Schlafmangel

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Gespannt öffne ich die Nachricht. „Wir sollten reden. Hab die Woche aber viel zu tun. Komm am Freitag 19Uhr zu mir." Was? Wieso schreibt er mir denn jetzt so kalt? Eigentlich haben wir immer in den Nachrichten rumgescherzt, mit ganz vielen Smileys geschrieben. Außerdem ist heute Sonntag, wie soll ich es so lange aushalten ohne zu wissen, was das jetzt mit uns ist? Aber wenn ich ihm das jetzt so schreibe, dann denkt er wahrscheinlich sonst was von mir. Und hätte er vorher irgendwie Zeit, dann würde er sich doch früher mit mir treffen wollen. Kann denn nicht mal was einfach sein? Immer alles so kompliziert?

Langsam stehe ich von Aleks Bett auf und gehe runter in die Küche. Dort mache ich uns erstmal einen Tee. Im Haus ist es still, also geh ich mal davon aus, dass außer uns niemand hier ist, denn ihr kleiner Bruder ist nie still. Mit den beiden Tassen gehe ich wieder in ihr Zimmer. Gerade als ich ihre Tasse auf den Nachttisch stelle, öffnen sich ihre Augen. „Hey Süße, ich hab uns einen Tee gemacht." Sie setzt sich auf und nimmt die Tasse in ihre Hände. „Was ist los Marie, hat er sich gemeldet?" „Er will mit mir reden, aber hat erst am Freitag Zeit." „Das ist doch nicht sein Ernst oder?" „Oh doch und Aleks, bitte versprich mir, dass du Nik nichts davon erzählst." „Nein, das ist doch ganz klar. Wie spät ist es eigentlich?" Ihr Blick fällt auf ihre Uhr. „Ach herrje, er kommt gleich hier her." „Na dann mach dich frisch, ich räume schnell alles weg und verschwinde dann." Sie umarmt mich noch mal und flüstert mir ein „Danke" ins Ohr. „Ruf morgen früh bei deinem Frauenarzt an und mach einen Termin, danach schreibst du mir sofort."

Da ich kein Auto hier habe gehe ich zu Fuß, die Luft tut mir gut und so entscheide ich mich, als ich nach Hause komme noch eine Runde mit Jule zu drehen. Ich mache ihr die Leine an und schon gehe ich wieder los. Wir gehen eine ganze Weile durch den Wald und es wird schon immer dunkler. Meine Gedanken kreisen die ganze Zeit um Andy, aber vor allem um meine Gefühle. Was will ich wirklich? Kurz bevor ich unser Haus wieder erreiche, komme ich auch zu der Erkenntnis, dass ich mich in ihn verliebt habe. Ich habe mich nicht nur ein bisschen in ihn verliebt, dieses Gefühl bei unserem Kuss, das war viel stärker, als bei allen anderen Küssen, die ich je zuvor bekommen habe. Dieses Gefühl ist wunderschön, aber es macht mir auch unheimlich Angst. Ich komme mir so ausgeliefert vor, außerdem weiß ich noch nicht, was Andy fühlt oder darüber denkt.

Endlich zu Hause angekommen, lasse ich mich in mein Bett fallen. Der Tag war sehr ereignisreich. Ich fühle mich einfach nur kaputt und fertig. Mein Körper schreit förmlich nach Schlaf, da ich in den letzten Tagen nicht einmal vernünftig schlafen konnte. Gerade als ich mich ganz tief in meine Decke gekuschelt habe, ertönt mein Nachrichtenton. Erst will ich gar nicht wissen, wer mich jetzt schon wieder nervt, aber meine Neugier ist einfach viel zu groß. Außerdem hoffe ich einfach, dass Andy mir noch mal schreibt und dieses Mal vielleicht eine total süße Nachricht schickt. Also pelle ich mich doch wieder aus meine Decke und nehme mein Handy vom Nachttisch. „Hast du Dienstagabend schon etwas vor Liebes? :-*" Mein Herz schlägt doppelt so schnell wie vorher und meine Augen weiten sich. Passiert das gerade wirklich oder träume ich schon? Das Grinsen auf meinem Gesicht wird immer größer. Ich freue mich einfach so sehr. Also fühlt er doch das Selbe wie ich. Er nennt mich Liebes, nicht einfach so was Abgedroschenes wie Schatz oder Hasi. Aber richtig glücklich macht mich der Kusssmiley am Ende seiner Nachricht. Doch wichtig ist auch noch, dass er sich extra für mich den Dienstagabend irgendwie freigeschaufelt hat, damit wir uns doch früher sehen können und über alles reden können. Mit einem tollen Gefühl und einem Lachen im Gesicht kuschel ich mich wieder in meine Decke und falle in einen schönen Traum.


Home sweet homeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt