eightteen 🌊

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Wie schon geahnt, hat sich der Ärger vorprogrammiert. Seine Eltern waren sichtlich genervt, wie sich Felix verhielt. Seine ständiges Desinteresse gefiel ihnen nicht, obwohl sie zu einem gewissen Teil selbst dafür verantwortlich waren. Hätten sie Felix nicht von seinen drei Mitbewohnern getrennt, dann wäre er wohl wesentlich besser gelaunt gewesen. Aber jetzt zog der Australier ein Gesicht wie sieben Tage Regenwetter und so langsam reichte es seiner Mutter, sodass sie ihn einfach ignorierte und so tat, als wäre er nicht anwesend. Als wäre er für sie Luft. Das machte sie immer, wenn sie keine Lust mehr hatte und ihr Sohn ihr zu viel wurde.

Zu Felix' Glück war der Tag so gut wie vorbei gewesen, sodass sie schon sehr bald zurückfahren würden und er sich einfach ins Bett legen konnte. Die vernichtenden Blicke seiner Mutter blieben ihm allerdings nicht erspart. Im Gegenteil, es engte ihn sogar ein, sodass er ein wenig in Panik geriet und er diesen Frust, den er abbekam, versuchte abzuschütteln. Es belastete ihn. Seine Mutter belastete ihn.

Die Frau war in seinen Augen unberechenbar gewesen.

"Wenn Yongbok nicht mehr hier sein will, fahren wir eben zurück.", seufzte sie, verpasste ihm eine unangenehme Gänsehaut, die er versuchte abzuschütteln. Jedes Mal, wenn sie sauer war, wurde Felix bei seinem verhassten, koreanischen Namen genannt. Als würde sie die Schwachstelle extra ausnutzen, um ihm Schaden zu wollen und um ihm eins reinzudrücken. Als würde sie das nicht oft genug tun.

"Ich wollte diesen Urlaub eh nicht.", krächzte Felix und bereute seine Worte direkt. Denn anders, wie bei Chan, hatten seinen Eltern es gehört. Sein Vater ging gleichgültig mit der Sache um, als wäre es nie seine Idee gewesen, dass er mitkam. Schließlich war Felix siebzehn und konnte selbst entscheiden, ob er mit ans Meer wollte. Aber wie immer hatte alles seine Mutter entschieden, sodass ihm nichts anderes blieb, als mitzukommen. Und nun hatte er das Fass gänzlich zum Überlaufen gebracht, obwohl er nur die Wahrheit sprach.

Es hatte nicht mal zehn Sekunden gedauert, als er seine Aussage gebracht hatte, da spürte er den stechenden Schmerz an seiner linken Wange, der ihn durch den ganzen Körper fuhr. Einige weitere Sekunden verstrichen, ehe Felix realisierte, was passiert war. Sein Blick richtete emotionslos zu Boden, zugleich fühlte er doch so viel und das überforderte ihn. Doch leider waren es mittlerweile nur die negativen Gefühle gewesen, die ihn übermannten. So etwas wie Freude oder Glück kannte er nicht. Jedenfalls hatte er dies schon lang nicht mehr gespürt gehabt. Entweder kannte er das Gefühl der ewig andauernden Leere oder negative, grausame Gefühle, die ihn über den Tag hinweg begleiteten.

"Sei wenigstens einmal in deinem verdammten Leben dankbar, Felix!", fuhr sie ihn an, als der Brünette nicht einmal richtig Luft holen konnte. Sie nahm ihm einfach die Luft zum Atmen und brachte ihn wirklich dazu, dass er vollkommen ersticken würde. "Wir reißen uns für dich den Arsch auf und du kommst mit deiner Gleichgültigkeit, zerstörst alles und wirfst uns sowas an den Kopf!" Als wäre es nicht genug gewesen, rüttelte sie aus Verzweiflung an seinen Armen, wodurch seine Ärmel nur mehr als hochrutschten und Felix' Reaktion ließ in diesem Moment zu wünschen übrig. Als er sich winden wollte, die Ärmel herunterschieben wollte, hatten beide seiner Elternteile die Narben bereits gesehen, sodass beide wie versteinert stehen blieben und sich keiner traute etwas zu sagen. Sie starrten einfach nur drauf, als konnten sie es nicht wahrhaben wollen, doch Felix hatte den Stoff einfach runtergeschoben und hatte als Reaktion nichts anderes erwartet.

Nach Jahren des Versteckens hatten sie das Ausmaß, was sie, die Vergangenheit und seine Mitmenschen ihm antaten, endlich gesehen und obwohl Felix glücklich darüber sein sollte, fühlte er sich elendig. Er wollte verschwinden, denn nun musste er ehrlich sein. Seinen Eltern erklären, dass er sogar selbst zu einer Therapie ging, damit er ein relativ vernünftiges Leben führen konnte. Wer wusste, was mit ihm war, wenn er diesen Schritt damals nicht gegangen wäre? Wie würde sein Leben aussehen? Würde er überhaupt noch am Leben sein?

"Ich glaub, langsam solltest du verstehen lernen, dass ich für nichts dankbar bin, was in meinem Gott verdammten Leben passiert, weil es nur eine Qual ist!" Und somit lief Felix zum Auto, ließ seine Eltern einfach dort stehen, wo sie standen. Es würden noch einige Minuten vergehen müssen, ehe sie den anfänglichen Schock verdaut hatten und diese würde er einfach mit Musik hören verbringen, um der Realität für eine Augenblick entfliehen zu können. So wie immer.

𝗗𝗿𝗼𝘄𝗻 ✧ CHANLIXWo Geschichten leben. Entdecke jetzt