Kapitel 30 - Reyna

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Schweiß lief Reyna in die Augen, doch die ignorierte das Brennen. „Einhundertsiebenundneunzig, einhundertachtundneunzig, einunderdneunundneunzig, einhundert!" Sie ließ den Ast los, an dem sie Klimmzüge gemacht hatte und viel in die Tiefe. Gekonnt rollte sie sich ab, schnappte sich ihren Waffengürtel und hängte sich den Köcher um. Einen Pfeil auf der Sehne des weißen Bogens rannte sie den Ast entlang. Aufmerksam wanderte ihr Blick von rechts nach Links, immer auf der Hut vor plötzlichen Attacken.
Etwas surrte leise. Reyna machte einen Sprung zur Seite. Dort wo sie gerade noch gestanden hatte, bohrte sich ein Schwarzer Pfeil in das Holz. Daneben! Jubelte Reyna innerlich. Doch ihr blieb keine Zeit sich zu freuen, denn ein zweiter Pfeil kam aus dem Nichts und bohrte sich nur Millimeter neben ihrem Kopf in den Stamm. Reyna konnte fühlen wie die Schwarze Befiederung des Pfeils ihre Wange streifte.
Schnell ging sie neben einem Ast in Deckung. Sie blieb für einige Augenblicke unten, dann rannte sie weiter. Ein erneutes, kaum hörbares surren, ließ die den Bogen heben. Blitzschnell, ließ sie die Pfeile von der Sehne. Zwei verschwanden wirkungslos in der Tiefe, einer jedoch macht ein helles Geräusch und verschwand.
Reyna schwang sich von ihrem Ast und landet auf der Treppe des goldenen Baumes. Zwei gedrungene Gestalten tauchten vor ihr auf. Sie hatten ihre Gesichter verhüllt und bedrohten sie mit langen Messern.
Reyna erfasste die Situation schnell. Einer der Gestalten stach mit dem Messer auf sie ein. Reyna wich dem Stich aus, Packte seinen Arm am Handgelenke und hielt ihn fest. In ihrer Andren Hand, hielt sie noch immer Anoras weißen Boden. Diesen nutzte sie nun ans Schlagwaffe. Blut befleckte das weiße Holz des Bodens, als sie ihrem Angreifer mit ihm die Nase brach. Stöhnend brach ihr Angreifer zusammen. Das Messer viel ihm aus der Kraft losen Hand.
Ihr Kampf hatte nur Sekunden Gedauert und Reyna konzentrierte sich nun auf ihren anderen Gegner. Sie schnappte sich das Fallende Messer und warf es nach ihrem Angreifer. Dieser war weder schnell, noch Geübt genug und der Griff des Messer traf ihm am Kopf. Benommen sackte er zusammen.
Reyna nahm sich keine Zeit um sich eine pause zu gönne. Sie rannte weiter. Die Sonne ging bereits unter.
Sie flog förmlich über die Treppe. Doch auch wenn es eine Treppe aus Ästen, Blätter und Stöcken war, die eher für Ziegen und Schafshufen geeignet schien, verlor sie nicht ein mal den Halt.
Kurz vor dem Ende der Treppe, konnte um eine Kurve herum, den Fuß des Baumes sehen. Zwischen den Wurzeln verborgen standen sechs weitere Gegner.
Sie warten auf mich. Doch Reyna hatte nicht vor ihnen den Sieg zu gönnen. Ihr Tempo nutzend, sprang Reyna von der Treppe und landete mit einem Hohen Bogen auf einer Wurzel, direkt über den Gestalten.
Leise hockte sie sich hin, um nicht entdeckt zu werden. Während sie ihren Bogen verstaute, lauschte sie den Leisen Gesprächen ihrer Gegner.
„Ich hab einfach kein Lust mehr, jeden Tag verhauen zu werden.", Jammerte einer leise.
„Sei still! Sie darf uns nicht hören! Und außerdem: Die Herrin heilt dich doch jedes mal wieder."
„Ich weiß.", jammerte der erste wieder. „Aber ein gebrochenes Bei und ein Verdrehter Huf tuen trotzdem weh!"
„Still jetzt!" Verlangte ein dritter. „Hesperia hat uns darum gebeten dies zu tun und das tun wir auch. Ich werde die Herrin nicht Enttäuschen."
Oh doch, das wirst du, dachte Reyna gehässig, zog Lichtbringer und sprang.
Sie landete mitten zwischen ihren Gegnern. Lichtbringer leuchtet golden und strahlend.
Erschrocken zusammen diese Zusammen. Und als sie sahen, wen sie vor sich hatten, brach ihr widerstand beinahe komplett zusammen.
