fifty nine 🌊

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Heute war Felix' achtzehnter Geburtstag gewesen und es war auch der eigentliche Grund, warum er wieder zurückwollte. Innerlich trug er die Hoffnung, dass seine Mutter wenigstens an seinem Geburtstag nicht am Rad drehte. Auch wenn es eher eine Wunschvorstellung war und nicht wirklich so eintreffen würde, wie Felix es sich erhoffte. Davon mal abgesehen, dass er nicht einmal Chan gesagt hatte, dass er heute achtzehn geworden war, weil er seinen Geburtstag als nicht wirklich wichtig empfand, dass man ihm dafür gratulieren musste. Viel eher glich es einer Gratulation dafür, dass er bisher so viele Jahre auf dieser Welt überstanden hatte und nun ein Jahr weniger auf dieser zu verbringen hatte. Doch etwas Besonderes war es für ihn nie gewesen. Außer als er ein Kind war, aber welches Kind freute sich nicht auf Geschenke und eine kleine Party mit seinen Freunden zu feiern, eine Menge Spaß zu haben?

Aber ansonsten war der Tag bedeutungslos, wie jeder andere auch.

„Denkst du wirklich, dass heute ein guter Tag dafür ist, deiner Mutter einen Besuch abzustatten? Ich hab absolut keine Probleme damit, dass du Sachen von mir trägst und auch Dinge von mir benutzt!", wollte der Schwarzhaarige noch einmal sichergehen. Denn eigentlich schien Felix heute ziemlich gute Laune zu haben. Er wirkte nicht ganz so nachdenklich und in sich gekehrt wie sonst. Sogar einige Witze hatte er machen können und sein verlorengegangenes Lächeln hatte er auch wiedergefunden, sodass man meinen könnte, dass er es mit dem Besuch, um einen Teil seiner Sachen zu holen, überstürzen könnte und es im Nachhinein wieder einmal bereute. Und davor wollte Chan ihn beschützen, auch wenn er das Aufeinandertreffen am Ende sowieso nicht verhindern konnte. Aber bei ihm bleiben konnte er und Felix vor Gefahren schützen, um sicher zu gehen, dass ihm wenigstens körperlich nicht geschadet wurde. Die Worte, die diesem gegeben werden könnten, konnte er aber nicht einfach so verhindern und Aussagen konnten einen viel mehr zerstören, als dass es Handgreiflichkeiten jemals tun konnten. Wenn man an körperlichen Verletzungen starb, dann würde es immerhin ein Ende, auch wenn dies nicht wunderschön war, geben. Aber Seelische Verletzung würden für immer bleiben, man würde sie für immer mit sich tragen und selbst wenn man dachte, dass man den endlich entkommen war, würden sie einen immer einholen und vielleicht sogar seelisch umbringen.

„Keinem ist geholfen, wenn ich es immer vor mich herschiebe... Ich bin sonst viel zu feige, weil ich mir für alles die Schuld gebe, was um mich herumpassiert."
„Falsch, dir wurde die Schuld gegeben für alles, was um dich herum passiert. Aber in Wirklichkeit kannst du nichts dafür, für das, was dir das Schicksal in die Hände legt.", meinte Chan mit Bedacht und versuchte den Jüngeren irgendwie aufzumuntern. Wobei es nur nach einer nett gemeinten Umschreibung für das Wort Karma klang und doch wusste keiner so wirklich, wieso Felix es verdient hatte, so eine schwierige Vergangenheit auf seinem Rücken mitzuschleppen. Keine einzige Sekunde zum Atmen hatte, weil er Angst haben musste, dass gleich das nächste Unheil passierte. Er hatte nie jemanden absichtlich geschadet oder wirklich verletzt, dass man ihn dafür bestrafen musste. Aber manche Menschen hatten dahingehend nie wirklich Glück, dass man fast denken konnte, das Leben hatte etwas gegen Felix selbst und wollte ihm mehr Gründe geben, ihn in ein Loch zu werfen, als ihn aus diesem endlich herausholen zu können.

„Vielleicht wäre aufgeben manchmal wirklich die bessere Idee...", seufzte der Jüngere leise vor sich hin, sodass es eher ein leises Gemurmel war, welches Chan nicht verstand und bei den Worten war es auch wesentlich besser, wenn niemand außer Felix selbst wusste, was er von sich gegeben hatte. „Aber am Ende wird alles gut, nicht? Auch wenn das Leben nie ein Happy End hat, weil wir sowieso alle irgendwann sterben werden." Der optimistischste Mensch war der Brünette wirklich nicht und doch schien es Chan nicht wirklich zu stören, außer dass er etwas schmunzeln musste darüber, weil er nicht wusste, was er darauf zu antworten hatte. Theoretisch hatte Felix immerhin recht mit dem, was er sagte. Denn der Tod war keinesfalls etwas Schönes und für viele sogar etwas, wovor sie Angst hatten.

„Aber man hat oftmals so viel Zeit, um das Beste aus seinem Leben zu machen. Deswegen sollte man niemals aufgeben, auch wenn es noch so schwer gerade ist."

𝗗𝗿𝗼𝘄𝗻 ✧ CHANLIXWo Geschichten leben. Entdecke jetzt