.
„Hast du die Rauchsäule im Norden gesehen?"
Valentin nickte.
„Das ist die Kreuzstadt. Oder zumindest das, was von ihr übrig ist.", Reyna musterte ihren Begleiter. Seine grauen Augen wirkten im Licht des Feuers so hart wie Stein.
„Du hast gefragt warum ich nicht in der Burg eines meiner Verbündeten bin. Die Antwort ist, ich weiß nicht ob ich überhaupt Verbündete habe. Ich weiß nur, dass mein Ziehvater, Alexander, einen Vertrag mit dem Fürsten der Kreuzstadt geschlossen hat. Wenn alles nach Plan verlaufen wäre, dann hätte ich Nächsten Monat, an meinem Sechzehnten Geburtstag, Edward, den Sohn des Ammon Geheiratet und mit der Unterstützung der Kreuzstadt, den Thron für mich gefordert.", Reynas Stimme Zitterte. „Doch wir wurden Verraten. Von jemandem den ich einen Bruder nannte. Das ist der Grund: Ich bin geflohen, vor dem Mörder meines Ehemannes und meines Vaters. Ich habe die letzten sechs Monate Trainiert um ihn entgegen treten zu können."
„Und fühlt ihr eich bereit Amaron entgegentreten zu können?"
Reyna starrte ins Feuer. Ihre Augen verengten sich und die Flamme schrumpfte zusammen, nur um dann zwei Meter hoch in die Luft zu schießen. „Ja. Ich fühle mich bereit." Sie stand auf und wickelte sich in ihren Umhang. „Wenn ihr mich entschuldigt. Ich bin Müde. Übernimm du die erste Wache."
Sie legte sich dicht ans Feuer und während sie einschlief, sah sie Valentin an, der sie voller Ergriffenheit ansah.

Greifentochter - Band 2 - Erbe der SchattenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt