Gefühle

37 6 0
                                    

Andy verlässt das Haus nachdem wir gemeinsam gefrühstückt haben. Tim kommt vormittags nicht mehr her, die Jungs trauen mir das nämlich zu, dass ich mit Jule als Schutz auch schon 6 Stunden allein sein kann, denn dann kommt ja Nik wieder her.

Ich hole die Visitenkarte aus meinem Zimmer und rufe bei der Psychologin an, damit ich einen ersten Termin vereinbaren kann. Ich soll in 3 Tagen zu ihr kommen und dann führen wir das erste Gespräch. Irgendwie fühlt sich das Haus so leer an, wenn man ganz allein ist. Ich hatte mich so daran gewöhnt, dass immer einer von den Jungs um mich herum ist und es gar nicht mehr als aufpassen empfunden.

Ich setze mich in den Garten mit Jule und überlege, was ich denn jetzt so ganz allein machen soll. Nur rumsitzen ist nichts für mich, da fange ich nur an zu grübeln und das will ich wirklich nicht. Als Jule mich mehrmals mit ihrer Nase anstupst überlege ich erstmal mit ihr spazieren zu gehen. Ich hole mir meinen MP3-Player und ihre Leine und schon gehen wir zusammen los.

Den Wald hinter unserem Haus kenne ich, wie meine Westentasche, denn wir haben schon als kleine Kinder dort immer gespielt. Jule muss an jedem Ast dreimal riechen, irgendwie auch verständlich, bis vor ein paar Tagen hat sie noch in einer kleinen Wohnung in einer Großstadt gewohnt, obwohl ich mir das gar nicht vorstellen will, denn ein Husky braucht seine Bewegung.

Nach einigen Richtungswechseln komme ich wieder zu Hause an. Ich war doch echt 4 Stunden unterwegs. Ich hole mir von drinnen meinen Laptop raus und setze mich damit in unsere Sitzecke. Unser WLAN reicht genau bis dort hin und ich surfe ein bisschen im Internet. Bei Youtube gucke ich mir erstmal die aktuellen Charts an und wenn mir ein Lied gefällt lade ich es sofort runter.

„Na Kleine, was machst du da?" Ich schrecke sofort hoch, denn ich habe gar nicht bemerkt das Nik auf den Hof gekommen ist und als ich zu Jule gucke, sehe ich das sie tief und fest schläft mein Superwachhund. „Ich bringe mich erstmal in den Charts auf den neusten Stand." „Das kannst du auch leichter haben, komm doch am Samstag einfach mit ins 'Joker' oder 'Miami'" „In eine Disco? Ich weiß ehrlich nicht, ob ich schon so weit bin Nik. Lass mich erstmal abwarten, was passiert, wenn ich bei der Therapeutin war. Zurzeit kann ich noch nicht so weit vorausplanen."

„Ist okay. Ich bin schon froh, dass du nicht gleich nein zur Disco gesagt hast. Ich freu mich, dass du dich doch dafür entschieden hast Hilfe zu suchen. Wenn ich mitkommen soll oder irgendwas ist, dann sag einfach bescheid, ich bin immer für dich da."

Ich nehme ihn in den Arm, „Ich weiß, denn du bist schon immer für mich da gewesen. Du gibst mir schon mein Leben lang den Halt, den ich immer brauche. Ich hab dich voll lieb." Ich küsse ihn auf die Wange und als ich mich aus der Umarmung löse, sitzen wir uns beide gegenüber mit Tränen in den Augen. So offen haben wir über unsere Gefühle füreinander noch nie geredet. Wir wissen zwar, dass wir uns lieb haben, aber so ausformuliert ist das was anderes.

Home sweet homeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt