Home sweet home

Die Rede

Als das Essen fertig ist, gehe ich ins Wohnzimmer. Dort finde ich einen total aufgelösten Andy sitzen, der um sich herum lauter zerknüllte Blätter zu liegen hat und jetzt auf seinem Stift rumkaut. „Andy?" Er sieht mich sofort an, „Kommst du? Essen ist fertig und du siehst so aus, als ob du dringend mal eine Pause gebrauchen kannst." Er legt den Stift weg und kommt mit in die Küche. Gemeinsam setzen wir uns an den Tisch und essen. „Wie lange sitzt du jetzt schon da dran?" „Seit dem du mich das letzte mal zusammengeschissen hast", sagt er etwas kleinlaut. „Und warum hast du dich nicht bei mir gemeldet? Ich hab doch gesagt du sollst mir schreiben, wenn du nicht weiterkommst." Er senkt nur den Blick.

„Andy was ist los mit dir? Dich bedrückt doch irgendwas." Er wuschelt sich durch die Haare. „Ich habe einen riesigen Fehler gemacht" Jetzt ist meine Neugier geweckt. „Na erzähl schon." „Eigentlich würde ich eher mit Nik darüber reden, aber der hat ja nicht wirklich mehr die Zeit für mich. Also....man ist mir das peinlich." Ich sage ihm, dass ihm nichts peinlich sein muss, immerhin kennen wir uns auch schon ewig. Aber er druckst immer noch rum, bis es endlich aus ihm raussprudelt. „IchhabmitderVermieterinderLagerhallegeschlafen." „Warte mal, das war jetzt so schnell, ich glaube ich hab das nicht richtig verstanden. Hast du gerade gesagt, dass du mit der Vermieterin der Lagerhalle geschlafen hast?" Verzweifelt guckt er auf seine Finger. „Ja."

Wow, okay, ich weiß gar nicht was ich jetzt dazu sagen soll. „Und was ist da jetzt zwischen euch?" „Ich weiß nicht mal, wie das passieren konnte. Das ist mir alles so peinlich. Vor allem, wenn es nur einmal gewesen wäre, aber ich Dussel musste ja den Fehler gleich dreimal machen." „Ihr habt...also....mehrmals?" „Ja in den letzten drei Tagen haben wir uns jeden Tag getroffen, aber das ist nichts für mich und ich weiß nicht, wie sie das ganze sieht." Ich lege meine Hand auf seine. „Red mit ihr darüber. Ihr seid beide zwei erwachsene Menschen und da gibt es immer eine Lösung. Wenn das aber zwischen euch steht, dann kann es schnell zu Problemen kommen." Ich räume den Tisch ab und Andy sagt mir, dass er sie mal anruft und zieht sich dann in sein Schlafzimmer zurück.

Ich sammle die ganzen Zettel im Wohnzimmer auf und falte einige auseinander, damit ich sehen kann, was er sich für Gedanken gemacht hat. Es steht nicht wirklich viel auf den Zetteln, aber immer etwas anderes. Ich mache mich dabei und schreibe Stichpunkte auf ein neues Blatt. Schon beim schreiben fällt mir auf, wie viel ihm seine Schwester bedeutet und wie sehr er sie liebt. Ich bin so gerührt von den ganzen Worten, dass mir eine Träne langsam die Wange herunter läuft. Bevor sie auf das Blatt fällt, wische ich sie mir weg. Die Schlafzimmertür öffnet sich und Andy kommt auf mich zu. „Na wie ist es gelaufen?" Er lässt sich neben mich auf das Sofa fallen. „Ich habe ihr erklärt, dass es für mich nichts bedeutet und sie hat das so akzeptiert." Ich merke, dass ich da nicht länger nachbohren sollte und lasse es einfach dabei, obwohl ich genau weiß, dass da noch mehr ist.

„Was machst du hier?" Jetzt ist es mir peinlich, denn das ist doch ganz schön privat alles und ich habe nicht mal gefragt, ob ich die Zettel lesen darf. „Sorry, ich hätte dich fragen sollen, ob ich mir die Zettel angucken darf. Ich habe einige Stichpunkte verfasst, von dem was du aufgeschrieben hattest." Er nimmt das Blatt mit den notierten Stichpunkten und liest es sich durch. „Ist schon okay. Das hilft mir enorm weiter." Er fängt auf einen neuen Blatt zu schreiben an und ist damit schnell fertig. Er reibt sich immer wieder über den Nacken und verzieht sein Gesicht. Ich stehe auf, hole ihm einen Kaffee und stelle mich einfach hinter ihm und fange an seinen Nacken zu massieren, der total verspannt ist.