Das, was sich Hyunjin zusammengereimt hatte, stimmte jedoch nicht so ganz mit der Wirklichkeit. Felix war jeden Tag im Krankenhaus, saß an dem Krankenbett seines Vater, dessen Chance aufzuwachen gar unmöglich schien und heute sollte diese Chance vollkommen erlischen. Der Australier hatte es schon beim Aufwachen bemerkt, dass heute kein sonderlich guter Tag sein würde und als er das verfluchte Gebäude, in dem Leben und Tod Hand in Hand gingen, betreten hatte, sah er die Pfleger und Ärzte in das Zimmer seines Vaters stürmen. - Das war auch kein allzu seltenes Bild für ihn gewesen. Schließlich war er damit aufgewachsen. - Es erfolgte eine erneute Notoperation und dann die Bestätigung, dass er es nicht geschafft hatte, was mehr als nur vorhersehbar war.
Wie jeden Sonntag war Chan in dasselbe Krankenhaus gegangen, wo sich auch Felix' Vater befand und besuchte seine kleine Schwester, um ein wenig die Zeit mit ihr zu verbringen. Sie litt seit fast zwei Jahren an Leukämie und seither kämpfte sie gegen die Krankheit, um in ihr Leben zurückzukehren. Mal ging es ihr gut, mal bestimmte der Krebs ihr Leben mehr, als ihr es eigentlich recht war. Und aus diesem Grund gab sich Chan besonders viel Mühe, dass er den bestmöglichen Abschluss erreichte, um ausreichend Geld zu verdienen, denn seinen Eltern gingen langsam aber sicher das Geld aus.
Doch von den Problemen wussten Seungmin und Hyunjin nichts. Bisher hatte er es immer gut verstecken können und wurde auch keine sonderliche Last für die beiden. Sie hatten genug mit sich selbst zu kämpfen.
Als Chan aus dem Krankenzimmer trat, erkannte er eine zusammengekauerte Person auf dem Boden und aus diesem Grund hielt er es für eine gute Idee, diese anzusprechen. Dass es sich allerdings dabei um Felix handelte, überraschte ihn selbst. Von diesem hatte er, wie die anderen Beiden, seither nichts mehr gehört und in seinen Augen sollte es ein Zeichen sein.
Aus ihm hatte er zwar nicht wirklich viel herausbekommen können, aber er merkte recht schnell, dass es Felix gut tat, als sie zu ihm gegangen waren und umso überraschter war er daher gewesen, als er von ihm gefragt wurde, ob Felix nicht bei ihm schlafen durfte.
Chan fand es zwar süß, keine Frage. Aber Felix war weder volljährig, noch kannten ihn seine Eltern, besser gesagt seine Mutter, dass diese sich keine Sorgen um ihren Sohn machte. Der Ältere war quasi ein Fremder, aber dennoch hatte er es sich nicht nehmen lassen, den Brünetten wenigstens nach Hause zu begleiten. Und am nächsten Tag tauchte Felix erneut bei ihm auf, obwohl er in der Schule sein sollte. Wieder bekam er keine Erklärung, was passiert war, wieso Felix im Krankenhaus war und das zog sich zwei weitere Tage so, ehe der Jüngere nicht mehr bei ihm aufgetaucht war.
Normalerweise war das Chan gleich gewesen, aber irgendetwas sagte ihm, dass etwas nicht stimmte. Dass dieses Schweigen etwas zu bedeuten hatte, was ihm selbst langsam Bauchschmerzen bereitete.
Heute war also Mittwoch, ein ziemlich verregneter Mittwoch, der noch so düster war und man am liebsten in seinen eigenen vier Wänden bleiben wollte. Dennoch trieb es Chan zu Felix, um nach dem Rechten zu sehen. Immerhin belog ihn sein Gefühl nie, wenn er dachte, dass etwas nicht richtig war.
Mit zittrigen Fingern klingelte er an der Haustür und wartete gespannt darauf, ob und wer ihm die Tür öffnen würde. Felix hatte ihm nie etwas über seine Familie erzählt, ob er Geschwister hatte oder Einzelkind war, während dieser es über Chan wusste. Und Felix war auch der Einzige gewesen, der wusste, dass seine Schwester seit zwei Jahren im Krankenhaus war, weil es die Situation damals so ergeben hatte. Er hätte ein viel zu schlechtes Gewissen bekommen, hätte er an diesem Tag Hannah nicht besucht. Denn das tat er immer, egal wie es ihm ging, was er zutun hatte. Und wenn er wirklich einmal nicht konnte, so wie es im Urlaub der Fall war, hatte er mit ihr telefoniert. - Sie hatte für ihn stets oberste Priorität.
Die Tür öffnete sich und eine zierliche, verweinte Frau sah durch den Türspalt. Zwar hatte Chan sie damals im Urlaub gesehen, aber er hatte sie nie wirklich wahrgenommen, als dass er sagen könnte, dass es sich bei ihr um Felix' Mutter handeln würde. Sie war einfach nicht sonderlich präsent für ihn gewesen. Und das letzte Mal als er den Brünetten besucht hatte, öffnete ihm der Australier höchstpersönlich die Tür und nicht dessen Mutter. Daher wurde ihm umso übler, dass etwas passiert war.
"Ist Felix da?"
"Tut mir leid, er ist gestern nicht nach Hause gekommen..."
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𝗗𝗿𝗼𝘄𝗻 ✧ CHANLIX
Fanfic"Stille Wasser sind tief." - Doch Felix ertrinkt an seinen Gefühlen, während Chan von all dem nichts mitbekommt. Ein einfacher Strandurlaub sorgt dafür, dass Felix seine erste, richtige Freundschaft nach langer Zeit aufbaut. Doch, dass diese Freunds...