„LANG MÖGE ER REGIEREN!", schallte es durch die Kathedrale des heiligen Paulus. Immer mehr Menschen gingen vor Amaron auf die Knie und huldigten, ihrem neuen Zaren.
Reyna war es als verließe sie alle Kraft.
Amaron würde der neue Zar werden. Sie hatte versagt.
Reyna war gefangen in einem Wirbel aus Enttäuschung, Trauer und Wut. Mit steifen Händen, stand sie aus ihrem verziertem Stuhl auf. Sie achtete nicht auf Amaron, der scheinbar selbst noch nicht begriffen hatte, das er die Wahl gewonnen hatte und mit leicht leerem Blick auf seinem Stuhl saß. Ohne auf irgendjemanden zu achten, ging Reyna zu dem Tisch, wo die Urnen und Tonscherben lagen. Sie zog Lichtbringer und hieb nach dem Tisch. Die goldene Klinge zerteilte die Massive Holzplatte und die beiden Urnen zerbrachen auf dem Boden. Tonsplitter flogen umher.
Mit gezogenem Schwert und wehendem Umhang, rauschte Reyna aus der Kathedrale. Daran, Amaron zu seinem Sieg zu Gratulieren, dachte sie nicht im Traum dran.
„Veilan! Veilan!", rief sie und ihre Stimme war voller Schmerz. Die Strahlende Sonne kam ihr wie ein Böser Scherz der Natur vor.. Die Goldene Greifin landete vor ihr. Reyna viel ihr um den Hals. „Ich habe verloren. Ich habe versagt.", schluchzte Sie. Veilan legte ihr den Hals um den Körper und stieß ein tröstendes Schnurren aus. „Bring mich weg von hier.", flüsterte Reyna und schwang sich auf Veilans Rücken. Die Greifen schlug mit den Flügel, kreischte Laut und erhob sich in die Luft.
Der Wind peitschte Reyna die losen Haare aus dem Gesicht. Tränen brannten in ihren Augen. Sie hatte Versagt und alle enttäuscht, die sie hatte Rächen wollen.
Alexander. Edward. Eris und Anora. Sie alle hatte sie Enttäuscht. Die Niederlage brannte wie ein Wunde, die unaufhörlich, neuen Schmerz in ihr verursachte.Ohne ein Ziel, flog Veilan kreuz und quer über die Kronstadt. Reyna klammerte sich an sie.
Schließlich landeten sie bei Reynas Villa, wo sie unbeholfen von Veilan Rücken rutschte. Kraftlos, knickten ihre Beine unter ihr Weg und sie landete im Gras. Veilan ließ sich nieder und barg Reyna in ihrer Mitte. Geschützt vom Körper der mächtigen Greifin, konnte Reyna ihrer Wut und ihrer Enttäuschung, endlich freien Lauf lassen. Tränen flossen wie Sturzbäche über ihre Wangen. Ein heftiges Zucken packte ihren Körper und das Atmen viel ihr Schwer. Alles stützten unter ihr zusammen. Alles was sie seit Edwards Tod erlebt und durchgemacht hatte, all das brach nun mit Macht über sie zusammen. Der Strudel der Gefühle war so mächtig, das Reyna glaubte von ihm in einen Abgrund gezehrt zu werden, von dem es kein Entkommen gab.
Doch Veilan gab ihr Halt. Sanft begann sie mit ihrer Rauen Zunge, ihr die Tränen vom Gesicht zu lecken. Reyna konnte ein kleines lächeln nicht unterdrücken. „Du warst immer für mich da, meine Süße. Du bist sie einzige, der ich Vertrauen kann.", sie kuschelte sich eng an den Warmen Körper der Greifin und fühlte sich etwas getröstete.
„Da bin ich jetzt aber enttäuscht. Ich dachte du würdest mehr von mir halten."
Veilan hob den Kopf und knurrte Drohend. Reyna strich ihr über das weiche Fell. „Alles gut, Süße.", flüsterte sie mit erstickter Stimme. Mühsam stand sie auf und drehte sich dem Ankömmling zu. „Was willst du hier Valentin? Ich dachte du müsstest deinem neuen Herrscher huldigen."
Valentin verschränkte die Arme. „Du kränkst mich.", meinte er Ernst. „ich dachte ich hätte deutlich gemacht, das es mir Egal ist, wen mein Vater wählen würde. Ich stehe auf deiner Seite.", er ließ die Arme sinken. „Und damit bin ich nicht alleine.", Er deutet auf das Tor der Villa. Reynas folgte seinem ausgestreckten Arm. Vor dem Tor standen, Samantha, Solmeron und Ryven.
Irritiert sah Reyna die Gruppe an. „Was wollt ihr hier? Ihr müsstet doch noch alle in der Kathedrale sein."
Solmeron machte ein Abfälliges Geräusch. „Ich habe bei de Wahl für euch gestimmt, Reyna. Ich kann und ich werde, Amaron nicht als meinen Zaren Akzeptieren."
„Ich ebenfalls nicht!", pflichtete Samantha dem Herzog bei. „Du solltest auf dem Thron sitzen und nicht er."
