sixteen 🌊

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Felix war aber eingeschlafen. Ziemlich früh sogar, was der Grund war, dass er dementsprechend bevor die Sonne wieder aufging, wach wurde und sich wieder einmal aus dem Raum heraus schlich, in der Hoffnung, dass Chan ihn nicht wieder einmal folgte. Mittlerweile fand er es seltsam, dass dieser immer dann wach war, wenn er es war und oft dachte er, dass er der Grund war, dass Chan geweckt wurde. Ganz egal, wie Felix es versuchte, dass er nicht zu sehr an dem Bett rüttelte, bisher war der Ältere immer wach geworden. Oder Chan hatte einen inneren Instinkt, was in Felix' Ohren nur mehr als absurd klang.

Mit einem leisen Seufzen, lies er sich in den weichen Sand fallen und hörte wieder einmal dem Meeresrauschen zu, was ihm dieses Mal sogar ein kleines Lächeln zauberte. Innerlich stieg in ihm die Sehnsucht nach Australien, den Wunsch sein altes Leben wieder führen zu können, obwohl es doch ziemlich gleich zu dem, wie in Korea, war. Auch wenn er nun seit über vier Jahren hier lebte. Er konnte sich bis heute nicht mit den Menschen hier anfreunden. Sie waren ganz anders, als er es von Australien kannte. Viel verschlossener und zurückhaltender.

Es gab Tage, da schob er die Schuld auf seine Eltern, dass er nun hier gelandet war, sich noch weniger mit Menschen verstand, aber am Ende waren das Dinge, an denen Felix selbst schuld trug. Er sollte über seinen Schatten springen und das Beste aus seinem Tag machen, das wusste er. Doch es fehlte ihm jeglicher Grund dazu und wenn er etwas daran ändern wollte, schien alles noch so sinnlos zu sein, dass er es letztlich doch sein ließ. Ihm fehlte einfach die Kraft dazu. Trotzdessen, dass er ein Jahr bereits in Therapie war, hatte er es seinen Eltern nie mitgeteilt. Schließlich sahen sie auch nie die Probleme, für die sie teilweise Schuld trugen.

"Also sehen wir uns heute den Sonnenaufgang an.", stellte Chan fest, gesellte sich zum Brünetten dazu, der sich den Sand in seinen Händen zusammenquetschte, nur um am Ende festzustellen, dass es seine Fingernägel waren, die den Schmerz in seinen Handballen verursachten. Es entglitt ihm ein leises Seufzen, ehe er den Sand aus seinen Händen rieseln ließ und nun Chan mit einem eher genervten Lächeln anschaute. Als wollte er ihm damit sagen, dass er gerade keine Lust auf ihn hatte. Das hatte er die letzten Tage eigentlich auch nicht gehabt, aber dann war er doch zu einem kleinen Teil froh gewesen, dass er hier war.

"Wieso schläfst du nicht durch?" Eigentlich hatte Felix nicht vorgehabt, dass er derartig abweisend klang, dass Chan beinahe erschrocken darüber war und sich unerwünscht vorkam. Andererseits sollte der Schwarzhaarige endlich begreifen, dass er ihn nicht folgen musste und schlafen konnte. Er war auch nur irgendjemand, der Probleme hatte, in den Schlaf zu finden oder durchschlafen zu können. Alles aus bestimmten Gründen, die am Ende doch nicht sonderlich wichtig waren.

"Ich schlaf' nie sonderlich lang. Vielleicht so drei bis fünf Stunden in der Nacht und dann bin ich hellwach."
"Man sollte im Durchschnitt acht Stunden am Tag schlafen.", meinte der Jüngere besorgte, legte seine Stirn in Falten. Selbst er schlief dank den Tabletten länger als Chan und irgendwie machte es ihn unruhig, dies zu wissen.
"Es gibt Menschen, die brauchen nicht so viel Schlaf, wie andere. Hyunjin kann zum Beispiel täglich zehn Stunden durchschlafen, wenn ihn Seungmin nicht wecken würde und ich schlafe halt die Hälfte." Dann begann Chan mit kichern, wandte seinen Blick von Felix ab.

Allmählich ging die Sonne auf. Der Himmel färbte sich in einem wunderschönem Orange, welches sich durch ein zartes Rosa ins Blau ausblendete. Dabei spiegelte das Wasser das Farbenspiel noch einmal.

Chan liebte Sonnenaufgänge viel lieber als Untergänge. In seinen Augen waren sie viel schöner gewesen und genau das, konnte man an seinem breiter werdenden Lächeln erkennen, was Felix mit einem Stirnrunzeln kommentierte. Denn für den Brünetten war es einfach nur ein Sonnenaufgang, ein weiterer Start in einen unbedeutsamen Tag, von dem er sich einfach nur erhoffte, dass er nicht allzu grausam enden würde.

Aber um ehrlich zu sein, waren die letzten Tage, die er hier war, nicht ganz so schlimm gewesen, als bei sich zu Hause. Da lauerten zig Gründe, die ihm seinen Tag versauen konnten. Hier wiederum nur zwei.

𝗗𝗿𝗼𝘄𝗻 ✧ CHANLIXWo Geschichten leben. Entdecke jetzt