thirty nine 🌊

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"Ist wirklich alles in Ordnung?", wollte Chan noch einmal sicher gehen, als er Felix den frisch aufgebrühten Tee hinstellte, der sich jedoch schnell in den eisigen Händen des Jüngeren wiederfand, damit er sich an ihm wärmen konnte. Der Brünette konnte eine ziemliche Frostbeule sein und weil die Temperaturen der letzten Tage eingestürzt waren, war er dies umso mehr. Chan hatte ihm bereits eine Decke gegeben, als die beiden Anderen noch da gewesen waren, aber selbst die hatte ihm nur zu einem Bruchteil genützt.

"Was ist damals im Krankenhaus passiert? Ich kann mir denken, dass es dir deswegen schlecht geht..."

Felix haderte mit sich, ob er nun auch Chan in das alles einweihen sollte. Ob es eine gute Idee war, in der Kürze der Zeit, sich anderen zu öffnen. Letztendlich würde es alles ans Licht kommen, dachte er jedenfalls. Schließlich konnte es Hyunjin einfach so herausrutschen, wenn die beiden ganz normal miteinander redeten.

"Können wir nicht einfach irgendeinen Film oder eine Serie sehen? Ich möchte darüber nicht reden, Channie." Natürlich ging Chan nicht weiter darauf ein, schob seine Neugierde ins hinterste Eckchen und schaltete seinen Computer ein. Einen Fernsehen besaß der Ältere nicht, weil die Wohnung zu wenig Platz bot, als dass er sich so einen irgendwo hätte hinstellen können und eigentlich war er jemand, der nie irgendwelche Filme oder Serien anschaute, weil die Zeit ihm quasi aus den Fingern glitt. Aus verschiedenen Gründen.

Nur leider bekam er auch das Gefühl, dass Felix nicht ganz so bei der Sache schien, als würde er mit dem Kopf ganz woanders sein. Denn auch wenn er mehr oder weniger ruhig neben Chan saß, konnte man allein an dem Blick des Jüngeren erkennen, wie aufgebracht er schien, wie ängstlich er war und dass er noch nicht einmal mitbekam, wie Chans Blick die ganze Zeit auf ihm lag.

"Es ist okay, wenn du das nicht möchtest... Aber ich kann dir auch nur helfen, wenn du redest." Unsanft zuckte Felix zusammen, als er realisierte, dass Chan erneut auf ihn einreden wollte und somit versuchte sich Felix tiefer auf das Sofa zu setzen, um sich irgendwie beruhigen zu können. Spielend hatte er den Blick auf seine Finger gerichtet, die er knetete und dann ein etwas zögerndes Nicken zustande bekam. Noch immer lag der Blick von Chan auf ihm, aber ermutigen, dass er etwas sagte, konnte dieser am Ende nicht. Es hatte gereicht, dass Hyunjin bereits etwas wusste und er wollte nicht noch jemanden mit seinen Problemen belästigen.

"Kann ich bei dir schlafen?" Wieder dieselbe Frage, die Felix von sich hören ließ und der kleine Hoffnungsschimmer, dass diesmal der Schwarzhaarige zustimmen würde. Nur war es falsch zu erwarten, dass dieser ihm zustimmte ohne den Grund zu kennen. Nur war es Felix total peinlich, wenn er dies zu gab. Immerhin hätte er sich gegen seine Mutter stellen können, sich wehren können. Doch alles was er hinbekam, war es wie ein elendiges Wrack auf dem Sofa zu sitzen und zu hoffen, dass es doch noch irgendwie Wunder gäbe.

"Selbst wenn ich dem zustimmen würde... Du kannst doch nicht einfach von Zuhause abhauen ohne Bescheid zu geben.", versuchte Chan ihm ins Gewissen zu reden. Jedoch sagte dies auch Felix Vernunft, während seine Angst quasi bettelte, dass er nie wieder nach Hause ging. Ja, es war absurd zu hoffen, Chan könnte ihn irgendwie ohne Erklärung verstehen. Nur was sollte er machen, wenn seine Angst ihn leiden ließ und er nie wieder zu seiner Mutter wollte, weil er wusste, was ihn erwarten würde?

Doch würde es auch nicht besser werden, wenn er wirklich für die nächsten Tage wie vom Erdboden verschwand. Seine Mutter würde rasend vor Wut werden und vielleicht würde vieles noch viel schlimmer werden, als es ohnehin schon war. Oder es würde ihr egal sein. Sie würde froh sein, wenn ihr Kind nicht mehr auftauchte.

"Meiner Mutter ist das egal, wirklich! Ich übernachte oft bei anderen und es interessiert sie nicht wirklich!", versuchte Felix wirklich mit dieser Lüge den Älteren dazu zu bekommen, dass er ihn überreden konnte. Nur blieb dieser eher skeptisch. Immerhin hatte er in Erinnerung, dass Felix meinte, dass Menschen Gift wären und gerade diese Worte wollten ihm nicht aus dem Kopf gehen. Natürlich hätte er ihm geglaubt, aber er konnte nicht, weil er sicher war, dass hier etwas gewaltig falsch lief.

"Felix, erzähl mir die Wahrheit. Erst dann kann ich dich hier schlafen lassen."

𝗗𝗿𝗼𝘄𝗻 ✧ CHANLIXWo Geschichten leben. Entdecke jetzt