Ryven sagte nichts, doch seine Entschlossene Mine war genug. Mit einem Schniefen lächelte Reyna leicht. „Dann kommt. Lasst und besprechen, wie wir weitermachen."
Das Greifeinmosaik kam Reyna nun wie eine Verhöhnung vor. Sie ballte die Faust. Am liebsten hätte sie das Mosaik zerschlagen.
„Also. Amaron hat die Wahl gewonnen. Was sollen wir jetzt machen?", stellte Samantha, die alles entscheidende Fragen.
„Amaron wird bald Bemerken dass, wir ihm nicht die Treue schwören.", stellte Solmeron fest. „Wir müssen die Stadt auf jedenfalls verlassen. Alles andere wäre Selbstmord. Mit der Unterstützung des Reiches, kann er unsere Burgen unter seiner Stiefelsohle zertreten.", meinte Ryven.
Samantha schüttelte sich. „Ich will mir gar nicht vorstellen, was mein Onkel mit mir macht, wenn er weiß, wo ich mich aufhalte."
„Wir müssen noch eine andere Frage klären: Ryven, wie viele Pfalzgrafen würden euch folgen, wenn ihr euch weigert, Amaron die Treue zu schwören?", fragte Valentin den dunkelhaarigen Grafen. Dieser zögerte. „Das ist schwer zu sagen. Die Grafen, welche nahe der Hauptstadt ihre Sitze haben, werden sich hüten, offen Wiedererstand zu leisten. Doch wenn wir uns in die Berge zurückziehen könnten...", er warf Solmeron einen fragenden Blick zu.
„Der Wolfswald ist sehr dicht und dass Gebiet schwer zugänglich. Es ist leicht, sich darin zu verstecken. Doch die Frage ist, wäre das Klug?"
„Eine offene Rebellion ist es auf jedenfalls nicht.", erklärte Valentin hitzig. „Mein Vater hat bekommen was er wollte: Den Anspruch meiner Familie auf den Thron. Das wird er nicht riskieren, in dem er sich gegen Amaron erhebt."
„Wir dürfen auch die Drachen nicht vergessen. Amaron und dieses Blonde Mädchen reiten Drachen.", Ryven sah zu Reyna. „Kann eure Veilan gegen zwei Drachen bestehen?"
Veilan, die es sich auf dem Dach der Villa bequem gemacht hatte, fauchte entschlossen. Reyna lächelte. „Ich denke, Veilan sagt ja. Doch ich will ihr Leben nicht aufs Spiel setzten. Genau so wenig wie das von euch allen. Zu viele sind bereits gestorben.", Reyna holte Tief Luft. Ihr war eine Idee gekommen. Eine wahnwitzige, absurde Idee, nicht mehr als ein verzweifelter Strohalm, doch sie würde ihn ergreifen. „Wie Valentin schon sagte: Offenen Rebellion ist keine Lösung. Nein. Ich muss mich Amaron alleine stellen. Und dafür gibt es nur eine Möglichkeit: Ich fordere Amaron zu einem Duell um die Krone heraus!"
„Bist du irre?", fluchte Valentin in die geschockte Stille hinaus. „Amaron hat vor nicht einmal einer Stunde die Krone gewonnen. Ihn jetzt herauszufordern, ist Selbstmord! Da kannst du dir auch gleich selber die Adern aufschlitzen!"
„Ich sehe das wie Valentin.", sprang Solmeron ihm bei. „Wenn ihr eure Ansprüche nicht aufgeben wollt, dann wäre es das beste ihr flieht sofort aus der Stadt."
Als Reyna sah wie sich ihre Verbündeten alle für eine Flucht aussprachen, erwachte ihr Trotz erneut. „Es reicht! Ich habe geschworen, das Amaron den Thron niemals bekommen wird! Und wenn ich dafür gegen ihn Kämpfen werde, dann werde ich das! Und niemand wird mich davon abhalten!", mit loderndem Blick sah sie jedem einzelnen in die Augen. Alle senkten den Blick, außer Valentin. „Ich habe dir versprochen, an deiner Seite zu stehen. Und das werd ich, auch wenn ich diese Idee nicht gutheiße."
Reyna verzog die Lippe zu einem knurren. „Gut. Bereitet vorsichtshalber, alles für eine schnelle Reise vor. Ich habe zwar nicht vor, zu verlieren, doch ihr seid besser auf alles Vorbereitet."
„Wir werden auf euren Befehl warten, Prinzessin.", Ryven verneigte sich.
Reyna stützte sich mit beiden Händen auf dem Tisch ab. „In einer Stunde werde ich mich Amaron stellen. Und dieses mal, wird er nicht davon kommen."
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Greifentochter - Band 2 - Erbe der Schatten
FantezieReyna hat alles verloren. Ihren Liebsten. Ihren Vater. All das wurde ihr genommen, von ihrem besten Freund und ihrem, verlorengeglaubten Bruder. Im Glauben, versagt zu haben schreit ihr Herz nach Blutiger Rache. Das wunderschöne Cover ist von @Clove...