Mit einem Schniefen betrat Felix das Zimmer mit gesenkten Haupt und kletterte direkt die Leiter nach oben, um sich auf sein Bett zu werfen. Leise Schluchzer verließen wieder einmal seine Lippen. Seine Sicht trübte sich, während er langsam ziemlich starke Kopfschmerzen bekam, wie jedesmal, wenn er viel zu lang geweint hatte.
"Es ist okay, wenn du darüber nicht reden möchtest. Vielleicht hilft es dir ja, wenn du wenigstens ein kleines Stück davon erzählst, was dich belastet.", schlug Hyunjin vor, setzte sich auf sein Bett und wartete geduldig, dass er vom Australier eine Reaktion bekam. Ganz egal, ob sie negativ oder positiv sein würde. Für beides würde er Verständnis aufweisen. "Ich werde dir zuhören, Felix"
So gern der Jüngere darüber reden wollte, weil er diesen Schmerz, der sich in ihn angesammelt hatte, nicht verarbeiten konnte, doch er fand keine Worte. Besser gesagt, über seine Lippen wollten keine Worte kommen, außer Wimmer und Schluchzer, die er versuchte zu unterdrücken. Felix konnte nicht, als stände ihm etwas im Weg, was er selbst nicht lokalisieren konnte.
"Ich weiß nicht, ob es dir hilft... Aber ich hab auch eine ziemlich lange Zeit gebraucht, um eine gewisse Sache verarbeiten zu können. Ich habe es immer nur vor mich hingeschoben und das Problem darin nicht sehen wollen... Um genau zu sein, ich hab es verdrängt und nur weil man etwas verdrängt, ist es nicht weg. In Wahrheit ist es wesentlich präsenter, als dass einem lieb ist und es kann erst besser werden, wenn man darüber anfängt zu reden, weißt du?" Hyunjins Stimme war so sanft und beruhigend gewesen, dass selbst Felix sich allmählich beruhigt hatte. Es tat im gewissen Maß sogar gut, verstanden zu werden. Denn all das, was der Blonde ihm sagte, wusste er und doch hatte er sich ziemlich allein damit gefühlt. Manchmal dachte er, dass er der Einzige war, der nicht glücklich war. Aber dabei waren es viele, eigentlich so gut wie jeder, der durch eine schwere Zeit ging und doch konnten sie es viel besser verheimlichen, als er.
"Aber ich möchte dir auch nicht die Illusion nehmen... Egal, was dich belastet, niemand kann dir diesen Schmerz, deine Vergangenheit und auch nicht dein gebrochenes Ich nehmen. Du lernst damit umzugehen, du wirst stärker, weil du daran wächst, aber es wird immer Situationen geben, die dich an gewisse Dinge erinnern... Aber mit jedem Mal wirst du stärker... Und egal was dir passiert ist, ich hoffe, du wirst eines Tages nicht mehr mit den Gefühlen daran ertrinken, sondern wirst auftauchen können. Du bist nicht allein... nie bist du allein."
Somit kehrte Ruhe im Zimmer ein. Beide sahen gegen die Decke und irgendwie fühlte sich Felix nicht so unter Druck gesetzt etwas sagen zu müssen. Anders, als es bei Chan war, von dem er regelmäßig das Gefühl bekam, dass dieser eine Antwort von ihm erwartete. Aber Hyunjin war anders, weil er verstand, dass man in so einer Lage am liebsten nicht reden wollte. Und wenn, würde es eben dauern bis etwas den Mund verließ. Bis man sich getraute über den Schatten zu springen und man die Wahrheit aussprach, die einen auffraß.
"Danke Hyunjin..." Zwar war es nicht das, was sich der Ältere erhofft hatte, aber dafür war es wohl auch viel zu früh gewesen. Er selbst erinnerte sich, dass er damals zwei Jahre bei Seungmin gebraucht hatte, um sich diesem anzuvertrauen. Einerseits wollte er einfach keine Belastung sein, gleichzeitig wollte er ihn darüber aufklären, was mit ihm war und wieso er so war. Aus welchem Grund er gewisse Dinge tat, die er im Nachhinein sogar bereute, aber nicht steuern konnte.
"Es wird alles gut werden, auch wenn ich diese Aussage selber über alles hasse, weil sie am Ende von vielen Menschen eher nur so dahin gesagt wird... Aber ich meine es ernst. Es wird wirklich gut, weil du weißt, wie der Abgrund aussieht und daran wirst du dich hochziehen. Du lernst Dinge zu schätzen, weil du dafür kämpfst. Auch wenn es im Moment aussichtslos erscheint."
Und damit sahen die Beiden sich an, lächelten sich an. Zwar waren Felix' Augen noch immer voller Tränen, aber zugleich sprühten sie vor Dankbarkeit. Er war mehr als dankbar für Hyunjins Worte, von denen er sich nicht mehr allein vorkam. Als würde er das erste Mal nach langer Zeit verstanden werden.
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𝗗𝗿𝗼𝘄𝗻 ✧ CHANLIX
Fanfic"Stille Wasser sind tief." - Doch Felix ertrinkt an seinen Gefühlen, während Chan von all dem nichts mitbekommt. Ein einfacher Strandurlaub sorgt dafür, dass Felix seine erste, richtige Freundschaft nach langer Zeit aufbaut. Doch, dass diese Freunds...