⚠️ Triggerwarnung: Verdrängung ⚠️
Sonderlich wohl fühlte sich Chan nicht, als er realisierte, dass er der Einzige war, der mehr als nur davon überzeugt schien, dass die Worte seiner Schwester nichts zu bedeuten hatten und sie Felix mit jemand anderen verwechselte. Aufgrund seiner Sturheit entstand ein Schweigen, in dem Hannah ihre Hand weggezogen und ihre Arme am Ende doch ineinander verschränkt hatte. Eine regelrechte Abwehrhaltung, um zu zeigen, dass sie nicht sonderlich glücklich war. Es war nicht das erste Mal, dass Chan zu sehr von sich selbst überzeugt war und die Worte seiner kleinen Schwester nicht für bare Münze nahm und das wiederum machte sie sauer. Sie war schließlich kein kleines Kind mehr, dass man ihre Erinnerungen oder Aussagen nicht ernstnehmen brauchte.
„Lee Felix, seine Schwester ist bei einem Hausbrand ums Leben gekommen. Seitdem Felix nach Korea gezogen ist, hast du ihn aus deinem Leben verdrängt. Du hast Tag und Nacht geweint, weil du es nicht ausgehalten hast, dass er weggezogen ist und nicht mehr mit dir geredet hat, seitdem all das passiert ist. Du hattest ständig Albträume und Papa hat dich irgendwann zum Psychologen geschickt. Aber du hast trotzdem nie gesprochen. Du hast nichts mehr gegessen, konntest nicht mehr in die Schule gehen... Ich war zwar klein, aber ich weiß noch alles ganz genau... Und jetzt willst du es leugnen, dass du ihn schon früher kanntest. Du hast einfach nur Angst, Channie."
Erneute Stille.
Felix' Blick hatte sich auf den Älteren gelegt, der seinen Blick zu Boden wandte und schwer schluckte. Aus irgendeinem Grund war Chan zwiegespalten. Er wusste, dass Hannah mehr als nur recht mit ihren Worten hatte, aber wollte, besser gesagt er konnte ihnen nicht recht geben. In ihm war eine schmerzhafte Blockade, dass er wie von selbst nur seinen Kopf schüttelte, ihm Tränen in die Augen stießen und er seinen Kopf dann geschwächt auf seinen Händen abstützte. Seine Finger verwehrten den Großteil seines Gesichts und so langsam entwichen ihm auch leise Schluchzer.
„Und jetzt versuchst du mich zu retten... Du tust so, als wäre alles in Ordnung, aber tief im Inneren warst du es nie. Irgendwann hast du einfach nur funktioniert, aber deine Probleme steckten tief in dir, in der Hoffnung, dass du sie niemals wieder ausgraben musst. Aber so funktioniert Leben nicht... Du lebst in Wirklichkeit seit Jahren nicht mehr, sondern du existierst nur, weil dein Trauma dich so sehr belastet."
Felix saß noch immer perplex auf seinem Stuhl neben Chan. Natürlich hätte er seinen Freund in den Arm nehmen können, aber gerade schien für ihn alles so surreal, dass er dachte, es wäre ein Film, der sich vor seinen Augen abspielte. Keineswegs war dies seiner Meinung nach die Realität und somit blieb er starr, wusste nicht wohin mit seinen Gefühlen. Es war absurd und schien doch so schlüssig zu sein. Jedoch konnte er nichts anderes, als nichts zu tun. Mal sah er Chan an, mal Hannah, aber mit der Zeit begann sein Kopf zu explodieren, weil er unbewusst an den Tag erinnert wurde, an dem er sein eigenes Zuhause, als auch seine Zukunft, in Brand setzte. Und es tat ihm leid, dass er wohl nicht nur seine Eltern und sich selbst damit quälte, sondern allem Anschein nach hatte auch Chan damit zu kämpfen.
Felix war in seinen Augen mehr als nur egoistisch gewesen, dachte nur an sich selbst und stellte seine eigenen Probleme mehr in den Vordergrund, als er es zunächst angenommen hatte. Er war ein Idiot, nicht nur, dass er Chan geschadet hatte, sondern weil er ihn scheinbar vergessen hatte. Oder er hatte Chan ebenso verdrängt, wie dieser ihn.
Es wäre beinahe lustig gewesen, wenn der Hintergrund, warum sie einander verdrängten, nicht so unglaublich traurig wäre. Ein wundervolles Wiedersehen nach Jahren unter Freunden. Nur war es wohl weder wundervoll, noch brachte es dem jeweils anderen ein schönes Gefühl ein. Es war schwer, mehr als das, mit der Vergangenheit ein weiteres Mal konfrontiert zu werden. Erneut den Schmerz zu spüren, den sie eigentlich aus dem Weg gehen wollten.
„Es tut mir so leid, Felix..."
Aber keiner wusste so recht, warum Chan sich für etwas entschuldigte. Immerhin wurde niemanden wirklich unrecht getan. So empfand es jedenfalls der Jüngere.
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𝗗𝗿𝗼𝘄𝗻 ✧ CHANLIX
Fanfiction"Stille Wasser sind tief." - Doch Felix ertrinkt an seinen Gefühlen, während Chan von all dem nichts mitbekommt. Ein einfacher Strandurlaub sorgt dafür, dass Felix seine erste, richtige Freundschaft nach langer Zeit aufbaut. Doch, dass diese Freunds...