twenty two 🌊

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"Du brauchst nicht traurig sein. Ich bin mir sicher, dass wir uns wiedersehen.", meinte Chan mit einem Kichern, in der Hoffnung, dass er dem Brünetten somit die Traurigkeit abnehmen konnte. Doch es lag nicht daran, dass sie sich trennen würden, viel eher war es die Tatsache, dass Felix in seinem alten Leben niemanden hatte und ihm bewusst wurde, wie krank ihn dieses ständige Alleinsein machte. Es war allein sein Verschulden und seine Entscheidung, denn ihm war bewusst, dass ihn niemand vermissen konnte, wenn er keinen hatte. Niemand konnte enttäuscht sein, wenn er keinen hatte, der auf ihn zählte und keiner würde traurig sein, weil er bisher keinen traurig machen konnte.

Sanft drückte der Ältere Felix' kleine Hand und gab ihm somit Kraft. Oft hatte der Jüngere darüber gelesen, dass es Menschen helfen konnte und bisher hatte er nie daran geglaubt. Es klang in seinem Kopf zu unrealistisch, dass eine so einfach Geste etwas bei einem Menschen bewirken konnte. Aber jetzt, wo er es selbst gespürt hatte, fühlte er sich nicht mehr allein mit seinen Gefühlen. Als hätte ihm Chan sie ein bisschen abnehmen können, was nach wie vor in seinen Augen absurd war.

"Ich bin nicht traurig... Nur ich mag mein Leben, was ich lebe, gerade nicht so... Es ist... Ach egal. Ist nicht so wichtig." So ganz schien Felix nicht über seine Worte nachgedacht zu haben, die er gerade sagen wollte. Es schien viel eher, dass er seine Gedanken aussprach, um ihnen Luft zu machen und dabei hatte er ganz vergessen, dass Chan ihm zuhören konnte. Felix würde lügen, wenn er sagte, dass es ihm nicht unangenehm war. Vor allem jetzt, wo er vom Lockenkopf besorgt gemustert wurde. Er wollte in diesem Moment eher positive Dinge spüren, als dieses Mitleid, was ihm am Ende überhaupt nichts brachte.

"Aber ich denke, dass es dir in Zukunft sehr bald besser gehen wird. Irgendwann geht es immer bergauf. Gerade dann, wenn man es am wenigsten erwartet und dann sollte man dankbar sein. Für die positiven und negativen Dinge im Leben, denn sie machen dich zu dem, der du bist." Wieder hatte Chan dieses aufmunternde Lächeln, wenn er versuchte Felix ins Gewissen zu reden. Nur fand letzterer es nicht mehr ganz so provokant, als die ersten Tage, in denen er auf die Jungen getroffen hatte. Ihm war bewusst geworden, dass der Schwarzhaarige keine bösen Absichten hatte. Viel eher Gute, denn die Worte klangen in Felix' Ohren aufrichtig, als würde es der Ältere ernst meinen, ihm helfen zu wollen. "Und irgendwann werden wir uns bestimmt wiedersehen und dann denken wir an den Urlaub zurück."

Somit ließ Chan von seiner Hand ab, nur um sich auf den Sand fallen zu lassen, denn sie waren schon an dem kleinen Lagerfeuer angekommen, bei dem sich schon mehrere Menschen gesammelt hatten. Es waren um die zehn gewesen, also nicht sonderlich viel, wie Felix erst gedacht hatte. Seiner Meinung nach waren es doch zu viele gewesen, als dass er reden konnte oder wollte. Von dieser Einstellung versuchte er sich aber nichts anmerken zu lassen, setzte sich stillschweigend neben den Älteren und schenkte ihm ein kleines, zurückhaltendes Schmunzeln.

"Falls du irgendwas bestimmtes morgen machen wollen würdest, dann können wir das gern tun. Bisher hast du ja immer nur unsere Wünsche ertragen müssen..." Felix schüttelte daraufhin kurz seinen Kopf.
"Das ist nicht nötig. An den Strand gehen, reden und den Tag genießen, würde mir reichen." Das war auch keinesfalls gelogen. Felix war nie jemand gewesen, der sich groß Dinge ansehen musste, wenn er denn mal irgendwohin gefahren war. Er mochte die Kleinigkeiten, simplen Dinge, die ihn nicht jegliche Kraft kosteten. Über die Jahre hatte er gelernt, sich mit einfachen Sachen abzufinden und dementsprechend war Chan auch verwundert über seine Bescheidenheit. Denn Seungmin und Hyunjin wollten viel mehr, als ständig an den Strand zu gehen. Mal waren sie in die nächstgelegene Stadt gegangen und hatten diese erkundigt, mal waren sie shoppen gewesen. Lauter solcher Dinge, die Felix die Kraft gekostet hatten und nie hatte sich dieser darüber beschwert.

"Wenn du das möchtest, dann soll dem nichts im Weg stehen."

𝗗𝗿𝗼𝘄𝗻 ✧ CHANLIXWo Geschichten leben. Entdecke jetzt