Zwei ließen ihre Messer fallen und rannten los. Die anderen vier kauerten sich zusammen und reckten Reyna ihre Messer entgegen.
Reyna betrachtet sie ohne Mitleid. Dann griff sie an. Einem nahm schlug sie das Messer aus der Hand und brach ihm die gleiche. Einem Zweiten schlug sie die Beine mit Lichtbringers Flacher Seite weg und er stürzte in den weichen Sand.
Und als sie, mit hoch erhobenem Schwert, vor den letzten beiden Gegnern stand, gaben auch diese auf.
„Wir ergeben uns!" jammerten sie.
Enttäuscht ließ Reyna Lichtbringer sinken. „Ich nehme eurer Kapitulation an." sagte sie förmlich und steckte Lichtbringer weg. Dann half sie den Faunen auf.
„Du solltest uns wenigstens ein kleine Chance geben.", rief einer beleidigt und massierte sich den Schmerzenden, Pelzigen Hintern. „Das tat weh."
„Frag mich mal! Du hast mir das Handgelenk gebrochen!"
„Zeig her.", Reyna befühlte die Hand des Satyr. Es war tatsächlich gebrochen. „Das haben wir gleich." Reyna legte ihre Hände um seine und ließ ihre Magie fließen.
Die Magische Kraft strömte aus ihren Fingern und in die Hand des Satyr. Der Gebrochene Knochen regte sich und wuchs zusammen:
„So. Das wars."
Erstaunt schüttelte der Satyr seine geheilte Hand, dann rannte er blökend vor Freude, zu seinen Freunden. Gemeinsam verschwanden sie um eine große Wurzel. Reyna ließen sie zurück.
Reyna wanderte den Strand entlang und wartete. Der Nebel war an diesem Abend beinahe durchsichtig und Reyna konnte den Wald und den Felsen, mit dem Wasserfall sehen.
Plötzlich blieb sie stehen. Jemand stand hinter ihr. Er hatte kein Geräusch gemacht, oder sich irgendwie verraten, doch Reyna konnte es spüren.
Sie packte Lichtbringer, und wirbelte herum. Die goldene Klinge traf auf ein schwarzes Schwert.
„Zu spät.", sagte Varon und senkte sein Schwert.
Reyna verdrehte die Augen. „Wenn ihr ein Mensch wärt, dann hätte ich euch gehört und besiegt."
Varons schweigen reichte Reyna als Antwort. Der Dunkelelf lobte sie nie, doch wenn er sie nicht tadelte, war das mehr als gut.
„Der Sommer steht bevor. Habt ihr weitere Pläne Prinzessin?"
Reyna musste sich zwingen nicht mit den Augen zu rollen. Seit beginn ihrer Ausbildung hatte Varon ihr diese Frage gestellt. „Wenn Asha wieder erwacht, werde ich mich auf die Reise nach Norden, ins Winterreich machen. Und dann werde ich mich an Edwards Mörder rächen!", Ihr Blick wanderte zu Varon. „Werdet ihr mich begleiten?"
Varon sah sie nicht an, sonder musterte den Nebelsaum, wie einen Feind. „Ich werde es in Betracht ziehen."
Danach schwiegen sie und Reyna verstand seine Stumme Aufforderung, ihn nun alleine zu lassen.
Die Sonne ging bereits unter und über dem Felsen, begann sich eine Mondsichel, so schmal wie ein Haar zu erheben.
Reyna nahm sich ein paar Äpfel von einem Brett und setzte sich an den Rand des großen Astes, der Veilan als Schlafplatz diente. Sie sah nach unten, wo die der See kleinen Wellen gegen den Baum schlug. Wie ein immer währender Kleinkrieg. Reyna hatte lange genug mit den drei Wachterrinen gelebt, um zu wissen, wie sie waren.
Kyrene war die Älteste. Sie war als erstes entstanden, geboren würden Menschen sagen. Danach war Hesperia mit ihrem Baum erschienen der, wie Reyna erfahren hatte, von der gleichen Sorte war, wie sie in den alten Reichen der Hochelfen, weit im Osten wuchsen. Als letztes wurde Nephele erschaffen. Und zwar aus dem Wunsch von Kyrene, Hesperia zu beschützen, welche damals noch ein Setzling war.
Und seither waren die drei Nymphenschwestern miteinander verwoben. Auch wenn sie sich immer wieder zankten, konnten sie ohne einander nicht existieren.
Reyna ließ ihre Apfelreste in den See unter ihr fallen und ging zurück in ihren Raum. Sie zog sich um uns legte sich in ihr Bett. Schnell war sie in einen Leichten und traumlosen Schlafgefallen.

Greifentochter - Band 2 - Erbe der SchattenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt