Mein Wecker holt mich viel zu früh aus dem Schlaf. Der Nachteil der Winterzeit ist, dass die Tage viel zu kurz sind. Ich brauche immer ewig um dann morgens in Gang zu kommen und heute war es ganz besonderst so. Meine Augen waren selbst nach der Dusche noch nicht ganz offen, aber das konnte ich jetzt auch nicht ändern. Das Frühstück fällt heute sehr spärlich aus, denn so früh am Morgen habe ich nicht wirklich Hunger. Aleks hat es da besser, sie muss heute erst um 11 zur Vorlesung. Ich weiß jetzt schon, was wir uns als erstes in der Vorlesung anhören können „Wir sind hier im Land der Frühaufsteher und 7.15Uhr müssten Sie auch in der Lage sein topfit hier zu erscheinen." Das erzählt uns der Professor jedes Mal wieder und trotzdem, ich muss um 6.10 schon mit dem Zug fahren, was dann doch schon ganz schön früh ist. Sonst kennt man ja immer das Klischee, dass Studenten bis mittags schlafen, was bei uns gar nicht funktionieren würde.
Es ist schon 5.45 Uhr, also muss ich mal langsam los. Mein Auto steht zum Glück in der Garage, denn die anderen sind alle zugefroren und so erspare ich mir das Eiskratzen. Der Winterdienst ist noch nicht durch und dem Entsprechend sind die Straßen auch. So früh sind nur ganz wenige unterwegs, selbst in der Stadt. Auf dem Parkplatz am Bahnhof steht nur ein anderes Auto und es ist stockfinster, denn es geht nur eine einzige Lampe am anderen Ende vom Parkplatz. Als ich aussteige drängt sich die kalte Luft in mein Gesicht und es sticht richtig an den Wangen, immerhin bin ich jetzt total wach. Der Schnee knarrt unter meinen Füßen, wenn ich jetzt hier ausrutsche und mir was tue, weiß ich nicht, wann wohl der Nächste hier lang kommt. Weil es so dunkel ist kann ich nicht wirklich weit gucken und das beunruhigt mich. Man weiß ja nie, was hier so für Leute rumlungern oder so.
Als ich am anderen Bahngleis ankomme, wird schon angezeigt, dass mein Zug Verspätung hat. Sobald es ein bisschen kalt ist geht bei denen auch nichts mehr nach Plan. Es weht ein eisiger Wind und ich darf jetzt noch mindestens 15 Minuten auf den Zug warten. Ich ziehe meine Jacke so weit es geht zu und setze über meine Mütze noch meine Kapuze auf. Trotz den Handschuhen habe ich total kalte Hände, aber zum Glück habe ich ja Nik und Andy, die haben mir beide zum Nikolaus jeweils einen Taschenwärmer geschenkt, so kann ich entweder in jeder Tasche einen nutzen oder einen auf der Hin- und einen auf der Rückfahrt. Gerade als ich den ersten davon betätige gehen die Schranken runter und ich freue mich schon, dass mein Zug endlich kommt. Doch es kommt ein Güterzug und rauscht durch den Bahnhof durch. So schnell konnte ich gar nicht reagieren und mir blieb nur noch übrig mich umzudrehen. Der eisige Wind peitscht an mir vorbei und scheint durch jede Naht meiner Jacke zu kriechen.
„Na das ist so typisch Bahn, die hätten den zumindest ein bisschen abbremsen können. Ist alles okay bei dir?" Neben mir leuchtet plötzlich ein Feuerzeug auf und eine Zigarette wird sich angezündet. Das scheint wirklich nicht mein Tag zu sein, wenn er schon so anfängt. „Was machst du hier?", die Worte verlassen nicht einmal ansatzweise so angewidert meinen Mund, wie sie eigentlich sollten. „Ach Mariechen, jetzt sei doch mal nicht so zu mir. Wir haben uns doch früher auch mal so richtig gut verstanden." „Da wusste ich ja auch noch nicht, was du für ein Arsch bist und in welche abartigen Kreise ich da geraten bin." Er bläst mir den Zigarettenqualm ins Gesicht und mir wird schlecht, ich weiß aber nicht so genau, ob wegen dem Rauch oder weil mir gerade bewusst wird, dass ich hier ganz alleine mit ihm bin. „Du hast meinen besten Kumpel in den Knast gebracht, aber das soll ja nicht heißen, dass ich dich nicht nehmen kann." Er drängt mich an das Geländer und ich komme nicht mehr weg. Seine nach Zigaretten stinkenden Hände legen sich um mein Gesicht und seine Lippen kommen meinen immer näher.
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Home sweet home
Teen FictionMarie ist eine 24 Jahre alte Studentin und erzählt aus ihrem Leben. Nicht alles läuft nach Plan, auch wenn sie es gerne so hätte. Ihr Leben ist komplett aus den Fugen geraten, als sie sich von ihrem Freund nach 4 Jahren getrennt hat. Wie schafft sie...