Weggeschlichen

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Während des Umzugs unterstütze ich die Feuerwehr und Eltern, dessen Kinder eine Fackel in der Hand haben. Daniel ist irgendwo weiter hinten im Zug. Ich lasse mich weiter zurückfallen, bis ich irgendwann hinter ihm gehe und nutze den Augenblick, als der Festzug zum Kuhstall abbiegt und eile schnell nach Hause. Der Wehrleiter hatte mich gebeten ein Foto meines Vaters zu holen, weil es in der Feuerwehr aufgehängt werden soll, aber da ich zurzeit meine Gedanken nicht unter Kontrolle habe, habe ich das vorhin vergessen. Auf dem Küchentisch liegt es bereits parat. Ich schnappe es und schreibe Nik schnell eine SMS. „Man geht der mir auf den Trichter. Ich vermisse dich hier, weiß genau das du ihn mir vom Leib halten würdest." Ich gehe wieder zurück und direkt zur Feuerwehr, da ich auf der Kreuzung sehe, dass sie gerade dort angekommen sind. Die Kinder schmeißen ihre Fackeln in den Holzhaufen, der aufgestapelt wurde, um diesen zu entzünden. Ich gehe zum Wehrleiter und überreiche ihm das Foto. „Er bekommt einen Ehrenplatz bei uns" sagt er nur und klopft mir auf die Schulter. Ich weiß, dass er mir damit auch zeigt, dass alle hinter uns stehen. Ich spüre einen Blick in meinem Rücken und weiß sofort wer dort schon steht. Als ich mich umdrehe könnte ich schwören Rauchschwaden aus Daniels Ohren kommen zu sehen. Es ist ihm also aufgefallen, dass ich mich einfach abgeseilt habe. Naja, war ja klar. Meine Mutter kommt von der Seite und zieht mich weg. „Komm mal schnell mit" sagt sie nur. Als wir in der Feuerwehr verschwunden sind und Daniel uns nicht mehr hören kann, erzählt sie mir das er sie gelöchert hat wo ich denn hin verschwunden bin. Da meine Mutter aber komplett hinter mir steht hat sie ihm natürlich nicht erzählt wo ich war.

Die Feuerwehr des Nachbarorts trudelt ein und stürmt erstmal unsere Feuerwehr. Da wir uns alle gut kennen und die meisten eh miteinander verwandt sind, ist das alles ganz normal. Tim, der Bruder von meinem ehemals besten Kumpel, kommt sofort zu mir und umarmt mich. „Hey du. Hab grad Daniel draußen gesehen, der sieht ja nicht sehr erfreut aus." Ich erzähle Tim die Kurzfassung von dem was passiert ist und wir gehen gemeinsam raus. „Ich habe ein Auge auf dich, ich weiß dass Nik das auch tun würde und weil er heute nicht kann, passe ich auf dich auf. Ich bin die ganze Zeit in deiner Nähe." Er grinst mich noch schräg an, muss aber noch mal zum Wehrleiter. Ich gehe zum Feuer und sehe die beste Freundin meiner Mutter mit dem Enkelsohn an der Hand. Als der kleine mich entdeckt zieht er seine Oma gleich zu mir. Florian steht also vor mir und zeigt mir, dass er auf meinen Arm möchte. Diesem kleinen Mann kann man gar nicht widerstehen. Ich nehme ihn auf den Arm und unterhalte mich mit seiner Oma. Daniel steht am Parkplatz und beobachtet mich. Nachdem Tim auch wieder auftaucht und kurz mit uns redet, kommt Daniel auf uns zugestapft, drückt mir meine Jacke in die Hand und rennt zurück zu seinem Auto. Mit quietschenden Reifen fährt er vom Parkplatz und fährt ohne zu gucken in einem Affenzahn aus dem Ort.

Alle gucken mich an und ich kann nur mit den Schultern zucken. Das war ja mal ein Auftritt. Tim dreht sich zu mir, „ er hat dich die ganze Zeit beobachtet, nicht eine Sekunde aus den Augen gelassen. Wenn er dir nur zu Nahe gekommen wäre, dann hätte ich ihn umgehauen." Ich weiß nicht, was ich dazu sagen soll und nehme ihn einfach nur in den Arm. „Danke", mehr kann ich nicht sagen. Flori macht sich bemerkbar, dass er eine Bratwurst essen will. Natürlich gehe ich mit ihm los und hole uns Bratwurst. Ich bin neidisch auf diesen kleinen Kerl, für ihn ist die Welt absolut in Ordnung, nur weil er eine Bratwurst bekommt. Er lacht und freut sich als ich ihn die Bratwurst kleinschneide. Und auch ich kann so etwas vergessen, wie es heute abgelaufen ist.

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