seventy seven 🌊

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Es war das erste Mal gewesen, dass Felix zusammen mit Chan an dem Grab seiner Schwester war und zum allerersten Mal konnte er auch wirklich trauen, dass sie gestorben war. Sonst hatte er seine Trauer immer nur vor sich hingeschoben, aber niemals hätte er sie bewältigen können. Als hätte er Angst gehabt, dass er trauerte. Dass er es zu ließ von seiner Schwester Abschied zu nehmen, weil er sie nicht verlieren wollte. Dabei war sie noch immer bei ihm, in seinem Herzen. Und sie gab genauso wie sein Vater und auch Hyunjin auf ihn Acht. Durch Chan hatte er sich auch nicht einsam gefühlt, als würde er nicht allein Auf Wiedersehen sagen müssen und das gab ihm unglaublich viel Kraft.

„Hyunjin hatte an uns allen noch einmal Abschiedsbriefe geschrieben... Nur sollen wir sie erst öffnen, wenn wir an seinem Grab waren.", ließ Chan ihn wissen. Seine Stimme war mehr als nur ruhig gewesen, nachdem er sich von seinem kleinen, mentalen Zusammenbruch erholt hatte. „Ich habe deinen versteckt, damit du ihn nicht zwischen die Finger bekommst... Aber wenn du möchtest, kann ich bei dir sein, wenn du ihn dir irgendwann durchliest." Ein klein wenig wurde Felix rot bei dem Angebot, wobei es keinerlei Grund hierzu gab. Es war ein nett gemeintes Angebot unter Freunden. Nicht mehr und nicht weniger. Doch bedeutete es Felix unfassbar viel und mittlerweile konnte er wirklich seine Eltern für diesen Urlaub, den er erst vollkommen verabscheut hatte, nur danken. Zwar war die Zeit deswegen nicht einfacher geworden, aber wenn seine Freunde nicht gewesen wären, würde er wohl nicht hier und jetzt neben Chan laufen, gerührt sein von seinem Angebot. Viel eher würde er selbst nicht mehr leben und dieser Gedanke machte ihm Angst.

Denn wie er schon selbst damals gesagt hatte, er war zu jung zum Sterben und in diesem Moment hätte er viel eher Angst davor, als dass es ein schöner und beruhigender Gedanke für ihn war. Noch vor einem Jahr hätte er wohl das Gegenteil behauptet.

„Vielleicht lese ich ihn nachher...", murmelte er leise vor sich hin und griff nach der Hand seines Freundes. Erwarteter Weise war diese wesentlich wärmer als seine eigene Hand gewesen und ließ ihn in der Kälte des Winters nicht allzu sehr frieren. Wobei sich sein Körper mittlerweile in der Nähe von Chan wie von selbst erwärmte, was ein ziemlich angenehmes Gefühl seiner Meinung nach war. „Wenn ich mich dazu bereit fühle"

„Du musst nicht, wenn es zu viel für dich ist... Hyunjin würde Verständnis haben, selbst wenn du den Brief erst nach einem Jahr lesen würdest. Es würde dir wirklich keiner verübeln."
„Ich möchte ihn aber lesen, weil ich wissen möchte, was seine letzten Worte an mich sind..."

Und wenn das Felix' Wille war, würde der Ältere dagegen auch nichts machen können. Nur war er eben besorgter, weil er nicht wieder wollte, dass sein Freund zusammenbrach, mit seinen Gefühlen nicht zurechtkam und erst recht nicht sollte er Dinge nicht tun, die überstürzt waren.

„Du bist nicht allein und ich bin bei dir, ja?", wollte Chan noch einmal sichergehen, dass er ihm das Gefühl gab, dass er für ihn da war. Dass er immer bei ihm sein würde und selbst wenn er meinte, dass Felix allein sein wollte, würde er nicht allein sein. Chan gab ihm die nötige Distanz, aber er würde ihn kein zweites Mal verlassen. Die Konsequenzen würde er sich niemals verzeihen können und doch musste Chan vorsichtig sein, dass er ihm nicht allzu sehr in seine Privatsphäre eindrang und Felix' Freiheiten nahm.

„Ich weiß und ich werde immer bei dir bleiben, weil ich dir so viel verdanken habe." Ein sanftes Lächeln legte sich auf Felix' Lippen. Nach einer sehr langen Zeit hatte er dieses endlich wiedergefunden und das wusste Chan, denn er erkannte dieses Lächeln und er hatte es mehr als nur vermisst, sodass er es augenblicklich erwiderte.

„Danke Channie, dass du mich gerettet hast."

𝗗𝗿𝗼𝘄𝗻 ✧ CHANLIXWo Geschichten leben. Entdecke jetzt